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Volksmusikerin Barbara Klossner

Miss Helvetia bleibt bei der Stange

Die Jodlerin aus dem Diemtigtal kennt man in Albanien und Brasilien, Thailand und im Senegal. Jetzt bringt Barbara Klossner alias Miss Helvetia mit ihrem neuen Album «Volksmusig on the Rocks» noch frischeren Wind auf die Bühne.

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«Ich bin Prakti­kerin»: Daheim trainiert die Berner Oberländerin ­Barbara Klossner täglich an der ­Ballettstange.

«Ich bin Praktikerin»: Daheim trainiert die Berner Oberländerin Barbara Klossner täglich an der Ballettstange.

Geri Born

Musik und Tanzen ist ihr Leben: Schon als kleines Meitschi lernt sie von ihrem Mueti im Diemtigtal im Berner Oberland, wie ein rechter Juz tönt. «Jodeln war für mich wie für andere das Zähneputzen», erinnert sich Barbara Klossner (45), die als Miss Helvetia unter anderem schon für die thailändische Prinzessin jodelte und mit einheimischen Rappern in Afrika aufgetreten ist.

Die Frau ist so was wie eine Mensch gewordene Wundertüte: Auf den ersten Blick unscheinbar, letztlich aber überbordend und voller Überraschungen. So setzt sie sich als Achtjährige in den Kopf, Balletttänzerin zu werden. Mit einer Kollegin aus dem Dorf meldet sie sich telefonisch in einer Tanzschule an und bittet zur ersten vereinbarten Unterrichtsstunde die verdatterte Mutter, sie doch bitte hinzufahren.

«Bis heute träume ich wie ein Kind»: vielfältig – sowohl bei den Outfit-Farben wie auch bei den Instrumenten.

«Bis heute träume ich wie ein Kind»: vielfältig – sowohl bei den Outfit-Farben wie auch bei den Instrumenten.

Geri Born

Barbara wächst in einer Grossfamilie auf: Ihr Vater, ein Bauunternehmer, und die Mutter ziehen die Tochter, ihre zwei Brüder sowie deren drei Cousins bei sich auf – «weil deren Eltern gestorben waren». Vom Grossvater schaut sie sich das «Schwyzerörgälä»-Spielen ab, nimmt später Stunden, um sich danach die weiteren Finessen auf dem Handörgeli autodidaktisch beizubringen. «Ich bin Praktikerin. Schon in der Schule war Learning by Doing mein Ding.» Auch Portugiesisch bringt sie sich bei, veröffentlicht sogar die Single «Estrela da Sorte» («Glücksstern»).

Opernhaus und Rockbühne

Nach ihrem KV-Lehrabschluss kehrt sie mit 19 dem Diemtigtal den Rücken, zügelt ins Welschland. «Ich wollte auf eigenen Füssen stehen, mich von meinen Eltern abnabeln.» Die Mutter wettet mit der Tochter: «Nach drei Monaten bist du sowieso wieder zurück.» Acht Jahre bleibt Barbara Klossner in Genf, gründet einen Frauenjodelchor, dirigiert von 2004 bis 2011 den Jodlerklub Alphüttli – und boxt dabei durch, dass nicht nur Deutschschweizer, wie bis dato in den Vereinsstatuten festgelegt, im Klub jodeln dürfen, sondern jede und jeder, der in Genf dazu Lust hat.

«Volksmusig on the Rocks»: Als Miss Helvetia trägt Barbara ihre wollene Berner Ausgangstracht –und dazu dezentes Make-up.

«Volksmusig on the Rocks»: Als Miss Helvetia trägt Barbara ihre wollene Berner Ausgangstracht –und dazu dezentes Make-up.

Geri Born

Dass sie sich so mit Herzblut für Veränderung im Genfer Jodelklub einsetzt, kommt nicht von ungefähr. «Mich selbst machte das rege und lebendige Vereinsleben daheim im Diemtigtal zu dem, was ich heute bin.» Miss Helvetia bringt den Westschweizern aber nicht nur den Juz näher, sondern hinterlässt auch modisch Spuren am Genfersee. Tracht zu tragen, gehört heute für die Frauen des Jodlerklubs Alphüttli zum Juz dazu.

Seit mittlerweile 17 Jahren lebt Miss Helvetia von ihrer Musik. Der Kindheitstraum, irgendwann als Balletttänzerin in einem Opernhaus zu brillieren, hat sich für sie ebenfalls erfüllt – zwar nicht als Primaballerina, dafür als Kathi in der Operette «Im weissen Rössl» im Opernhaus Lausanne sowie an der berühmten Opéra de Marseille. «Mich zeichnet aus, dass ich bis heute wie ein Kind träume. Nur so kann ich mein Publikum überraschen.» Das tut sie aktuell mit neuem Album und Tour: «Volksmusig on the Rocks». Miss Helvetia schlägt neue Töne an.

Von René Haenig vor 3 Stunden