«In unserem Büro haben wir zwei grosse Bildschirme. Auf dem einen sind die Namen der Patienten und die für sie verantwortlichen Ärzte und Pflegefachpersonen abgebildet. Der zweite zeigt die Herzstromkurven, den Blutdruck und die Sauerstoffsättigung der Patienten, die an Überwachungsmonitore angeschlossen sind. So wissen wir immer, wie es den Kranken geht, die in kritischem Zustand sind.
Jeden Morgen schaue ich als Erstes auf diese Bildschirme. Heute sind sieben von unseren maximal 31 Betten in der Notfallstation besetzt. In den vergangenen Wochen sind weniger Leute als gewohnt zu uns auf den Notfall gekommen: Es gab weniger Arbeits- und Sportunfälle, weniger Hirnschläge und Herzinfarkte und weniger Bagatellfälle. Dafür nehmen die Covid-Fälle laufend zu. Trotzdem ist die Lage noch überschaubar. Wir müssen aber damit rechnen, dass es sich um die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm handelt.
«Wir arbeiten in vier statt drei Schichten»
Der Alltag im Spital hat sich jetzt schon verändert: Wir arbeiten in vier statt drei Schichten. Wir haben eigene Corona-Dienste eingeführt, die sich ausschliesslich um die Patienten kümmern, die zwar an Covid-Symptomen leiden, deswegen aber nicht hospitalisiert werden müssen, sondern sich zu Hause auskurieren können. Auf der Intensivstation liegen bei uns aktuell zehn Covid-Patienten, die künstlich beatmet werden. Besucher dürfen das Spital nicht mehr betreten. Die stets gut besuchte Cafeteria ist leer.
Ich habe den Eindruck, dass seit dem Ausbruch des Virus die Solidarität unter Ärzten, Pflegefachkräften, Sekretärinnen, dem Reinigungspersonal und der Spitalleitung grösser geworden ist. Auf den Gängen nicken wir einander zu und wissen, was der andere denkt: Wie lange bleibt es noch so ruhig?
Am Freitag wurde ich 30 Jahre alt. Ich hatte frei und habe zu Hause mit meinem Freund angestossen. Eigentlich wollte ich mit meinen Freunden und meiner Familie feiern. Daraus wurde aber nichts. Die Pandemie durchdringt alle Bereiche meines Lebens.»