In rund einem Monat spielt Roger Federer, 38, gegen Rafael Nadal, 33, in Kapstadt zum sechsten Mal ein «Match for Africa» – in der Heimat seiner Mutter Lynette Federer. Ein Spiel, das der 67-Jährigen viel bedeutet. «Ich freue mich extrem, dass das geklappt hat. Es wird für die ganze Familie ein ganz spezieller Moment», sagt sie in einem Interview mit dem «Blick».
Es werde sicher auch Tränen geben, fügt die Mutter an. « Es ist für uns eine emotionale Geschichte. Und wir sind ja alle nah am Wasser gebaut.» Im Interview spricht die Wahl-Baselbieterin über ihre Anfänge in der Schweiz, ihre alte Heimat – und ihren weltberühmten Sohn.
Lynette Duran (so ihr lediger Name) wuchs zwanzig Kilometer ausserhalb von Johannesburg auf. Als Sekretärin des Basler Chemiemultis Ciba-Geigy in Johannesburg lernte sie Anfangs der 70er-Jahre Robert Federer, 73, kennen, der dort als Laborant tätig war. Sie wurden ein Paar. Dennoch wohnten Lynette und Robert in Südafrika nie zusammen. 1973 flogen sie in die Schweiz – und lebten auch hier zunächst in getrennten Wohnungen. «Wir zogen erst nach der Hochzeit zusammen. Das waren noch andere Zeiten», so Lynette Federer.
Die ersten zehn Jahre in ihrer neuen Heimat waren für die junge Zuzügerin «nicht ganz einfach», wie sie sagt. Robert sei viel unterwegs gewesen. «Und ich war mit den Kindern viel allein und auf mich gestellt», erinnert sie sich. Bereut habe sie es aber nie.
Dennoch denke sie viel an ihre alte Heimat. Wer einmal in Südafrika gelebt habe, den ziehe es immer wieder dahin, so Lynette Federer. «Ich spüre meine Wurzeln immer noch, die Wildheit und die Freiheit, die ich in diesem Land erlebt habe. Auch die Liebe zur Natur habe ich in meiner Kindheit in Südafrika entdeckt.»
«Man spürt, dass die Südafrikaner stolz sind auf Roger und seine Karriere intensiv begleiten», sagt Lynette Federer. Ihr Sohn sei auch in den südafrikanischen Medien ein grosses Thema.
Sie erlebe immer wieder überraschte Reaktionen der Menschen, sagt sie dazu. «Wenn ich beispielsweise mit meiner Kreditkarte bezahle und die Leute den Namen Federer sehen. Dann wollen sie wissen, ob ich mit Roger etwas zu tun habe. Und dann sage ich jeweils: ‹Ja, ich bin seine Mutter.›» Es folge vielfach ungläubiges Staunen. «Und dann wollen sie plötzlich alles wissen.» Sie frage dann aber relativ schnell: «Haben Sie auch Kinder?» Dies deshalb, weil man damit alles relativieren könne. «Wenn die Leute von ihren eigenen Kindern erzählen, ist man plötzlich auf Augenhöhe. Dann spielt der Name keine Rolle mehr.»
Es gebe immer wieder Momente, wo sie sich wegen Rogers unglaublicher Karriere die Augen reibe. «Wenn er das hundertste Turnier gewinnt oder solche Sachen. Am meisten staune ich aber darüber, mit welchem Feuer und welchem Eifer er dabei ist. Er witzelt noch mit seinen Gegnern in der Garderobe, spielt ihnen den einen oder anderen Streich. Irgendwie ist er noch immer mit einer fast kindlichen Freude dabei. Das ist ein gutes Zeichen.»