«Wenn ich auf die Notfallstation komme, liegen in den Betten immer mehr Patienten, die kein Corona haben. Der Isolationstrakt beherbergt zwar noch Patienten mit Verdacht, aber es werden täglich weniger.
Die Chirurgen haben wieder ihre Operationssäle geöffnet und die Spezialisten ihre Sprechstunden aufgenommen. Die Militär-Hilfskräfte sind abgezogen, und wir nähern uns dem gewohnten Gang des Spitalalltags.
Was bleibt, ist das Besuchsverbot. Das ist für Patienten und Angehörige schwierig. Am Sonntag telefonierte ich mit einer besorgten Tochter. Ich betreue ihre Mutter, die mit Schmerzen in der Brust zu uns kam. Bis zum Eingang des Spitals durfte die Tochter sie begleiten, weiter nicht. Es war schwer für beide. Am Telefon musste ich ihr dann mitteilen, dass ihre Mutter einen Herzinfarkt erlitten hatte. Aber es gehe ihr den Umständen entsprechend gut und die Vorbereitung für eine Herzkranzgefässuntersuchung sei eingeleitet.
Darauf reagierte die Tochter erleichtert. Sie wäre natürlich trotzdem gern bei ihrer Mutter geblieben. Aber Sicherheit geht vor, zumal die Covid-19-Gefahr noch nicht gebannt ist.
Die Arbeit während der Pandemie hat mich geprägt. Innert wenigen Tagen wurde unser Spital auf Notstand umgestellt. Alle packten mit an. Das beeindruckte mich.
Das Social Distancing beeinflusste meinen Alltag am meisten. Distanz ist nach wie vor das effektivste Mittel zum Schutz vor Ansteckung. Wie das Gespräch mit der besorgten Tochter aber zeigte, können wir trotz den Massnahmen die Ängste der Mitmenschen immer noch wahrnehmen und selbst am Telefon Trost spenden. Das habe ich in den letzten Wochen gelernt.
Wir sind uns bewusst: Das Virus ist trotz Öffnung der Läden und der Schulen nicht weg, und wir müssen uns weiterhin schützen. Meine Kollegen und ich warten gespannt, ob sich eine zweite Welle abzeichnet. Beruhigend finde ich zu wissen, dass wir innert kürzester Zeit für einen Grosseinsatz bereit sind.»
1000
Personen aus dem Tessin lassen ihr Blut auf Antikörper testen. Die Studie soll helfen, die Pandemie unter Kontrolle zu halten.
3,5 Millionen
Menschen wurden weltweit mit der Lungenkrankheit angesteckt – ein Drittel davon allein in den USA.