Aktuell bewegt mich die Frage, wie lange die Inflation wohl noch anhält.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich die Kirchenglocken vom Dom des Heiligen Sava.
Frühstück esse ich selten, aber wenn, dann Eier mit Wurst, Pastete und Käse wie Kaymak oder Mladi Sir.
Zur Arbeit laufe ich mit meinem Hund Lenny; er führt mich dabei über den Markt, wo wir jeweils noch einen Snack für meine Mitarbeiterinnen mitnehmen.
Mein Arbeitstag dauert momentan zehn Stunden, da ich den Schönheitssalon erst vor zwei Monaten eröffnet habe und noch vieles zu erledigen ist.
Am Feierabend gönne ich mir in einer Bar einen Rakija und dazu eine Zigarette.
Typisch serbisch an mir ist meine offene, gastfreundliche Art, die Liebe zu Musik und gutem Essen – und ich sitze gern bis spätnachts mit Freunden zusammen, um zu quatschen und zu singen.
Touristen aus meiner Heimat zeige ich den mit Gold und Mosaikbildern reich verzierten Dom des Heiligen Sava und die Festung von Belgrad, von der man über die ganze Stadt blicken kann, das Skadarlija-Quartier, wo es leckere Hausmannskost gibt und man zu traditioneller Musik feiern kann.
Überschätzt werden hier die ethnischen Spannungen.
Am meisten stört mich an Serbien die mangelnde Organisation der Ämter.
Von der Schweiz vermisse ich Pünktlichkeit, Raclette und Fondue.
Die Schweiz kann von Serbien lernen: Gastfreundschaft, Lebensfreude und Zusammenhalt.
Ich würde zurückkehren, wenn es Krieg geben würde.
Mein Tipp an andere Auswanderer: Seid offen, habt keine Angst, Neues zu wagen, lernt schnell die Sprache, und informiert euch über das System und die Regeln: andere Länder, andere Sitten!
Beruf: Inhaberin von Natalie’s Swiss Beauty Salon in Belgrad.
Leben in Zahlen: Verdient rund 5000 Franken monatlich und lebt mit ihrem Partner in einer Wohnung. In Belgrad kostet das Kilo Brot 1.50 Franken, der Besuch beim Coiffeur rund 35 Franken.
Den Reiz, irgendwann im Ausland zu leben und eine völlig neue Kultur kennenzulernen, verspürt Natalie Hauri schon früh im Leben. Dass sie in Belgrad gelandet ist, begründet sie damit, «dass mich sowohl die Stadt als auch die dort lebenden Menschen fasziniert haben». Belgrad sei für sie «die Stadt, die niemals schläft». Hinzu kommt, dass sie sich dort ihren Schritt in die Selbstständigkeit eher zutraute als in der Schweiz.