Wie hätte Ihr Vorname als Mädchen gelautet?
Manuela – ein schöner Name, finde ich.
Was ist Ihre früheste Erinnerung?
Wie ich als kleiner Bub beim Einkaufen meine Mutter verlor. Da lernte ich übrigens, dass sie einen Vornamen hat. Als ich heulend von der Mitarbeiterin gefragt wurde, wie mein Mami heisst, damit man sie ausrufen kann, schluchzte ich nur: Mama.
Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern da immer zu Ihnen gesagt?
Nimm d Händ usem Muul.
Wie sah Ihr Zimmer mit 16 aus?
Ein schmaler Schlauch mit Löchern in den Wänden, die ich mit weissen Leintüchern verbarg. Am Boden lag eine Matratze, daneben ein Nachttischlämpli, es gab einen Kleiderkasten und eine riesige Stereoanlage.
Ihr Spitzname als Kind?
Die Familie rief mich Märk – appenzellerisch ausgesprochen. Zürcher können das gar nicht richtig sagen.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Klar, aber sie bat darum, ihren Namen nicht zu nennen, weil sie hochgenommen wird. Wir hatten uns im Chindsgi in der Bébé-Ecke ein Haus gebaut, und dort küsste ich sie, warum auch immer.
Ihr schönstes Geschenk als Kind?
Das schönste gibts nicht, aber ich erinnere mich an eine Geschenke-Schlacht an Weihnachten in meiner Teeniezeit. Mein Götti kompensierte da wohl seine häufige Abwesenheit als Schauspieler.
Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Das zeigt mich, auf den Knien meiner Schwester sitzend – auf einer Schaukel im Haus unserer Grosseltern.
Welches Buch hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
«Giovannis Zimmer» von James Baldwin. Mein Götti behauptet bis heute, er hätte bereits gewusst, dass ich schwul sei, als ich noch ein Kind war. Er versorgte mich mit Coming-out-Literatur.
Ihr träfstes Mundartwort?
«Helewie» – im Appenzellischen ein Ausdruck des Erstaunens.
Ab welchem Geldbetrag ist man – Ihrer Meinung nach – reich?
Als es noch ordentlich Zinsen gab, sagte ich immer: fünf Millionen Franken.
Haben Sie ein Tattoo?
Die Frage erübrigt sich ja wohl, wenn ich meine Arme zeige. Die Fische sind traditionelle japanische Motive. Der Rücken fehlt noch, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den zu tätowieren noch in diesem Leben schaffe.
Ihre peinlichste Modesünde?
In der Pubertät hatte ich meine Haare blond und schwarz gefärbt, was damals im Appenzell schon sehr speziell war.
Haben Sie Allergien?
Ein Test offenbarte, dass ich auf Gräser und Nickel allergisch reagiere.
Ihr grässlichster Urlaub?
Als 17-Jähriger reiste ich mit einem Euro-Domino-Zugticket durch Frankreich. In Bordeaux gings in den Ausgang und nach der Rückkehr in das schreckliche Hotel. Dort trank ich Leitungswasser, was mir auf der Rückreise ganz übel Flitzkacke bescherte.
Das Kitschigste, was Sie je gemacht haben?
Als Teenager schrieb ich sehr schwülstige Liebesbriefe, über die ich heute lieber kein Wort mehr verliere.
Die beste Idee Ihres Lebens?
Mir ein Haus in Appenzell zu kaufen und zu renovieren.
Welches Geräusch lieben Sie?
Wind im Wald.
Welches hassen Sie?
Sämtliche Geräusche, die ich nicht zuordnen kann. Dazu gehören auch welche in meinem alten Holzhaus.
Wovon träumen Sie schon lange, getrauen sich aber nicht, es zu tun?
Ich wollte gern Gleitschirmfliegen lernen. Es kam nie dazu wegen des Starts von «Bauer, ledig, sucht ...» Inzwischen trauere ich der vertanen Chance aber auch nicht mehr nach.
Bei welchem Thema haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Bei vielen. Und ich merke, je älter ich werde, dass das Progressive der frühen Jugend abhandenkommt.
In welcher Situation in Ihrem Leben hatten Sie so richtig Schwein?
Dass es mich beruflich immer wieder zur richtigen Zeit zu den richtigen Leuten «gespült» hat.
Was an Ihnen ist nicht normal?
Ich habe eine absolute Aversion gegen dunkle Haare auf dem Fussboden. Ich glaube, es ist Karma: Mein Ex hatte schwarze Haare, mein jetziger Freund August ebenfalls.
Wie sind Sie, wenn Sie betrunken sind?
Sehr lustig und grosszügig, was gefährlich werden kann. Als Betrunkener sagt man sich leicht, was kostet die Welt, und schmeisst Runde um Runde.
Und: Was können Sie alkoholisiert besser als in nüchternem Zustand?
Hemmungslos singen.
Engagieren Sie sich ehrenamtlich? Wofür und warum?
Für die Behindertenwerkstatt Steig in Appenzell und für die Aids-Hilfe St. Gallen-Appenzell.
Womit belohnen Sie sich selbst?
Mit Süssigkeiten. Aktuell liebe ich Popcorn mit Schoggi überzogen.
Angenommen, Sie könnten Wunder vollbringen – Superkräfte inklusive: Was sind Ihre ersten drei Taten?
Weltfrieden schaffen. Hunger und Armut total und lückenlos aufheben– und religiöse Machtansprüche abschaffen.
Wie alt wären Sie gern für immer?
30 bis 35 finde ich cool. Das ist nicht zu jung, aber auch noch nicht alt.