«Es ist eine der schwierigsten Entscheidungen meines Lebens», verkündet Luzia Tschirky (33) die News zu ihrer beruflichen Veränderung. «Ich lasse mein Berichtsgebiet, die Ukraine und Russland, als Korrespondentin los, um einen vertieften Blick darauf werfen zu können und um die Situation in einer neuen Form aufzuarbeiten – in grösserer Breite und mit mehr Tiefgang. Das scheint mir nötig», so die SRF-Korrespondentin, die seit 2019 aus Russland und auch den Krisengebieten der Ukraine berichtete.
Die Berichterstattung aus dem Kriegsgebiet hat die 33-Jährige tief erschüttert, beteuert die Schweizer «Journalistin des Jahres 2021» und «Reporterin des Jahres 2022» auch in ihrer Stellungnahme zum Rücktritt als Korrespondentin einmal mehr. «Damit ich dieses Kapitel meines Lebens abschliessen kann, werde ich ein Buch schreiben», verkündet Tschirky ihr nächstes grosses Projekt. Ausserdem werde sie auch an die Universität zurückkehren, «um auch dieses Kapitel in meinem Leben abzuschliessen».
Ein Buch und zurück an die Uni
Für ein halbes Jahr will sich Tschirky ganz ihrem Buchprojekt und der Uni widmen, so die Journalistin, die im April 2023 zum ersten Mal Mutter wurde. Dass die tagesaktuelle Berichterstattung aus dem Krisengebiet nicht auch noch Platz hat im ohnehin schon vollen Terminplan von Tschirky, liegt auf der Hand. «Für das Newsgeschäft ist eine Auszeit von gut einem halben Jahr verständlicherweise viel Zeit und deswegen beende ich meine Arbeit als Korrespondentin für die Ukraine und Russland eineinhalb Jahre früher als ursprünglich geplant. Ich bin mir sicher, dass es langfristig die richtige Entscheidung ist.»
Ihr Buchprojekt drehe sich um ihre Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen in der Ukraine, Belarus und Russland, die die Journalistin «geprägt und über lange Zeit nicht losgelassen» haben, verrät Tschirky. Vor dem Start ihres neuen Kapitels reist Tschirky nächste Woche aber noch einmal in die Ukraine, um ein letztes Mal als Korrespondentin für SRF zu berichten.
Gregor Meier, stellvertretender Chefredaktor Video von SRF würdigt Tschirkys Arbeit. «Für das Deutschschweizer Publikum wurde Luzia Tschirky zu einem der Gesichter des Ukraine-Krieges. Ihre professionellen, eindrücklichen und mutigen Liveschaltungen haben uns alle beeindruckt. Dass sie diese Erfahrungen verarbeiten und in Buchform festhalten will, dafür habe ich volles Verständnis.»
David Nauer übernimmt ihren Posten
Die halbjährige Auszeit ab Oktober bestätigt also auch Tschirkys Arbeitgeber SRF. «Im kommenden Sommer wird sie ihre Arbeit bei SRF wieder aufnehmen – in welcher Position ist noch offen», so der Sender. Klar ist aber, dass sie nicht mehr auf ihren alten Posten zurückkehrt. Dies, weil ihre Korrespondentenzeit in Russland im Frühling 2025 sowieso ausgelaufen wäre.
«Das ist eine spannende Herausforderung»
Ab Januar 2024 übernimmt darum SRF-Mann David Nauer (46) den Posten als Russland- und Ukraine-Korrespondent. Als Radiokorrespondent von SRF war Nauer bereits von 2015 bis 2021 in Russland im Einsatz. Aktuell ist er unter anderem als Auslandredaktor tätig und ist in diesem Zusammenhang mehrmals ins Kriegsgebiet gereist.
«Der Krieg in der Ukraine, die Entwicklungen in Russland, die angespannten Beziehungen zwischen Ost und West: Über diese teils dramatischen Entwicklungen will ich weiter berichten – wenn immer möglich von vor Ort. Ich freue mich sehr, dies künftig für das Schweizer Fernsehen SRF machen zu dürfen! Osteuropa kenne ich schon lange, die Arbeit mit Video jedoch wird für mich weitgehend Neuland sein – das ist eine spannende Herausforderung», so Nauer über seine neue Aufgabe.