Ein Hauch von Morgennebel liegt über den sanft geschwungenen Hügeln rund um die Green-hill Ranch in Menzingen ZG. Die aufgehende Sonne taucht den Himmel in satte Farben. Lautes Wiehern durchbricht die Stille, gefolgt von einer prägnanten Stimme: «Wenn ich die glücklichen Pferde sehe und ihre Energie spüre, ist mir direkt wieder klar, weshalb ich Tiere mehr liebe als die meisten Menschen», meint Melanie Winiger (45). Mit breitem Lachen und offenen Armen schreitet sie über den Reithof auf Annina Frey (43) zu und umarmt sie voller Herzlichkeit.
Die Frauen kennen sich dank ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit seit geraumer Zeit. Eng befreundet sind sie erst seit sechs Jahren. Etwas, das sie verbindet, ist ihre Passion fürs Reiten. Doch ein gemeinsamer Ausritt war einst fast undenkbar. «Lange war ich von Melanies Auftreten eingeschüchtert. Sie hat eine unglaublich starke Energie, die mir in dieser Form noch nie begegnet ist», sagt Frey und lässt ihr Gegenüber auflachen. «Ich hatte ein ähnliches Bild von dir! Du warst für mich immer die Eiskönigin», erwidert Winiger und fügt an: «Es ist so lustig, dass wir früher beide denselben Eindruck voneinander hatten. Nach dem ersten intensiven Gespräch war aber schnell klar, dass wir gleich ticken und unsere Vorstellungen falsch waren. Heute sind wir fast unzertrennlich.»
Vorurteile interessieren sie nicht
Bereits als kleine Mädchen sitzen beide erstmals auf dem Rücken eines Rosses. Die Begeisterung von damals hält bis heute an. Ohne zu zögern, nähern sie sich Lara und Amber, den fünf- und siebenjährigen Stuten, die ihnen vom Reithof zur Verfügung gestellt werden. Die Tiere schnuppern an den Reiterinnen, ehe diese sanft über deren Stirn streicheln. «Das kommt gut», meint Frey. «Bei Lara und mir stimmt die Chemie ebenfalls. Sie hat richtig Power, das spüre ich», bestätigt Winiger.
Temperament haben auch die Frauen, weshalb sie sich oft mit Vorurteilen konfrontiert sehen. So eilt Melanie Winiger seit 1996 der Ruf der lauten und eigensinnigen Miss Schweiz voraus. Dies ist ihr egal. «Ich muss niemandem etwas beweisen, ich gehe meinen Weg. Das habe ich früher gemacht und tus jetzt noch viel bewusster», sagt sie. Annina Frey hingegen hat vor rund fünf Jahren ihren sicheren Job als Moderatorin und Publikumsliebling der SRF-Sendung «Glanz & Gloria» gegen das Musikerinnen-Dasein eingetauscht.
«Damals waren viele irritiert über meinen Entscheid und haben nicht an mich geglaubt. Ja, es ist schwierig, sich im Techno-Bereich einen Namen zu machen und Fuss zu fassen. Als TV-Frau sowieso. Den Entscheid, als DJ und Produzentin Karriere zu machen, habe ich allerdings nie bereut, da ich ihn aus Überzeugung gefällt habe.»
Ein Galopp als Zeichen der Freiheit
Der eiserne Wille, den eigenen Weg zu gehen, in Kombination mit ausgeprägtem Freiheitsdrang, verbindet die Freundinnen – auch hoch zu Ross. Plötzlich kniet sich Winiger in die Bügel ihres Sattels, und die fünfjährige Stute Lara schiesst auf Kommando los. Überrascht setzt Frey mit Amber zur Aufholjagd an. Ohne Erfolg. «Das war zackig, beim nächsten Mal musst du mir Bescheid geben», scherzt sie. «Es gibt kaum ein grösseres Freiheitsgefühl, als zu galoppieren.»
Dieses Streben nach Unabhängigkeit und Raum für Selbstverwirklichung ist für die Frauen auch im Privatleben wichtig. «Mein Partner Armon ist der erste Mensch und Mann in meinem Leben, der mir diesen Raum lässt. Er hat nie das Gefühl, mir in irgendeiner Art und Weise vorschreiben zu müssen, wie ich mein Leben leben muss», sagt Annina über ihren Liebsten, den 3-D-Designer Armon Joos (37). Weiter schwärmt sie: «Gleichzeitig unterstützt er mich stets bei der Verwirklichung meiner Träume. Handkehrum lasse auch ich ihm diese Freiräume und gebe ihm Halt. Er macht mich mit seiner Art so unglaublich glücklich.» Nach den beiden Ehen mit Rapper Stress (46) und dem DJ Reto Ardour (41) die sich zu Freundschaften entwickelt haben, scheint auch Melanie Winiger ihren Seelenverwandten gefunden zu haben: «Timo schafft es, mich jeden Tag aufs Neue zu überraschen. Er strahlt eine Aura aus wie kein anderer.» Er sei der erste Partner in ihrem Leben, dem sie sich «zu 150 Prozent öffnen und anvertrauen» könne. «Seit der ersten Sekunde ist zwischen uns eine tiefe, respektvolle Verbundenheit zu spüren. Es liegt aber auch an mir. Ich habe mich intensiv mit mir selber beschäftigt und mich stets hinterfragt.» Vergangenes Jahr ist sie mit dem 29-jährigen Fitnessstudio-Inhaber zusammengezogen. «Viele Beziehungen werden dann auf die Probe gestellt, bei uns war es ganz anders. Es hat uns noch enger zusammengeschweisst.»
Keine Hürde ist ihnen zu gross
Auf einem Hügel unweit des Reithofs bietet sich dem Duo ein atemberaubender Blick bis zum Zürichsee. «Diese Auszeit tut richtig gut. Das ist so ein schöner Ort hier, als wären wir in einer anderen Welt. Wem würde das nicht gefallen?», meint Annina Frey. «Ich habe da einen Kandidaten daheim, der es nicht zwingend geniessen würde», entgegnet Melanie Winiger und spielt auf die Rosshaar-Allergie ihres Sohnes Noël (21) an.
Immer wieder kommen die Frauen auf ihre Kinder zu sprechen. «Ich habe grossen Respekt vor Melanie. Neben ihrer Karriere als Moderatorin und Schauspielerin war sie in erster Linie alleinerziehendes Mami. Das zu meistern, hat es in sich. Wegen meinem Sohn Paul, der gerade vier ist, weiss ich, wie kräftezehrend das sein kann. Ich habe Glück, dass mein Mann und ich uns die Betreuung, so gut es geht, aufteilen. Ich arbeite oft am Abend und an den Wochenenden, dann ist er dran.» «Es wird nicht besser mit der Pubertät», witzelt Winiger.
«Klar war es nicht einfach. Ich war jung und sass daheim mit meinem Kind, während Freundinnen im Ausgang waren. Gleichzeitig hat mir Noël auf einer anderen Ebene viel gegeben. Heute habe ich mit ihm nicht nur einen Sohn, sondern auch einen besten Freund. Das bedeutet mir die Welt.» Annina Frey sieht es ähnlich: «Paul hat mein Leben komplett verändert, doch die Prioritäten passen sich an, weshalb es nicht einengend ist, es ist einfach anders. Ich kann trotzdem das machen, was mir Freude bereitet. Wer sich für Freiheit entscheidet, nimmt in Kauf, nicht den einfachsten Weg zu gehen.» – «Genau so ist es! Es braucht auch Mut», hakt Winiger ein. «Ich habe die letzten fünf Jahre Vollgas an mir gearbeitet und bin mittlerweile so weit, dass ich sage, ich habe zwar Selbstzweifel und bin unsicher, gleichzeitig bin ich aber mutig und ziehe mein Ding durch.»
Als Freundinnen auf die Bühne
Nicht nur der gemeinsame Ausritt ist eine Premiere. Bald spannen sie beruflich auch erstmals zusammen und führen als Moderatorinnen durch die Verleihung der Swiss Music Awards im Zürcher Hallenstadion. Melanie Winiger hat die ersten sieben Ausgaben des grössten Schweizer Musikpreises moderiert, 2023 war Annina Frey erstmals dabei. «Ich freue mich auf mein Comeback. Dass ich das mit Annina machen darf, ehrt mich», sagt Winiger. Doch etwas Bammel schwingt mit. «Das ist eine mega Kiste! Wir geben alles in dieser Halle, und wenns doch holpern sollte, fangen wir uns gegenseitig auf.»
Elegant steigen die Frauen von ihren Rössern, nehmen ihnen die Sättel ab und verabschieden sich mit einem «Gudi». Zufrieden schnauben die Tiere, ehe sie auf eine Wiese hinter dem Reithof galoppieren und sich im Gras wälzen. «Es gibt wohl keine schönere Art, als sich bei einem Ausritt auszutauschen und vorzubereiten, das machen wir bald wieder», meint Annina Frey zufrieden und schliesst ihre Freundin in den Arm.
Die Verleihung der Swiss Music Awards wird am 8. Mai ab 20.15 Uhr auf 3+ übertragen. Tickets für die Liveshow sind online verfügbar.