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Fast schon Freundinnen

Mujinga und Wendy entspannen gemeinsam

Sie gehören zu den schnellsten Schweizerinnen. Bei einem Entspannungswochenende im Bürgenstock Resort entdecken sie, dass sie mehr verbindet als Talent und Kampfgeist. Sprint-Star Mujinga Kambundji, 27, und Ski-Champ Wendy Holdener, 27, verstehen sich so gut, dass sie eine gemeinsame Bobfahrt planen.

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Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

Ein Prosit auf das Leben! Mujinga Kambundji (l.) und Wendy Holdener beim Bargespräch: hochkarätig, aber nullprozentig.

Thomas Buchwalder

Bürgenstock – hoch über dem Vierwaldstättersee, irgendwo zwischen Himmel und Erde. Die zwei vielleicht populärsten Schweizer Sportlerinnen verbringen in dieser atemberaubenden Umgebung auf Einladung ihres langjährigen Partners Carl F. Bucherer ein unbeschwertes Wochenende im wunderschönen Bürgenstock Resort. Ohne Leistungsdruck und Wettkampfgedanken. Beim exklusiven Pastakurs von Executive-Chef Mike machen die beiden Sportlerinnen auch am Herd eine hervorragende Figur. «Ich koche alles», sagt Wendy Holdener voller Selbstvertrauen und überreicht Mujinga Kambundji den Salzstreuer. Ein Gespräch über Höchstleistungen beim Niedergaren.

Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

Zwei «Sportlerinnen des Jahres» in der Bibliothek des Bürgenstock Resort: «Dieser Titel ist die grösste Ehre, die man im Schweizer Sport erlangen kann.»

Thomas Buchwalder

Ihr kommt aus dem gleichen Land, aber aus anderen Welten. Wie gut kennt Ihr Euch?
Wendy Holdener: Ich glaube, wir haben uns zuvor dreimal getroffen, einmal an einem Anlass unseres Sponsors Carl F. Bucherer und zweimal an der Verleihung der Sports Awards. Es ist immer extrem spannend, mit einer Athletin aus einer anderen Sportart zu sprechen und sich auszutauschen.

Mujinga Kambundji: Ich stehe Wendy sportlich wohl näher als einem Marathonläufer. In der Leichtathletik sind die Disziplinen wesentlich unterschiedlicher als im Ski alpin. Als Sprinterin kann man die 100-Meter-Strecke laufen und die 200-Meter-Strecke. Und allenfalls liegt noch der Weitsprung drin. Aber das ist es dann schon. WH: Wir leben wohl ein ähnliches Leben mit Magglingen als wichtigem Orientierungspunkt – aber mit einem entscheidenden Unterschied: Wenn ich mit dem Skizirkus unterwegs bin, trainiert Mujinga in Magglingen – und wenn Mujinga ihre Wettkämpfe bestreitet, bin ich in Magglingen. Wir verpassen uns also regelmässig (lacht).

Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

Im Dreiklang beim Entspannungsyoga. Wendy und Mujinga mit Ex-Miss-Schweiz Bianca Sissing: «Uns hilft Yoga beim Abschalten und Energietanken.»

 
Thomas Buchwalder

Sprinterin und Slalomfahrerin: Welches sind die Gemeinsamkeiten?
MK: Wir machen beide Sportarten, in denen die Schnellkraft zentral ist. Wir müssen beide in unseren Wettkämpfen sehr explosiv agieren.

WH: Und wir haben das gleiche Wettkampfgewicht. Aber das bleibt geheim (lacht). Die Ernährung ist ähnlich. Im Krafttraining investieren wir beide viel Energie in die Beinarbeit. Die Arm- und Rückenmuskulatur ist im Skisport aber ebenfalls extrem wichtig, weil bei jedem Schwung und den engen Radien viele Kräfte auf den Körper wirken.

MK: Bei uns ist es vor allem der Rumpf, der dafür sorgt, dass die Kräfte in die richtige Richtung freigesetzt und kanalisiert werden. Man muss stabil sein, damit die Kraft nicht verloren geht.

Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

Spass beim Zubereiten: Holdener und Kambundji mit Culinary-Director Mike Wehrle und Sascha Moeri, dem kulinarisch versierten CEO von Carl F. Bucherer.

 
Thomas Buchwalder

Ihr habt die Ernährung angesprochen. Könnt Ihr diese näher erklären?
WH: Ich meinte damit, dass wir beide unsere Ernährung aufs Training abstimmen – dass wir richtig und gut essen. Das ist aber ein sehr individuelles Thema, bei dem jede Sportlerin für sich den richtigen Weg finden muss.

MK: Aber weder bei dir noch bei mir gehts um einzelne Gramme. Wir müssen fit sein, drehen dabei aber nicht jede Kalorie zweimal um.

WH: (Lacht.) Nein, wir können beide das Leben auch geniessen.

MK: Wir müssen auch nicht auf die Waage stehen – wie beispielsweise die Bobfahrer. Das weiss ich, weil meine Schwester zum Bobfahren ging.

WH: Deine Schwester fuhr Bob! Und du?

MK: Noch nicht. Aber ich würde gerne einmal das Anschieben versuchen.

WH: Da komme ich auch mit. Du schiebst an. Und ich sitze rein …

MK: Aber vielleicht erst nach den Olympischen Spielen in Tokio.

WH: Dann schlage ich vor, im März 2022 – nach den Winterspielen in Peking. Dann können wir das Risiko wagen.

Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

«Was mich beim Skisport besonders beeindruckt, ist die Geschwindigkeit»: Mujinga Kambundji.

Thomas Buchwalder

Euer härtester Gegner ist die Uhr.
WH: Genau – es muss nicht schön aussehen, es muss schnell sein.

MK: Bei uns ist auch die Biomechanik sehr wichtig. Die Kraftübertragung muss stimmen. Und beim Start müssen die Abläufe genau passen. Und die Reaktionszeit?

MK: Die spielt nicht eine entscheidende Rolle. Da geht es um maximal 0,1 Sekunden – es sei denn, man ist extrem langsam. Viel wichtiger ist es, wie man nach dem Start aus den Blöcken kommt und Kraft und Energie auf die Bahn bringt.

Um diesen Prozess zu optimieren, ist das Videostudium sehr wichtig. Wie viel ist Kopfsache?
WH: Bei uns vermutlich mehr als bei Mujinga. Denn die Streckenbeschaffenheit und die äusseren Bedingungen wechseln ständig. Man muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Der Schnee kann anders sein als im Training. Die Piste ist unbekannt oder der Lauf speziell gesteckt. Beim 100-Meter-Lauf ist die Bahn immer flach und gerade.

MK: Bei uns geht es wohl eher um den psychologischen Druck, der durch die Konkurrentin- nen aufgebaut werden kann. Startet man neben drei Läuferinnen, die bessere Zeiten vorzuweisen haben, kann dies hemmend oder sogar einschüchternd wirken. Dieses Gefühl muss man unbedingt überwinden.

Wendy Holdener und Mujinga Kambundji auf dem Bürgenstock

«Ich fand es sackstark, wie Mujinga an der WM in Doha dem Druck standhielt»: Wendy Holdener.

Thomas Buchwalder

Was könnt Ihr voneinander abschauen?
WH: Ich fand es sackstark, wie Munjinga an der WM in Doha dem Druck standhielt und über 200 Meter die Bronzemedaille gewann. Wenn man diese Emotionen sieht, weiss man exakt, was es bedeutet. Wir sassen zu Hause in der Stube und schauten das Rennen live. Das vergesse ich nie mehr. Unseren Jubel nach Mujingas Zieleinlauf dürften auch die Nachbarn gehörten haben.

MK: Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Euphorie meine Bronzemedaille in der Schweiz auslöste. Ich war derart mit mir selber und dem Wettkampf beschäftigt, dass ich alles andere ausgeklammert habe. Ich war sozusagen in einem Tunnel.

Schauen Sie sich Wendys Rennen ebenfalls an?
MK: Weltmeisterschaften und Olympia fast immer. Den Weltcup verfolge ich meistens über Nachrichtensendungen und digitale Medien – oder wenn ich grad zu Hause bin auch am TV. Was mich am Skisport extrem beeindruckt, ist die Geschwindigkeit. Auf welch hohem Niveau ihr die technisch perfekten Leistungen liefern müsst und wie schmal der Grat zwischen Sieg und Niederlage ist – und wie extrem schnell ihr euch auf wechselnde Bedingungen einstellen und eure Taktik intuitiv anpassen müsst. Im Sprint dagegen gibt es eigentlich keine Taktik. Wie schnell seid ihr eigentlich unterwegs?

WH: Im Slalom weiss ich es gar nicht so genau: vielleicht mit 50 oder 60 Stundenkilometern. In der Abfahrt erreichen wir schnell mal um die 125 Stundenkilometer.

MK: Bei solchen Zahlen überlege ich mir immer, wie es sich anfühlt, wenn man nur schon mit Tempo 120 auf der Autobahn unterwegs ist.

WH: (Lacht.) Daran sollte man besser nicht denken.

MK: Ich finde diese Tempi heftig. Da muss man ein Höllenvertrauen in sich haben.

WH: Wir machen ja nur das. Ich denke, wir fühlen uns auf den Ski schon viel wohler und sicherer als beispielsweise du.

Wendy Holdener, Mujinga Kambundji,

Zwei «Sportlerinnen des Jahres» in der Bibliothek des Bürgenstock Resort: «Dieser Titel ist die grösste Ehre, die man im Schweizer Sport erlangen kann.»

 
Thomas Buchwalder

Mujinga Kambundji, fahren Sie Ski?
(Lacht.) Ganz früher fuhr ich mal Ski. Heute könnte ich es wohl nicht mehr. Ich stieg dann aufs Snowboard um. Aber auch das ist ewig her.

WH: Nach deiner Karriere kannst du zu uns ins Hoch-Ybrig kommen. Ich gebe dir dann gern Unterricht.

MK: Abgemacht!

Wie stehen Sie zur Leichtathletik, Wendy Holdener?
(Lacht laut.) In diesem Frühling fühlte ich mich gelegentlich wie eine Leichtathletin. Wir hatten ein, zwei Trainings auf der Tartanbahn. Ich musste viel Laufschule machen – als Aufwärmübung für das Intervalltraining. Am Anfang hatte ich praktisch keine Koordination, aber mit der Zeit bekam ich es in den Griff.

Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?
MK: Mein nächstes grosses Ziel ist Olympia 2021 in Tokio. So gesehen, steht alles, was ich jetzt mache, im Zeichen davon. Ich trainiere bis September weiter – dann folgt eine kurze Pause und danach der Wiederaufbau im Hinblick auf die Olympischen Spiele.

Und bei Ihnen, Wendy Holdener, ist es die WM in Cortina im Februar.
WH: Genau. Ab 20. Juli trainieren wir permanent auf dem Schnee – und das ausschliesslich in der Schweiz in Saas-Fee und in Zermatt. Das Sommertraining im argentinischen Ushuaia haben wir abgesagt. Es war lange nicht klar, wie sich die Reiserestriktionen entwickeln. Ausserdem geht es nun auch darum, den Schweizer Tourismus zu unterstützen. Es wäre ein schlechtes Zeichen, wenn alle von Ferien in der Schweiz sprechen und wir fürs Trainingslager ans andere Ende der Welt reisen.

 

Das Video zum Interview gibt es auf www.gaultmillau.ch/weltstars

Botschafterinnen für Carl F. Bucherer

Mujinga Kambundji und Wendy Holdener arbeiten seit vielen Jahren mit der traditionsreichen Schweizer Uhrenmanufaktur Carl F. Bucherer zusammen. CEO Sascha Moeri kann sich keine besseren Ambassadorinnen für die Marke vorstellen: «Die beiden verkörpern alles, was auch die erfolgreiche Uhrenproduktion ausmacht: Genauigkeit, Innovation, Präzision und Höchstleistung bei der Arbeit. Mit ihrer Ausstrahlung begeistern sie unsere ganze Belegschaft und prägen unser Image nachhaltig positiv.»

Von Thomas Renggli am 12. Juli 2020 - 06:09 Uhr