«Das Zurich Film Festival findet statt – und zwar richtig, nicht digital» – diese Nachricht versetzte viele in Unglaube, aber vor allem in Euphorie. Nach dem langen Lockdown und der anhaltenden Coronakrise bewies ZFF-Direktor Christian Jungen Mut und setzte ein Zeichen des Optimismus.
Nun, kurz bevor die elf Festivaltage zu Ende gehen, lässt sich sagen: Es hat sich gelohnt. Dank striktem Sicherheitskonzept konnte das ZFF mit seinen 23 Weltpremieren durchgeführt und gestern Abend im Zürcher Opernhaus die Siegerfilme gekürt werden. Somit gehören Christian Jungen, das Zurich Film Festival, aber vor allem die Filmbrache zu den grossen Gewinnern – und natürlich die Wettbewerbsfilme.
Die Award Night am Samstagabend wurde zum regelrechten Triumph für die Frauen: Gleich in allen Hauptkategorien wurden Regisseurinnen für ihre Werke geehrt.
Im Fokus Wettbewerb hat die Jury mit Jurypräsidentin Angelina Maccarone den Film «Hochwald» von Evi Romen ausgezeichnet. Im Drama geht es um die Beziehung zwischen Mario aus Südtirol und seinem Jugendfreund Lenz, deren Geschichte bei einem Besuch in Rom eine tragische Wende nimmt. «Die Regisseurin Evi Romen hat uns mit der Wahl und Inszenierung ihres Casts und dem Umgang mit dem erzählerischen Rhythmus und der Visualität überzeugt. Wir sind neugierig auf ihr weiteres filmisches Schaffen», so die Jury.
Im Spielfilm Wettbewerb verkündete Jurypräsident Michel Franco die mexikanische Filmemacherin Fernanda Valadez mit ihrem Erstlingswerk «Sin Señas Particulares» als Sieger. Im Film steht Magdalena im Zentrum. Die verzweifelte Mutter macht sich auf die Suche nach ihrem totgeglaubten Sohn, der aus Mexiko in die USA geflüchtet ist. «Dieser furchtlose, magische, eindringliche und allzu reale Film beginnt als eine geradlinige Reise und führt den Zuschauer dann in eine filmische Welt, in der Monster real sind.»
Im Dokumentarfilm Wettbewerb mit Jurypräsident Vitaly Mansky hat sich die Jury auf «Time» von Garrett Bradley geeinigt: «Herzzerreissend und leidenschaftlich bietet der Film einen intimen und eindringlichen Blick auf eine lange Geschichte von polizeilichem Fehlverhalten und sozialer Diskriminierung», so die Begründung. In «Time» dokumentiert Regisseurin Garrett Bradley die Geschichte von Sibil und ihrem Ehemann Rob, die eine Bank ausgeraubt haben, jedoch vor Gericht unterschiedlich behandelt wurden.
Weiter wurde «Cry Wolf» aus Dänemark als beste Serie ausgezeichnet und der Preis der Kinderjury ging an «The Club of Ugly Children». Den Publikumspreis wiederum ging in die Schweiz: Karin Heberlein vermochte mit ihrem Spielfilm «Sami, Joe und ich» die Zuschauerinnen und Zuschauer am meisten zu überzeugen.
Bereits im Laufe des Festivals erhielten weitere Filmgrössen Auszeichnungen. Noch vor Festivalbeginn holte die deutsche Schauspielerin Iris Berben persönlich in Zürich ihren Golden Eye Award ab. Den gleichnamigen Preis durften dieses Jahr auch Til Schweiger und Olivia Colman entgegennehmen.
Der Zürcher Regisseur Rolf Lyssy wurde mit dem Career Achievement Award geehrt und die Grande Dame des französischen Kinos Juliette Binoche zeichnete das ZFF mit dem Golden Icon Award aus. Der «A Tribute to…»-Award ging dieses Jahr ebenfalls an eine Französin: Filmemacherin Maïwenn.