Sie atmet tief ein, steckt die Hände in den Schnee und wirft ihn lachend um sich. «So viel Schnee!», ruft Christina begeistert. «Ich freue mich wie ein kleines Kind.» Vier Tage lang sind Christina Luft (32) und Luca Hänni (28) als Botschafter für Schweiz Tourismus in der Jungfrau Region unterwegs. «Wer könnte diese Gegend den Deutschen besser schmackhaft machen als wir?», fragt der Berner Oberländer. Zumal auch seine Verlobte längst in seine Heimat verschossen ist.
Luca, welchen Ort haben Sie Christina in der Schweiz als Erstes gezeigt?
Seit wir uns im März 2020 bei «Let’s Dance» kennenlernten, schwärme ich ihr von der klaren Aare vor. Als sie mich erstmals hier besuchte, war das Wetter ganz übel, die Aare dreckbraun und voller Geäst.
Christina Luft: Ich dachte, also schöner als der Rhein bei mir in Köln ist das nun auch nicht (lacht).
Ich nehme an, Sie haben unser Land seither auch von seiner schönen Seite kennengelernt.
O ja. Ich war zum Beispiel überrascht, wie schön es hier im Sommer ist. Bevor ich Luca kennenlernte, war ich vielleicht ein-, zweimal für Auftritte da. Ich hatte nur die üblichen Klischees im Kopf: Schnee und Fondue. Dabei gibt es so viel mehr.
Sie wäscht, er saugt
Der Musiker und die Profi-Tänzerin pendelten zwischen Köln und Bern, seit sie sich bei der RTL-Tanzshow «Let’s Dance» verliebten. Dann beschliessen sie zusammenzuziehen, beide Regionen kommen als Wohnort infrage. Da Luca mehr in der Schweiz arbeitet und die beiden ihre freie Zeit gern hier geniessen, fällt die Wahl aufs Berner Oberland. Auch wenn es Christina nicht ganz leichtfällt, ihre Familie künftig so weit weg zu wissen. Ihre Eltern und ihre ältere Schwester – «sie ist meine beste Freundin» – leben in der Nähe von Dortmund, wo sie aufgewachsen ist. «Sieben Stunden Fahrt, das ist schon nicht gerade um die Ecke. Dafür bin ich dann jeweils ein paar Tage lang zu Besuch, das ergibt mehr Quality-Time. Darüber freuen sich auch mein Neffe und meine Nichte.» Zudem habe sie nach wie vor oft beruflich in der Nähe zu tun.
Vergangenes Jahr hat sich das Paar ein Haus gekauft, das nun umgebaut wird. Darum ist Christina letzte Woche zuerst einmal in Lucas Wohnung gezogen, bevor es dann ins gemeinsame Haus geht. «Wir machen das in Raten, das ist vielleicht gar nicht so schlecht», meint Luca lachend. Grosse Überraschungen im Alltag wirds kaum geben. Luca: «Wir teilen diesen ja schon länger, einfach an zwei Orten.» So weiss Christina bereits, dass ihr Schatz zuweilen etwas Mühe hat, mit seiner Schmutzwäsche den Wäschekorb zu treffen. Ansonsten sind die Aufgaben im Haushalt genau aufgeteilt. «Christina macht die Wäsche, ich bin der Staubsauger», sagt Luca. Gekocht wird oft gemeinsam, wobei sie die «Suppen- und Pasta-Königin» ist, während er Hand anlegt, wenns um Fleisch und Fisch geht.
Hand angelegt hat Luca auch schon beim Hausumbau. Dafür wurde nämlich seine ehemalige Lehr-Firma verpflichtet. «Die erste Wand hab ich eigenhändig eingerissen», so Luca, der seine Maurerlehre nach seinem Sieg bei der Castingshow «DSDS» für seine Musikkarriere abbrach. Seit alle Bewilligungen erteilt sind, laufe der Umbau wie geschmiert. «Es ist toll zu sehen, wie unsere Ideen, die wir gemeinsam mit dem Architekten entwickelten, langsam Form annehmen», sagt Luca.
Nach Stunden im Schnee sind Füsse, Hände und Nasen langsam etwas angefroren. Höchste Zeit, im Warmen zu relaxen. Entspannt legt Christina den Kopf an Lucas Schulter. Man merkt, sie ist angekommen. Nicht nur bei ihrem Freund, auch in ihrem neuen Zuhause. «Endlich nicht mehr aus dem Koffer leben.» Neunmal ist Christina Luft in den letzten zehn Jahren umgezogen – «Und ich von meinem Kinderzimmer in meine erste Wohnung, fertig», flachst Luca. Die Schweiz habe es ihr nicht immer ganz leicht gemacht, gesteht Christina. «Mir wurde in den sozialen Medien auch schon Opportunismus vorgeworfen. Als Deutsche hätte ich es nur darauf abgesehen hierherzukommen.» Es sei ihr wirklich wichtig, sich anzupassen, betont sie. So solle man unbedingt Dialekt mit ihr sprechen – das tut inzwischen auch Luca immer öfter. «Ich verstehe schon fast alles.»
Welches ist Ihr liebster Dialektausdruck?
Christina Luft (wie aus der Pistole geschossen): Himugüegeli!
Was sind für Sie die grössten Unterschiede zwischen den Schweizern und den Deutschen?
Wir sind in der Art und im Umgang miteinander recht anders. Kürzlich hörte ich Luca am Telefon zu, wie er eine Viertelstunde lang freundlich mit jemandem plauderte, sich nach der Familie erkundigte und so weiter. Ich dachte, es wäre ein Freund dran.
Und wer wars?
Luca Hänni (laut lachend): Mein Steuerberater.
Christina Luft: Wir Deutschen trennen viel mehr zwischen Beruflichem und Privatem. Beruflich ist unser Ton viel zackiger. Ich weiss mittlerweile, dass das von euch Schweizern oft als unfreundlich wahrgenommen wird, aber es ist überhaupt nicht so gemeint.
Meist Zeit für ein Selfie
Als TV-Persönlichkeiten schätzen Luca und Christina die freundliche, zurückhaltende Art in der Schweiz besonders. «Wenn wir in Köln zusammen unterwegs sind, brüllt uns auch mal jemand hinterher, weil er ein Selfie möchte», erzählt Christina. «Hier wollen die meisten Leute nur ein bisschen plaudern.» Wobei man das mit den Selfies zumindest in Thun bereits durchhabe. «Ich glaube, mittlerweile hat jeder in der Stadt eines mit uns», sagt Luca lachend. Sie hätten überhaupt keine Mühe damit, angesprochen zu werden. «Die meisten Leute merken, wenns gerade nicht passt. Zum Beispiel beim Einkaufen im Supermarkt. Da hört man es nur ab und zu tuscheln», meint Luca grinsend.
Harmoniesüchtig
Dass das Traumpaar viel Gemeinsames auf den sozialen Medien teilt, gehört zum Job. Es gebe aber klare Grenzen, sagt Luca. So bleiben die Hochzeitsvorbereitungen privat, oder auch Zeit mit Freunden und Familie. Und natürlich die eine oder andere Meinungsverschiedenheit. Streit gebe es aber kaum, sagen sie. «Wir sind wohl beide etwas harmoniesüchtig», gesteht Christina.
Sie sind studierte Psychologin. Wenden Sie Ihr Wissen auch mal im Privatleben an?
Christina Luft: Sie meinen, ob ich Luca analysiere? Um Himmels willen, nein. Ich hätte wohl keine Freunde, wenn ich dauernd allen irgendwelche Gutachten stellen würde. Wobei – manchmal muss ich mich schon zusammenreissen, gerade im Job. Nicht jeder, der auf die eine oder andere Art und Weise auffällt, hat eine klinische Störung (lacht).
Im Übrigen könne sie sich gut vorstellen, nach ihrer Tanzkarriere wieder in diesem Beruf zu arbeiten, sagt Christina Luft. Dann darf sie auch endlich richtig Ski fahren lernen – momentan wäre die Verletzungsgefahr zu gross. So bleibts in ihrer ersten Zeit nach dem Umzug bei Spaziergängen im Schnee. Es gibt ja auch noch so viel zu entdecken für sie: «Ich freue mich auf jeden Tag in meiner neuen Heimat.»