«Das Ganze ist einfach nur traurig! Ein weiterer Mensch musste sterben, und das nur, weil die Gesellschaft nicht sehen will, dass Rassismus weiterhin allgegenwärtig ist – leider.» Angesprochen auf den durch Polizeigewalt verstorbenen Afroamerikaner Geroge Floyd, †46, überkommen das Model Saviour Chibueze Anosike Wut, Trauer und Erschütterung.
Eigentlich hat es der 20-Jährige satt, über dieses Thema zu sprechen. «Rassismus hätte längst verschwinden müssen», sagt er. Doch Saviour bekommt ihn regelmässig am eigenen Leib zu spüren: «Viele meinen, rassistisch sei man erst, wenn man jemanden wegen der Hautfarbe bewusst beleidigt oder ihn mit dem N-Wort beschimpft, doch Rassismus beginnt schon viel früher.» Damit meint er spürbare Blicke, das Wegsetzen im Zugabteil oder schon die Frage nach der Herkunft. «Man gibt uns nicht die Chance, uns daheim zu fühlen.»
Körperlich wurde Saviour nie angegriffen – was nicht heisst, dass die verbalen Attacken weniger schmerzhaft für den Bieler sind. «Ich musste mir schon Sachen anhören wie: ‹Du siehst wie ein Affe aus›. Auch wenn ich es ignoriere, ganz wegstecken kann ich es nicht.» Es sei schlimm, für etwas beleidigt zu werden, wofür man nichts kann und ohne dass man jemandem Schaden zufügt. «Ich werde indirekt gezwungen, zu lernen, mit dem Schmerz umzugehen. Weshalb? Das ist nicht fair!»
Mit der weltweiten Ausbreitung der «Black Lives Matter»-Protestbewegung wächst die Solidarität der Mitmenschen gegen Rassismus. Dies gibt Saviour einen Funken Hoffnung. Dennoch ist sein Appell klar: «‹Black Lives Matter› soll kein Trend sein, sondern muss Realität bleiben!»
Er fühlt sich durch den Aufruf der Mitmenschen geehrt. Man sei auf einem guten Weg, Veränderungen und der Wille dazu seien spürbar. Dennoch ist sich Saviour bewusst: «Es wird noch lange brauchen, bis meine Hautfarbe keine Rolle mehr spielen wird.»
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