Michelle Hunziker, 44, hat sich chic gemacht. Im hochgeschlitzten silberfarbenen Abendkleid sitzt sie vor dem Cheminée des Luxushotels The Chedi Andermatt. Die Moderatorin ist aus ihrer Wahlheimat Italien in die Urner Alpen gereist. Allein. Ohne Ehemann Tomaso Trussardi, 38. Ohne ihre jüngsten Töchter Sole, 8, und Celeste, 6. Hunziker hat beruflich in der alten Heimat zu tun. Sie ist Botschafterin von Schweiz Tourismus für Italien, dreht aktuell eine Winterkampagne für den nord- italienischen Markt – mit dem ebenfalls in der Schweiz (in Chur) geborenen ehemaligen italienischen Skirennfahrer Giorgio Rocca, 46.
Dass ihre Ehe mit dem Modeerben am Ende ist, davon lässt sie sich nichts anmerken – zumindest nicht vor der Kamera. Sie scherzt, lacht, schäkert wie immer; versucht Bambi dazu zu bewegen, mit ihr Kopf an Kopf für ein Selfie zu posieren. Die fünfjährige Lama-Dame ist eins von zwei Tieren, die Landwirt Rolf Fedier, 40, von seinem Hof im Maderanertal für die heute geplanten Trekking-Aufnahmen ins Dorf gebracht hat. «Bambi ist am zutraulichsten», beruhigt er Hunziker, die erst nur zögerlich ihre Wange dem Tier entgegenstreckt. Wenige Minuten später spaziert Michelle für das italienische Kamerateam mit Bambi an der Leine der Unteralpreuss entlang, so als ob sie ihren Pudel Leone in Mailand Gassi führen würde. Auf Instagram postet Hunziker zwei Fotos (eins mit Kussmund) mit Bambi, schreibt dazu: «Il mio amico lama ed io ...» («Mein Freund Lama und ich ...»). Auf therealhunzigram folgen der TV- Entertainerin über fünf Millionen Fans; trotz Trennungsmeldung heisst es in ihrem Profiltext noch: «Mutter von 3 Mädchen + 3 Hunden, Ehefrau».
«Ich bin normalerweise demütig ...», sagt sie schelmisch auf die Frage, wer aus ihrer Familie der bessere Skifahrer sei – sie oder Tomaso? –, und schiesst wie aus der Pistole hinterher: «... aber ich bin schon die Beste!» Als Dreijährige stand sie erstmals auf Ski, fährt später in der Schule in Ostermundigen BE und Zuchwil SO mit ihren Klassengspänli ins Skilager im Berner Oberland. «Wir übernachteten im Massenschlag, krochen um sechs Uhr aus den Federn und stürmten raus, egal, obs schneite oder Minusgrade herrschten. Das hat uns nur abgehärtet.»
Dass Michelle eine Sportskanone ist, zeigt sie in Andermatt. Gemeinsam mit Slalomspezialist Giorgio Rocca wedelt sie gekonnt die Pisten vom Gemsstock hinab ins Tal. «Als ich in den 80er-Jahren Skifahren lernte, war der Stil ein anderer», erzählt sie bei einem kurzen Stopp. Mit den modernen Carving-Latten habe sie zuerst ihre Mühe gehabt und umlernen müssen. Aber nicht nur auf zwei Brettern steht Michelle ihre Frau, sondern auch auf zwei Kufen. Für die Eisbahn im Hof des Andermatter Luxusresorts schlüpft sie nachmittags in Schlittschuhe. Kaum hat sie das vermeintliche Eis betreten, rutscht Michelle ein «F ..., was ist das?» heraus. Erschrocken hält sie sich die Hand vor den Mund. Die Kunststoffeisbahn lässt keinerlei Pirouetten zu, sie bremst Michelle so abrupt ab, dass sie fast stürzt. Aber da sie nicht zu ihrem Vergnügen hier ist, sondern um zu arbeiten, steht sie für die Kameras selbst unter diesen widrigen Voraussetzungen ein astrein angedeutetes «Flugi». «Gut so?», will sie wissen. Der Mann hinter der Kamera scheint nicht hundertprozentig zufrieden zu sein. Also wiederholt Michelle das Ganze noch einmal. Die Aufnahme ist im Kasten. Nichts wie raus aus den engen Schlittschuhen. «Misch, warte, ich helfe dir», sagt Laura. Sie ruft Michelle nur «Misch». Beide sind seit je ein eingespieltes Team. Laura Barenghi ist Hunzikers Visagistin – und längst eine gute Freundin.
In die Schweiz kommt Hunziker bald häufiger. «Bisher gingen wir als Familie oft in die Dolomiten, das wird sich jetzt ändern», sagt die «Wetten, dass..?»-Co-Moderatorin. «Als wir vergangenen Sommer im Bündnerland waren, habe ich meine Heimat neu entdeckt.» Es gebe so vieles an Tradition und Kultur aufzuspüren. Ihren beiden jüngeren Mädchen wolle sie nun zeigen, «wo die Wurzeln ihrer Mamma liegen», und dabei das Schöne und die Natur der Schweiz vermitteln. «Hier herrscht eine andere Energie, es gibt so vieles zu entdecken.» Tomaso Trussardi wird bei den Ausflügen zwar nicht mehr dabei sein, aber in einer gemeinsamen Erklärung zur Trennung beteuert das Paar: «Wir werden unsere wunderbaren Mädchen weiterhin mit Liebe und Freundschaft begleiten, während sie aufwachsen.»
Momentan hat sie nur Augen für Luis Trenker. Scheu fragt sie den Fahrer des gleichnamigen Pistenbullys, ob sie bei ihm ins Fahrerhaus klettern darf. Von der Mittelstation des Gütsch-Express gehts im Raupenfahrzeug geradewegs hinauf auf den Winterwanderweg Nätschen-Schöni in Richtung Oberalppass. An der Stelle, an der sich das Wegkreuz und die Glocke der Alpgenossenschaft Alp Schöni befinden, kämpft sich jeweils auch der Zug der berühmten Matterhorn Gotthard Bahn den Berg hinauf. «Sie kommt!», ruft einer aus dem Filmteam. Genau im richtigen Moment. Als die Lok durch die romantische Winterlandschaft zuckelt, stapft Michelle vor dem Alpenpanorama auf Schneeschuhen durchs Weiss. Über ihr fängt eine Drohne die Szenerie ein. Kurz darauf zieht Hunziker kräftig am Strick der Glocke. Klar und hell hallt das Geläut über die Berge.