Er ist ein Lager-Freund durch und durch: Mit seiner Ehefrau Mirka, 41, und den Zwillingspaaren Myla und Charlene, 10, und Leo und Lenny, 5, ging Roger Federer, 38, im Sommer auf grosse Camping-Reise im Appenzell.
Und auch in beruflicher Hinsicht geniesst das Schweizer Tennis-Ass die Klassenlager-Atmospähre, die auf der ATP-Tour bisweilen herrscht. Gerade jetzt, da der Laver Cup in Genf bevorsteht – frei nach dem Motto: 38 Jahr, noch immer wunderbar!
In Sachen Lagererfahrung hat Federer derweil einiges nachzuholen. Im Interview mit «Blick» verrät der Baselbieter, dass er in seinem ganzen Leben nur ein einziges Klassenlager besucht hat – und dafür einen hohen Preis bezahlen musste. «Ich wollte unbedingt mal in ein Skilager, dafür musste ich dann die Junioren-Schweizermeisterschaft in Luzern auslassen», plaudert der Tennis-Star aus.
Trotz der einmaligen Erfahrung erinnert sich King Roger noch sehr gut an die Stimmung, die im Lager herrschte – und erkennt sie am Laver Cup in Genf wieder. «Es ist tatsächlich etwas Klassenlager-Feeling», erzählt er. «Aber der Kreis ist viel internationaler, die Spieler sind sehr beschäftigt, fliegen aus ihren Ländern ein.»
Was den Laver Cup für Federer besonders speziell macht, ist die Doppelrolle, die er in Genf innehat: Er steht beim Kontinentalbewerb nicht nur auf dem Platz, sondern ist auch Organisator des speziellen Wettkampfs, den er selbst zu Ehren Rod Lavers ins Leben gerufen hat. Obwohl er in seiner Rolle sehr beschäftigt ist, nimmt er sich Zeit für seine Freunde – die gleichzeitig auch seine Konkurrenten sind.
«Früher war ich nervös, ob alle kommen. Aber unser Chat ist schon jetzt voll im Gang, die allseitige Freude ist spürbar», erzählt er. Der Gruppenchat mit seinen Tennis-Freunden verläuft aber nicht so, wie man ihn sich vielleicht vorstellen könnte: «Er ist meist seriös», stellt Federer klar. Ausnahmen gibts aber durchaus. «Nur wenn es um gewisse Themen geht, fällt auch mal einen Witz.»
Die Atmosphäre unter den Konkurrenten sei grundsätzlich eine lockere. Zwischendurch gehen die Sportler gar «eis ga zieh»: «Ab und zu gehen wir noch was trinken. Wir sind alle im gleichen Hotel. Es gibt Abende, da gehen wir gemeinsam essen und dürfen jemanden mitbringen.» Dabei geniesst er vor allem das entspannte Beisammensein mit seinen Konkurrenten Tsitsipas, Zverev, Thiem und Nadal: «Es ist toll, mit Stefanos, Sascha, Dominic und Rafa am Tisch zu sitzen und über andere Dinge zu reden, als über das Tennis.»
In Genf ebenfalls vor Ort ist Rogers ewiger Rivale Rafael Nadal, 33. Der Spanier ist Federer nach seinem Sieg an den US Open dicht auf den Fersen – ihm fehlt nur noch ein Gewinn, um Federers Grand-Slam-Rekord von 20 Gewinnen zu egalisieren. Das stresst Federer aber gar nicht. «Logisch, würdest du gerne einen Rekord für immer und ewig behalten, aber das ist nicht realistisch. Vielleicht sehe ich das fast entspannter, als der Rest der Schweiz.» Denn er könne nur kontrollieren, was er beeinflussen könne.
Seine eigenen Rekord-Momente könne ihm niemand mehr nehmen, hält Federer weiter fest. «Alles Weitere war ein Bonus – es war nie mein Ziel, ab da nur noch vor den anderen wegzurennen. Wenn Nadal und Djokovic mich einholen, dann ist das kein Problem. Ich freue mich für jeden, der das Beste aus sich herausholt.» Dass auch die «alte Garde» des Tennis noch so erfolgreich ist, freut ihn besonders. «Wir müssen die Grand-Slam-Siege nehmen, so lange wir noch können. Denn die Jungen kommen und drücken.»
Während die Jungen drücken, zwickt es Federer am Rücken – die an den US Open aufgetretenen Beschwerden verschwanden später als gedacht. «Ich war überrascht, wie lange ich den Rücken gespürt habe, es waren doch zehn, zwölf Tage.» Erklären kann er sich das nur mit einem. «Ich glaube, das ist wohl einfach das Alter!»