Händeschütteln, Umarmungen, weniger als zwei Meter Abstand — all das ist in der aktuellen Coronakrise zu vermeiden. Wenn irgendwie möglich, arbeiten Schweizerinnen und Schweizer zu Hause, das öffentliche Leben steht weitestgehend still. Die einzigen, die noch körperlichen Kontakt haben sollten und haben müssen, ist das medizinische Personal in den Spitälern, Altersheimen und Arztpraxen, oder?
Nicht ganz, wie die Gallier rund um Asterix und Oberlix, lässt ein kleines Dorf namens RTL seine TV-Protagonisten noch von Maskenbildnern schminken und eng umschlungen tanzen. Die Unterhaltungsshow «Let's Dance» wird trotz Infektionsgefahr weiter gedreht.
Und auch wenn man «die Situation stets neu beurteile», so RTL-Sprecherin Mandy Berghoff, halte man an dem Entscheid auch nach der Ausstrahlung heute Freitagabend fest: «Wir gehen davon aus, dass wir «Let’s Dance» weiter zeigen werden, beobachten die Lage aber selbstverständlich und sind in engem Austausch.»
Luca Hänni steht hinter dem Entscheid von RTL. Er sagt zu schweizer-illustrierte.ch: «Ich fühle mich hier sehr gut und sicher aufgehoben. Die Hygiene- und Sicherheitsmassnahmen sind streng und man achtet sehr darauf, dass sie eingehalten werden.»
Illegal ist das Handeln von RTL übrigens nicht. So lange kein Publikum anwesend ist, dürfen TV-Produktionen in Privaträumen in Deutschland weiterhin stattfinden.
Obwohl in Deutschland abgesehen von Familienverbänden nicht mehr als zwei Personen zusammen sein dürfen, sind bei den Drehs für die Show stets mehr Personen auf engem Raum beieinander.
Das bestätigt RTL auf Anfrage: «Bei den Aufnahmen sind ein Tanzpaar und ein Kamerateam – Realisator, Kamera und Ton anwesend. Maximal fünf Personen.» Die Sprecherin betont aber auch: «Das Team hält den gebotenen Abstand ein.»
Auch werden Tänzer und Promis weiterhin professionell gestylt. Doch auch hier sei man sehr achtsam heisst es weiter: «Alle Maskenbildner und Frisöre tragen Handschuhe und Mundschutz. Maske beruht auf Freiwilligkeit, die Stars dürfen sich auch selbst schminken. Gleiches gilt für das Styling, die Stars dürfen sich alleine an- und umziehen.»
Dass es auch anders geht, zeigt das SRF. Seit rund einer Woche schminken sich die Moderatoren und Gäste des Schweizer Fernsehens selber, bestätigt Sprecher Stefan Wyss gegenüber nau.ch: «Um in der Maske keine unnötigen Risiken einzugehen, müssen sich Moderationspersonen und Gäste ab sofort selbst schminken.»
Das Personal habe dafür eigene Schminksets bekommen und würden von den Maskenbildnern gecoacht, so Wyss weiter: «Werden Moderatorinnen und Moderatoren, Mitwirkende und Interviewpartner geschminkt und frisiert, kommen ihnen die Mitarbeitenden der Maske besonders nah.»
Eine gute Entscheidung, wie sich bereits kurze Zeit nach Inkrafttreten der Massnahme zeigt: Auf der SRF-Redaktion kommt es zu einem Coronafall. Mehrere Mitarbeiter sind nun in Quarantäne, darunter auch die Moderatoren Mario Grossniklaus und Mona Vetsch. Der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann, der zu Gast in der Spezialausgabe der «Tagesschau» war, wurde positiv auf das Virus getestet. Darauf wurde Grossniklaus aus Sicherheitsgründen von der Sendung abgezogen. Mona Vetsch, die die Sendung «Zäme dihei» hätte moderieren sollen, entschloss sich wegen Erkältungssymptomen für die Isolation.
Um uns weiterhin zuverlässig mit News versorgen zu können, arbeiten die Mitarbeiter des SRF in zwei Gruppen. Die einen im Studio, die anderen im Homeoffice. So sollen Infektionen und ein zu grosser Personalausfall verhindert werden.
Noch weiter geht das österreichische Fernsehen. Die Newsredaktion des ORF hat sich komplett im Gebäude des Senders isoliert. 180 Mitarbeiter befinden sich im Isolationstrakt, um weiterhin «Zeit im Bild», das Pendant zur Schweizer «Tagesschau», zu produzieren. Jeder, der einzieht, muss sich vorher einem Corona-Test unterziehen.