Für Marco Odermatt könnte es nicht besser laufen. Heute Sonntag gelingt dem Ski-Star sogar der ganz grosse Sieg: Dank des zweiten Sieges in Kranjska Gora gewinnt unser Ass die dritte Kristallkugel der diesjährigen Saison.
Genauso stilsicher wie er derzeit über den Schnee kurvt, tritt er auf dem goldenen Teppich auf. «So einen Flow hast du nicht immer, das musst du geniessen», sagt er im Dezember 2021 nach seinem überlegenen Riesenslalom-Sieg in Val d’Isère. Als würde er den Schwung aus dem vergangenen Superwinter mitnehmen, schnappt er sich in der frühen Saison nicht nur drei Weltcupsiege bei sechs Starts. Sondern wird, mit bloss 24 Jahren, zum Sportler des Jahres 2021 gewählt. «Damit geht ein kleiner Traum in Erfüllung.»
Odermatt verrät im Rahmen der Gala am Leutschenbach gleich auch noch, was ihn neben dem Skifahren glücklich macht: Stella Parpan, 23. Für ihn sei sofort klar gewesen, dass er seine Freundin bei seiner ersten Chance auf die prestigeträchtige Auszeichnung dabeihaben möchte. Und so meistern sie gemeinsam und ein wenig nervös den ersten grossen Auftritt vor den Kameras.
Marco Odermatts Freundin Stella Parpan liebt in erster Linie das Snowboarden
Die beiden Nidwaldner kennen sich schon seit dem Kindergarten. Dann aber zieht Parpans Familie ins Nachbardorf. Erst Jahre später kreuzen sich ihre Wege durch gemeinsame Freunde wieder, und nun funkt es. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar. Mit dem Skirennsport hat Parpan nichts zu tun, sie ist aber ebenso gern im Schnee anzutreffen, in erster Linie liebt sie das Snowboarden. Parpan hat die Ausbildung zur Krankenschwester abgeschlossen und studiert nun an der Universität Basel Medizin. Ergibt sich die Gelegenheit, geht sie auch mit an Odermatts Rennen.
Haben die beiden im Sommer Zeit füreinander, sind sie oft sportlich unterwegs, gehen wandern oder auf dem Vierwaldstättersee wakesurfen. Odermatt hat 2020 seine Bootsprüfung gemacht und ist begeisterter Wassersportler.
«Für mich ist jedes Skirennen ein Highlight»
Neben dem Sport betätigt sich Stella Parpan in ihrer Freizeit gern künstlerisch: Sie malt und spielt Klavier. «Da ergänzen wir uns gut. Und es ist immerhin etwas, das ich besser kann als Marco», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Schliesslich haben es Profisportler so an sich, dass sie vieles auf Anhieb richtig gut können und überall Ehrgeiz entwickeln – und entsprechend ungern verlieren. «Odi» ist da keine Ausnahme.
Mit Marco Odermatt und Belinda Bencic hat an den «Sports Awards» die Zukunft des Schweizer Sports gewonnen; sie sind erst 24-jährig, haben denselben Jahrgang. Zum letzten Mal ein so junges Siegerduo hat es 1999 gegeben, als Anita Weyermann (damals 22) und Marcel Schelbert (23) für ihre Leistungen in der Leichtathletik gewürdigt wurden.
Marco Odermatt ist bereits der grosse Liebling der Fans geworden
Hinter sich liess Odermatt in der Wahl nicht nur WM-und Olympiamedaillengewinner wie Schwimmer Jérémy Desplanches, sondern auch die Konkurrenz aus den eigenen Reihen: Beat Feuz, der den Preis noch nie gewonnen hat. «Hoffentlich können wir auch in Zukunft noch zusammen die Strecke in Kitzbühel besichtigen», sagte Odermatt nach dem Triumph zu Feuz, der von zu Hause eingeblendet war und mit seinen Kitzbühel-Siegen, der WM-Medaille und der vierten Abfahrts-Weltcupkugel in Serie auch einige Argumente in der Hand gehabt hätte.
Odermatts Wahl bestätigt nach einem Winter, in dem er bis zur letzten Woche um den grössten Sieg im Skisport mitfuhr, dass der Innerschweizer das Zeug zum Gesamtweltcup-Sieger mitbringt. Mit seinem bodenständigen, zugleich spitzbübischen und charmanten Auftreten ist er aber auch zum ganz grossen Liebling der Schweizer Sportfans geworden. Ihm bedeutet die Auszeichnung, bei der das Publikum zu einem Drittel mitbestimmt, viel. Doch nach dem Ausflug in die Glamourwelt ist er mit dem Kopf längst wieder auf der Piste. Die Abfahrt in Val Gardena diesen Samstag lässt er aus, schiebt in Italien lieber noch drei Trainingstage ein. Einen perfekten Lauf über die ganze Saison muss man sich eben auch perfekt einteilen können.
Dieser Artikel erschien bereits am 17. Dezember auf SI Online. Zur Feier von Odermatts Olympia-Gold veröffentlichen wir die Geschichte erneut.