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Das persönliche Interview mit Mauro Caviezel

«Als Frau würde ich Samantha heissen»

Skiprofi Mauro Caviezel ist der beste Super-G-Fahrer der Saison. Der 31-jährige Bündner belohnt aber lieber andere als sich selbst, findet seine dummen Ideen gar nicht so dumm und erklärt, weshalb «Mau» nichts mit einer Katze zu tun hat.

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Mauro Caviezel, 2020

Zehn Weltcup-Podeste, eine WM-Medaille – bloss zu einem Sieg hats Mauro Caviezel noch nicht gereicht.

Joseph Khakshouri

Was an Ihnen ist nicht normal?
Als Abfahrer ist man wohl grundsätzlich nicht ganz normal.

Das Kitschigste, was Sie jemals gemacht haben?
Ich bin ganz sicher kein kitschiger Typ!

Angenommen, Sie könnten Wunder vollbringen: Was sind Ihre ersten drei Taten?
Das sind vielleicht mehr als drei. Alle Menschen gesund machen. Schauen, dass Friede herrscht. Und alle Skirennen gewinnen.

Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern da immer zu Ihnen gesagt?
Dass ich nicht immer überall raufklettern soll. Ich fiel immer wieder runter und trug manch blaues Auge davon.

«Ich hätte eben besser auf meine Eltern hören sollen»

Welche Bücher, Filme und Musik haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Bücher und Filme, in denen sich jemand nach einem Rückschlag wieder zurückkämpft. «Rocky Balboa» oder andere dieser Art. Ein Bücherwurm bin ich nicht, aber wenn mich etwas interessiert, lese ich schon mal was.

Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Es gibt mehrere Bilder, auf denen ich ein blaues Auge habe. Ich hätte eben besser auf meine Eltern hören sollen.

Bei welchem Thema haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Bei den Therapien. Durch meinen Manualtherapeuten Rolf Fischer bin ich immer wieder gesund geworden. Da habe ich viel über meinen Körper und über Therapiemöglichkeiten gelernt. Ich kannte das vorher nicht und ging den normalen Weg: operieren und Reha. Bis ich nicht mehr weiterkam. Nun habe ich ein anderes Körperempfinden.

«Ich belohne lieber andere»

Was hatten Sie als Kind für einen Spitznamen?
Verschiedene. Mir sagt man alles Mögliche. Die meisten sagten mir Mau. Obwohl Mauro ja schon ein kurzer Name ist. Es gibt heute noch welche, die mich Mau nennen.

Womit belohnen Sie sich selbst?
Das mache ich selten bis nie. Ich belohne lieber andere.

Was war Ihr schönstes Geschenk als Kind?
Meine Geschwister. Wir waren viel in Bewegung, es ging immer was. Spielen miteinander ist cooler.

Haben Sie ein Tattoo?
Nein. Meine Narben reichen (lacht).

Ihr ulkigstes Mundartwort?
Da gibts wohl einige im Bündner Dialekt. Ich sage zum Beispiel dieser Koge zu einem unmöglichen Typ.

Ihre liebste Website oder App?
Die Website swissflex-eyewear.com, das ist unser Familienunternehmen. Da sind Gino und ich auch involviert, zum Beispiel bei der Entwicklung von Sportbrillen: Wir testen und bringen Ideen rein. Auf dem Handy sind es die Apps Whatsapp und Shazam.

Meine Familie

Rasselbande: Mauro (o. l.), die ältere Schwester Sandra und die Zwillinge Gino (u. l.) und Giannina als Kinder.

Mauro Caviezel und Geschwister
ZVG
Mein Tick

«Wenn das Training anstrengend ist, schneide ich immer Grimassen – sagen meine Skikollegen.»

Meine Musik

«Après-Ski-Musik höre ich nicht täglich, sorgt aber für ein paar positive Vibes in diesen Zeiten.»

Stubete Gäng - Liebglingsmusik von Mauro Caviezel, 2020
ZVG
Mein Restaurant

Die Cantina Brancaia in Lenzerheide. Im Bündner Ort hat Caviezel seine Jugend verbracht.

Das freut mich...

«Die Solidarität in diesen Zeiten. Und der Gewinn der Kristallkugel für den Super-G-Weltcup!»

Mauro Caviezel, 2020
Stephan Boegli

Als Sie 16 waren: Wie sah Ihr Zimmer aus?
Relativ ordentlich. Denke ich. Ich kann mich nicht mehr ganz genau dran erinnern. Poster hatte ich von den Skifahrern Silvano Beltrametti, Mike von Grünigen und vom «Herminator» Hermann Maier. Dann lagen noch Sportsachen rum, Fussbälle und so.

Wie hätte Ihr Vorname als Mädchen gelautet?
Samantha.

Die beste Idee Ihres Lebens? Und die dümmste?
Die beste ist halt wieder auf den Sport bezogen: mich immer wieder zurückzukämpfen und meine Träume und Ziele nicht aufzugeben. Und die dümmste sind vielleicht Entscheidungen in einzelnen Momenten, in denen ich mich verletzt habe. Im Nachhinein waren sie aber vielleicht auch nicht dumm, denn ich lernte immer daraus. Sie hatten also auch etwas Gutes.

Sie wären für einen Tag eine Frau. Was tun Sie? Was probieren Sie aus?
Vermutlich würde ich rauszufinden versuchen, wie eine Frau wirklich denkt oder tickt.

«Ich mag kein unnötiges Autogehupe»

Welches Geräusch lieben Sie?
Ich bin gerne draussen, deshalb: jegliches Geräusch in der Natur.

Welches hassen Sie?
Hassen ist übertrieben, aber ich mag kein unnötiges Autogehupe.

Wovon träumen Sie schon lange, getrauen es aber nicht zu tun?
Vermutlich ein Rennen zu gewinnen (lacht). Im Ernst: Ich trau mich alles.

Für welche Eigenschaften bekommen Sie immer wieder Komplimente?
Oh, wer lobt sich nicht gerne selbst. Hmm. Ich glaube, ich bin authentisch, bodenständig und habe einen grossen Durchhaltewillen.

In welcher Situation in Ihrem Leben hatten Sie so richtig Schwein?
Bei jedem einzelnen Unfall. Es hätte immer schlimmer kommen können.

Was war der härteste Job, den Sie je verrichtet haben?
Skirennfahrer (lacht).

Wie sind Sie, wenn Sie betrunken sind?
Das mache ich doch nicht! Im Ernst: Ich trinke wenig, deshalb bin ich relativ normal. Keine Ahnung, wie das aussähe, wenn ich nicht Skifahrer wäre, aber so ist man als aktiver Sportler schon sehr körperbewusst.

Haben Sie ein besonderes Talent, von dem niemand weiss?
Für einen Skirennfahrer bin ich kein schlechter Schwimmer.

Sie erhalten einen Preis für Ihr Lebenswerk. Wer soll die Hommage halten?
Mein Bruder Gino. Damit er etwas zu tun hat. Und weil er mich gut kennt. Da er auch Skifahrer ist, haben wir schon viel miteinander erlebt. 

Von Eva Breitenstein am 22. April 2020 - 15:40 Uhr