Ein Kanal wird digitalisiert: Die Verbindung zwischen dem Neuenburger- und dem Murtensee ist der Canal de la Broye. Und hier lässt bald ein spezielles Schiff die Leinen los. Die «Attila» bietet Gästen WLAN und durchgehenden Fernsehempfang – egal, in welcher Ecke der Dreiseenlandschaft das «Boutique Boatel» gerade unterwegs ist. Wirtschaftskapitän Urs Schaeppi hat diesen Ort für unser Treffen vorgeschlagen. Der Swisscom-CEO ist selbst zwar nicht der Typ für lange Kreuzfahrten, findet aber alles spannend, was «ein gutes Netz und eine gute Infrastruktur braucht».
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Herr Schaeppi, wann flogen Sie zuletzt aus einer Videokonferenz, weil die Verbindung schlecht war?
Das gabs noch nie.
Wirklich?
Nein. Bei mir funktionierte das bis jetzt gut.
Warum ist es für andere zu Corona-Zeiten ein häufiges Ärgernis?
Weil die wahrscheinlich im falschen Netz sind (lacht). Im Ernst: Das Netz ist nur ein Faktor. Ich fuhr kürzlich von Bern nach Liechtenstein – und war nonstop in Videokonferenzen. Im Vergleich zu früher funktioniert das super.
Telefonieren Sie als passionierter Radfahrer auch vom Velo aus?
Ich hab schon Telefonate auf dem Velo geführt, ja. Aber meine Puste reicht dann nicht auch noch für den Hügel. Und wenn man nachdenken muss, setzt man sich doch besser auf eine Bank, statt zu strampeln.
Hat der Fahrtwind Sie nicht inspiriert?
Vielleicht – dafür sind die Fahrgeräusche für den anderen nicht angenehm.
Gibt es in Ihrem Leben digitalfreie Zonen?
Ich habe in meinem Haus keine Gadgets für den Kühlschrank oder was es da noch alles gäbe. Aber ansonsten ist mein Leben sehr digitalisiert. Ich zahle mit dem Handy, mein ganzes Büro ist hier drauf. Ich habe es immer dabei. Ausser wenn ich jogge, aber dann bin ich per Smartwatch erreichbar.
Haben Sie Ihr Handy schon mal verloren?
Nein, aber ich bin mal nach Zürich gefahren und hatte es nicht dabei. Da war ich aufgeschmissen – ich wusste nicht mal, wo ich für mein Meeting hinmuss.
Erinnern Sie sich an Ihr erstes Handy?
Das Natel C von Ascom, Anfang der 90er. Es war sackteuer, und ich konnte damit maximal 30 Minuten telefonieren, aber ich habs geliebt.
Haben Sie je einen Telefonkabinenstreich gemacht?
Und jemanden angerufen, den ich nicht kenne? Nein, das habe ich nie gemacht. Ich kenne Telefonkabinen vom Militär, weil ich dort anstehen musste, wenn ich zu Hause anrufen wollte.
Hätte die Digitalisierung Ihren Eltern Angst gemacht?
Anfangs vielleicht schon. Neue Technologien lösen immer Sorgen aus. Doch die Geschichte zeigt, dass Automatisierung insgesamt nicht Arbeitsplätze vernichtet, sondern Wohlstand und mehr Arbeit bringt. Mit der Digitalisierung wird es ebenso sein.
Was macht Sie da so sicher?
Ein Beispiel: Meinen Haarschnitt kann man automatisieren – die allermeisten anderen aber nicht. Ich bin sicher, dass die Digitalisierung nicht nur zu Automatisierung, sondern auch zu einem Revival der Handwerkskunst führen wird. Und der menschliche Faktor in Serviceberufen bleibt unersetzbar.
Trotzdem löst die Digitalisierung auch in den Landregionen Ängste aus. Stichwort 5G.
Wer Angst vor Funkwellen hat, sollte sich mit den vielen wissenschaftlichen Studien auseinandersetzen. Bei Einhaltung der Grenzwerte gibt es keinerlei Hinweise für schädliche Auswirkungen von 5G.
Würden Sie neben einer 5G-Antenne wohnen?
Ich habe definitiv keine Angst vor 5G. 90 Prozent der Feldstärke kommt vom eigenen Handy. Wer die reduzieren möchte, sollte mit Kopfhörer oder mit Lautsprecher telefonieren. Zudem: Je besser die Versorgung durch die Antenne ist, desto weniger stark muss das Handy senden.
Wir sind hier auf dem «Boutique Boatel» in der Nähe des Murtensees. Warum haben Sie dieses Schiff für unser Treffen ausgesucht?
Die «MS Attila» ist für mich ein Beispiel für Pioniergeist und den Einsatz von
digitaler Innovation. Das erste Boatel der Schweiz möchte seinen Passagieren die beste Verbindung bieten – auch in entlegenen Gegenden weit vom Ufer entfernt – und ein top TV-Erlebnis in
jeder Kabine. Dieses stellen wir sicher.
Sie sagten kürzlich, dass es das physische Beisammensein brauche für Innovationen. Gabs wegen Corona bei Swisscom weniger Innovationen?
Nein, eine gewisse Zeit kann man auch im Homeoffice gut überbrücken. Kreative Ideen konnten auch bei virtuellen Apéros entstehen.
Die können wir ehrlich gesagt schon nicht mehr sehen.
Klar freuen sich viele Leute und auch ich, wenn wir wieder ins Büro gehen können. Aber die grosse Chance für viele Berufsgattungen ist es doch, eine Mischung aus Büro und Homeoffice anzubieten.
Welche Arbeiten machen Sie selbst künftig von zu Hause aus?
Wenn ich einen Vormittag lang einfache Standardmeetings habe mit Personen, die ich bereits kenne, dann ist das zu Hause sehr gut möglich.
Die Swisscom unterstützt die App Swiss Climate Challenge, die misst, wie klimafreundlich man unterwegs ist. Haben Sie sie auch installiert?
Klar.
Dürfen wir Ihr Profil mal anschauen?
Gestern war ich mit den ÖV unterwegs, da hatte ich tolle Werte. Heute fuhr ich 38 Kilometer mit dem Auto und habe 7,5 Kilogramm CO2 ausgestossen. Dafür gibts kein lächelndes Smiley. Die App sensibilisiert dafür, wie viel Einfluss die Mobilität auf den persönlichen CO2-Ausstoss hat.
Auch Datencenter für Clouds sind grosse Energieverbraucher. Wird die Swisscom dort auch grüner?
Die Swisscom wurde als nachhaltigstes Telekommunikationsunternehmen der Welt ausgezeichnet. Unser Produkt führt ja dazu, dass CO2 eingespart wird – jede Reise, die verhindert wird, weil die Leute stattdessen mit unserem Netz telefonieren, ist gut fürs Klima. Wenn ich auf eine Business-Reise ins Silicon Valley verzichte, spare ich mehr CO2, als mein Auto während eines ganzen Jahres produziert.
Ist die Cloud ein Klimasünder?
Eine Cloud ist energieeffizienter, als wenn jeder seine Daten auf seinem eigenen PC speichert.
Was ist mit dem Swisscom-Fuhrpark – werden auch alle Autos elektrisch?
Ja, wir sind dran. Bis 2030 werden alle unsere 2400 Fahrzeuge elektrisch sein.
Warum unterstützt Swisscom die Schweizer Illustrierte bei der Suche nach dem «Digi-Tal 2021»?
Die Schweiz hat trotz ihrer Kleinheit immer wieder Neuheiten hervorgebracht, die weltweit Anerkennung fanden. In Bereichen wie Landwirtschaft, Tourismus oder Bauindustrie genauso wie in der Hochpräzisionstechnologie oder Pharmaindustrie. Wir können bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnehmen. Dafür baut und betreibt Swisscom moderne Infrastruktur mit Mobilfunk, Glasfasernetz, Rechenzentren und digitalen Lösungen – bis ins hinterste Tal.