Luca, auf einer Skala von 0 bis 10, wie glücklich bist du zurzeit?
(lacht) Auf alle Fälle eine 10! Das kann man gut geben.
Es läuft gerade alles rund bei dir, auf der Bühne wie privat. Und jetzt noch das neue Buch, ein intimer Rückblick auf dein Leben mit hunderten Bildern. Wieso öffnest du dein Familienalbum gerade jetzt?
Wir wollten schon lange im Hinblick auf das zehnjährige Bühnenjubiläum was machen. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, auch den Fans was zurückzugeben. Ich werde oft gefragt, «wie war es denn damals», so konnte ich mein bisheriges Leben gleich auch bisschen einordnen.
Trotz all der sehr persönlichen Schnappschüsse, gab es auch Situationen aus deinem Leben, die dir zu intim waren, mit ins Buch zu nehmen?
Mein Beziehungsleben war ja immer auch öffentlich, das ist auch ok so. Aber klar gibt es da Grenzen, was ich zeigen wollte. Warum eine Liebe jetzt genau nicht mehr funktioniert hat und was sich da im Detail zwischenmenschlich abspielt, das ist etwas, das man mit sich selbst vereinbaren muss.
Was war der bisherige Höhepunkt in deiner Karriere?
Erfolgsmässig klar der Eurovision Song Contest vor zwei Jahren in Tel Aviv. Nach dem erreichen des 4. Platzes wurde ich als etablierter Künstler wahrgenommen und konnte auch den letzten Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Sehr schöne Momente hatte ich auch 2017, als es mit dem Tanzen losging. Die Verbindung dieser beiden Welten, also Singen und Tanzen, ist mir unglaublich wichtig.
Wenn man dich so auf all den Fotos sieht mit deinem unverkennbaren Lachen, hat man schon den Eindruck, doch der Luca führt ein sehr glückliches Leben...
(lacht) ...ja das schreibt die Schweizer Illustrierte immer wieder, das mit dem Lachen als Markenzeichen...
... aber gibt es auch den nachdenklichen Luca, der mal mit sich hadert?
Ja, ganz klar. Es gab Momente kurz nach dem Start meiner Karriere, wo ich dachte, Mensch, ich sollte schon viel weiter sein als ich effektiv bin. Ich hätte schon gerne an grösseren Festivals gespielt, an musikalisch hochwertigeren Anlässen. Doch ich wurde oft eher belächelt, als dass man mich ernst nahm. Es hat mich gestört, dass ich einfach auf den unreifen Teenie reduziert wurde.
Hat dir das weh getan?
Ja klar, das hat mich beschäftigt. Man hat das Gefühl, einen Stempel aufgedrückt zu bekommen. Das ist der Typ von der Casting-Show! Zehn Jahre später denke ich anders darüber, bin stolz, dass ich das alles machen konnte und sehe die Casting-Shows als Sprungbrett, das ich nutzen konnte. Aber früher musstest du nur an einem Ort auftauchen, da sagten Wildfremde, ohne mich anzuschauen, zu meinem damaligen Tour-Manager «hast du ihm schon gesagt, dass ihn nächstes Jahr niemand mehr kennen wird?».
Du sprichst in deinem Buch auch von «Feinden» , wen meinst du damit?
Man kann es ja generell nicht immer allen recht machen – und wird auf der anderen Seite von Menschen enttäuscht. Es gab Projekte und Zusammenarbeiten, die einfach nicht funktionierten, da ging es teilweise auch um Geld. Da wurden Dinge hinter meinem Rücken gemacht, die nicht mit mir abgesprochen waren. Schlussendlich war das einfach ein grosser Vertrauensmissbrauch. Gerade wenn man jung und dazu noch offen ist, ist man anfällig, von anderen ausgenutzt zu werden. Da muss man lernen, feinfühlig zu werden. Aber das ist mit 16, 17 Jahren nicht so leicht.
«Die Trennung meiner Eltern war eine schwierige Zeit»
Luca Hänni
Machen wir einen Sprung in die Vergangenheit – wie war deine Kindheit?
Daran denke ich mit sehr positiven Gefühlen zurück, meine Schwester Annina und ich haben so oft zusammen gespielt, im Garten unser eigenes Reich geschaffen. Klar, die Trennung der Eltern war eine schwierige Zeit. Wir waren dann alleine bei der Mutter, die Familie hatte es finanziell nicht leicht. Ich kann mich noch erinnern, dass ich immer wieder Nebenjobs gefasst habe. Mal ging ich mit dem Putzeimer bewaffnet zu den Nachbarn Velos putzen, ein anderes Mal betrieb ich für meine Grossmutter einen kleinen Stand, wo ich Kirschen, Äpfel und Eier verkaufte. Das hat aber auch ganz viel Spass gemacht.
Hast du ein gutes Verhältnis zu deinen Eltern?
Wir kommen alle super miteinander aus, pflegen einen regelmässigen Kontakt. Meine Mutter hat dann ja auch einen anderen Mann kennengelernt, der auch zwei Kinder in die Ehe brachte, ich bin also in einer Patchwork-Familie gross geworden.
Du wolltest ja mal Maurer werden...
...oh, ich glaube es wäre kein guter Maurer aus mir geworden. Ich habe wohl einen zu ungestümen Charakter dafür. (lacht)
Wo hast du eigentlich mehr Erfolg, in Deutschland oder der Schweiz?
Das ist noch schwierig zu sagen. In Deutschland mache ich mehr TV-Projekte, und dort ist der Markt natürlich viel grösser. Dafür habe ich in der Schweiz super Werbepartner. Und was in der Schweiz auf der Bühne funktioniert, kann in Deutschland durchfallen – und umgekehrt.
Was sind denn die Schattenseiten des Ruhms, gibt es Momente, wo es dich nervt, immer in der Öffentlichkeit zu stehen?
Das kommt eigentlich ganz selten vor. Gut, wenn ich gerade beim Essen sitze, finde ich es nicht so toll, von einer Menschentraube umzingelt zu sein. Sonst bin ich unheimlich gerne mit den Fans zusammen.
Doch da gab es doch mal diese Stalkerin, die dir das Leben schwer machte...
Ja, das war sehr unangenehm. Sie besuchte alle meine Konzerte – und dann stand sie plötzlich auch vor der Haustüre und schrie, dass sie sich anzünden würde, wenn ich nicht rauskomme und mit ihre rede. Es kam auch zu Morddrohungen gegen mich und meine Familie. Und in Deutschland sogar mal zu einem Polizeieinsatz wegen ihr, als ich während einem Konzert ein T-Shirt in die Menge warf. Weil das Mädchen es für sich haben wollte, biss sie dem Fänger in den Arm und es kam zu einem Handgemenge. Schliesslich wurde sie von den Beamten mitgenommen. Auch heute noch sehe ich sie an meinen Veranstaltungen.
«Ich wurde oft eher belächelt»
Luca Hänni
Jetzt, da du selbst aus dem Teenie-Alter rausgewachsen bist, werden auch deine Fans älter? Oder bleiben die «Fännis» noch immer so jung?
Die sind bereits richtig alt geworden... (lacht) Nein, das ist nicht ganz ernst gemeint. Es gibt eine Art Kern-Fans, die natürlich mit mir älter geworden sind und dann hast du auch eine neue Generation, die nachkommt, deren englische Wörter, die sie brauchen, auch ich nicht mehr verstehe.
Kreischen die Mädchen denn immer noch an deinen Konzerten?
Ja klar, die schreien auf alle Fälle immer noch und gehen voll ab. Aber das kommt auch sehr auf das Event drauf an, manchmal wird auch bloss gepflegt geklatscht.
Bekommst du immer noch viele Liebesbriefe?
Es kommt immer noch sehr viel Fan-Post rein, ausserdem natürlich viele Kommentare auf Social Media. Liebesbriefe bekomme ich eher von Männern! (lacht).
Was sind die nächsten Projekte, die anstehen?
Jetzt läuft gerade das Buchprojekt, daneben mache ich meine Songs fertig. Dann steht die «Let's Dance»-Tour mit 23 Shows und «The Masked Singer Switzerland» an. Und ja, an Weihnachten spielen wir im Zauberwald Lenzerheide und im Zauberpark Zürich Flughafen, darauf freue ich mich schon sehr.
Und zum Schluss, jetzt wo du selbst ein Buch herausgebracht hast, welches ist denn dein persönliches Lieblingsbuch?
Ehrlich gesagt, komme ich kaum zum lesen. Aber ich habe jetzt grade zum Geburtstag ein Kochbuch bekommen. Da werde ich bestimmt reinschauen – und gerne was daraus kochen.