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Armeechef Thomas Süssli

«Ohne uns wäre das WEF nicht möglich»

Beim Zmorge in einer WEF-Truppenunterkunft erzählt Thomas Süssli, was er von der ukrainischen Armee hält – und wo er Gefahren für die Schweiz sieht.

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KüBLIS GR, 17.01.2024 - Der Chef der Armee, Korpskommandant Thomas Süssli beim Truppenbesuch und gemeinsamen Frühstück einer Einheit in Küblis GR. Das 54. World Economic Forum findet vom 15.-19. Januar in Davos mit mehreren tausend Teilnehmern statt. PHOTO BY PASCAL MORA

Kalte Ovi für den Korpskommandanten: Thomas Süssli beim Zmorge in der Mehrzweckhalle.

PASCAL MORA

Herr Süssli, warum sind Sie hier am WEF auf Truppenbesuch?
Ich versuche, jede Truppe zu besuchen, die im Einsatz steht. Das ist eine Wertschätzung für die Arbeit der Soldatinnen und Soldaten. Sie stehen hier teilweise bei minus 15 Grad draussen und halten Wache. Da ist es nur richtig, dass auch ich draussen bin und mir ein Bild verschaffe.

Was wollen Sie herausfinden?
Wie die Stimmung ist. Und ob die Soldaten die Bedeutung des Auftrags erfasst haben. Und ich kann sagen: Das haben sie.

Wache schieben in der Kälte – das ist nicht nur streng, sondern oft auch langweilig. Wie gingen Sie selbst als Soldat mit langweiligen Diensten um?
Ich erinnere mich heute noch an meinen ersten Wachtdienst als Rekrut. Da hat man auf jeden Fall Zeit, sich Dinge zu überlegen und sich Gedanken zu machen, zu denen man sonst nicht so kommt.

War die Stimmung bei der Armee angespannt aufgrund von Selenskis Besuch?
Nein, ich habe bei der Truppe keine Nervosität gespürt. Für uns spielt es keine grosse Rolle, wer kommt. Wir unterstützen die Kantonspolizei Graubünden und sind auf alles vorbereitet.

Auch auf Cyberattacken? Laut einer neuen Studie macht dies den Chefs global derzeit am meisten Sorgen.
Ich kann nicht für die Schweiz als Ganzes sprechen. Wir haben Fortschritte gemacht, aber es bleibt eine Sorge. Ich stelle fest, dass sich die Wirtschaft teilweise zu wenig bewusst ist, dass es nicht nur Cyber-Erpressungsangriffe gibt, sondern auch Spionage, bei der Daten gestohlen werden, ohne dass man etwas davon merkt.

KüBLIS GR, 17.01.2024 - Der Chef der Armee, Korpskommandant Thomas Süssli beim Truppenbesuch und gemeinsamen Frühstück einer Einheit in Küblis GR. Hier bei der Ausweiskontrolle beim Einlass. Das 54. World Economic Forum findet vom 15.-19. Januar in Davos mit mehreren tausend Teilnehmern statt. PHOTO BY PASCAL MORA

«Ausweis bitte»: Selbst der CdA, der Chef der Armee, braucht eine Besucherkarte fürs Betreten der Truppenunterkunft.

PASCAL MORA

Was ist aus Ihrer Sicht die besondere Charakteristik des Kriegs in der Ukraine?
Es läuft dort eine Art von Krieg, die man im Westen schon fast vergessen hat: Die Soldaten kämpfen in Gräben. Darin sind die Ukrainer unterdessen Spezialisten, die ihr Wissen an den Westen weitergeben können. Ausserdem haben sie eine grosse Innovationskraft, zum Beispiel in der Informatik oder bei den Drohnen. Eine Zeit lang waren sie dem Angreifer immer einen Schritt voraus.

Was empfinden Sie gegenüber der ukrainischen Armee?
Ich habe riesigen Respekt vor dem, was sie macht. Und auch Mitgefühl für die Soldaten, die unter harten Bedingungen kämpfen. Wie andere war auch ich erstaunt darüber, wie gross der Wille der Ukrainerinnen und Ukrainer ist, sich zur Wehr zu setzen. Das ist ein Zeichen von Leadership und guter Führung. Einerseits durch den Präsidenten selbst und andererseits auch innerhalb der Armee.

Und was empfinden Sie gegenüber Ihrer eigenen Truppe?
Ich bin sehr stolz darauf, was sie hier leistet. Das WEF wäre nicht möglich ohne die Armee. Es freut mich, dass unsere Leute motiviert sind und verstehen, warum sie hier sind. Hier spielt ein Auszug der gesamten Armee sehr erfolgreich zusammen.

Welches ist denn Ihre Lieblingsabteilung?
Alle natürlich (lacht).

Lynn Scheurer von Schweizer Illustrierte
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Von Lynn Scheurer am 20. Januar 2024 - 12:00 Uhr