Aus der Gegensprechanlage krost es: «Achtung, das Tor öffnet sich nach aussen. Kommt mit dem Lift direkt in den dritten Stock.» Die Garage, bestückt mit zahlreichen Autos und einem roten Teppich, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was sich im Haus befindet: 550 Quadratmeter, auf sieben Stockwerke verteilt. Insgesamt achteinhalb Zimmer, hochwertige Möbel, namhafte Kunst und rund ein Dutzend Fernseher – auch im Badezimmer und im Garten. Bewohnt wird die Villa am Käferberg in Zürich seit neun Jahren von Reto Hanselmann und Hundedame Elly (8).
Der bald 43-Jährige gilt als erster und einziger It-Boy der Schweiz und ist kaum aus der Welt der Schönen und Reichen wegzudenken. «Ich weiss gar nicht so richtig, wie es zu dieser Bezeichnung gekommen ist. Vermutlich durch die Medien, da ich seit vielen Jahren mit Personen aus der Öffentlichkeit befreundet bin.» Davon zeugt eine Magnettafel in der offenen Wohnküche, an der Bilder mit Model Heidi Klum (51), Sängerin Helene Fischer (39), Designer Wolfgang Joop (79) und zahlreichen weiteren nationalen und internationalen Stars hängen.
Dass er in turbulenten Zeiten der sichere Hafen für seine Liebsten ist, wissen viele spätestens seit 2016. Damals liess er Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht (34) nach ihrer Trennung während mehrerer Monate bei sich wohnen. «Das ist für mich selbstverständlich! Ich will der Freund sein, an den man als Erstes denkt, wenn man Hilfe braucht.»
Dass dies nicht der einzige Grund für seinen Status in der hiesigen High Society ist, weiss Hanselmann auch. Er versteht es wie kaum ein anderer, was Selbstvermarktung bedeutet und wie man sich gekonnt im Rampenlicht positioniert. «Als einer der ersten Männer habe ich öffentlich über Schönheitseingriffe gesprochen. Das war für Boulevardblätter damals der Hit. Hinzu kommt, dass ich das Glück habe, privilegiert leben zu können.» Das verdankt er seinem Partner, mit dem er seit rund 17 Jahren liiert ist. Dieser bevorzugt allerdings die Privatsphäre. Bekannt ist lediglich, dass es sich um einen in Monaco wohnhaften Unternehmer handelt. «Unser Verhältnis ist für die meisten wohl unverständlich und speziell, da wir uns nur selten sehen. Ich bin ihm aber für alles sehr dankbar. Er ist eine extrem wichtige Person in meinem Leben. Dass es für uns passt, ist das Wichtigste», meint Reto Hanselmann.
Mittlerweile finanziert er sich seinen Lebensunterhalt als Eventveranstalter selbst. In seinem Schaffen hebt sich der Unternehmer im Zürcher Nachtleben vor allem mit seinen eindrücklichen Inszenierungen und Bühnenbildern ab. Sein Credo: Mehr ist mehr. «Wer an eine meiner Partys kommt, soll in eine andere Welt eintauchen. Das spiegelt mich als Person wider, da mein Leben dem schrillen Disneyland gleicht», sagt Reto und lacht laut auf.
Sein Vorgehen zahlt sich aus. So gehören die alljährliche Halloween-Party «Season of the Witch» und das Oktoberfest «Hanselmann’s Wiesn» auf dem Bauschänzli zu den begehrtesten Veranstaltungen der Stadt. Daneben übernimmt er mit seinem Team regelmässig grosse Dekorationsarbeiten für Geschäftsanlässe.
Sein Wandel vom verwöhnten It-Boy zum erfolgreichen Unternehmer ist derzeit auch in der Serie «The Real Life #züri», die auf dem Streamingdienst Oneplus läuft, zu sehen. «Die Menschen haben ein falsches Bild von mir. Ich bin keiner, der nur delegiert, sondern ich packe an meinen Events immer mit an. Das soll die Welt sehen», sagt er und fügt bestimmt an: «Wo Reto Hanselmann draufsteht, ist auch Reto Hanselmann drin. Mein Publikum darf niemals enttäuscht den Klub verlassen.»
Mobbing und Kriminalität
Doch sein Leben war nicht immer so glamourös. Ganz im Gegenteil. Aufgewachsen ist er im tristen Glaubten-Quartier in Zürich, wo die Plattenbauten weit in den Himmel ragen. Erstmals nach rund 30 Jahren steht er wieder mittendrin. Der sonst so aufgeweckte Reto wirkt plötzlich nachdenklich. «Es ist komisch, hier zu sein. Grundsätzlich hatte ich auf dem Spielplatz viele schöne Momente. Gleichzeitig weiss ich noch genau, wo ein Nachbar Suizid begangen hat und wo wir beim Spielen ein Messer im Gebüsch gefunden haben, mit dem eine andere Nachbarin getötet wurde. Solche Ereignisse waren in den Genossenschaftswohnungen keine Seltenheit. Ich durchlebe gerade eine Achterbahnfahrt der Gefühle.»
Während er sich als Bub in dieser Gegend stets aufgehoben gefühlt hat, war die Schulzeit der blanke Horror für Reto. «Ich hatte etwas mehr auf den Rippen und wurde deswegen aufs Übelste gemobbt. Das hat Spuren hinterlassen, die ich im Erwachsenen-alter in einer langen Therapie psychologisch aufarbeiten musste.» Das Erlebte sei mitunter ein Grund, weshalb er mit Schönheitseingriffen körperliche Komplexe zu kompensieren versucht.
«Inzwischen bin ich mit operativen Eingriffen durch – zumindest für den Moment. Monatlich investiere ich aber noch immer 4000 bis 5000 Franken in nicht invasive Behandlungen wie Botox, Vampirlifting und Ähnliches.» Gleichzeitig weiss der Partykönig, dass es auch andere Prioritäten gibt. «Schönheit, mein It-Boy-Image und alles, was dazugehört, wird irgendwann passé sein. Das ist auch in Ordnung so. Je älter ich werde, desto zurückgezogener und bewusster lebe ich. Solange ich meine Liebsten um mich habe, fühle ich mich vollkommen.»
«The Real Life #züri» ist ab 29. Juli 2024 auch auf 3+ zu sehen.