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Auf gleicher Wellenlänge

Olympiasieger Ryan Regez total verliebt

Strand statt Schnee: Nach Olympiagold und dem Gesamtweltcupsieg im Skicross geniesst der Berner Oberländer Ryan Regez mit seiner Freundin Barbara den Surfer-Lifestyle in Kalifornien.

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Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

«Ich musste den Kopf lüften», sagt Ski-Cross-Star Ryan Regez. Mit Freundin Barbara verbringt der Berner Ferien in den USA.

Jonas Mohr

Langsam leert sich der lange Strand. Im Pazifik glitzern die letzten Sonnenstrahlen. Skicross-Olympia- und Gesamtweltcupsieger Ryan Regez, 29, und seine Freundin Barbara Skacel, 23, mögen aber noch nicht zusammenpacken. Sie wollen noch ein paar Wellen unter die Surfbretter nehmen. Die dreimonatige Auszeit, die mit Zelten mit Freunden auf Hawaii begann, soll bis zum letzten Moment ausgekostet werden. «Ich habe meine Ziele ‹Kopf auslüften› und ‹Sand unter den Füssen spüren› ganz klar erreicht», lacht der Berner Oberländer. «Den Schnee vermisse ich momentan überhaupt nicht.» «Bärble» oder «Babe», wie er seine Partnerin gern nennt, ist auf gleicher Wellenlänge: «Ich könnte sehr gut noch einen Monat länger hierbleiben. Der chillige Surfer-Lifestyle in Kalifornien gefällt mir sehr gut.»

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

Dreimonatige Auszeit in den USA: Ryan Regez und Freundin Barbara surfen in Kalifornien.

Jonas Mohr

Der Urlaub ist nach einem Achterbahn-Jahr verdient: enttäuschende Resultate, die verletzte Schulter, Corona, Zweifel. «Der Misthaufen wurde immer grösser. Ich war psychisch blockiert», erinnert sich Regez an 2021. Dann die Wende um Weihnachten: Zwei 20-minütige Telefongespräche mit dem Mentaltrainer und dem Sportpsychologen lösten den Knopf im Kopf. «Das hätte ich viel früher machen sollen», sagt er. Die Rennen in Italien liefen dann super. «Auf dem Skilift zum Final kamen mir die Tränen, weil ich mir endlich sagte: ‹Du darfst gewinnen. Du bist gut genug!›» Dass er darauf in China die Goldmedaille und schliesslich noch den Gesamtweltcup holte, ist für den Spitzensportler aus Wengen aber immer noch surreal: «Manchmal kommt es mir beim Autofahren in den Sinn – und ich bekomme Gänsehaut.» Heute glaubt er, dass er ohne den «Misthaufen» kein Olympiagold geholt hätte.

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

Glücklich mit Barbara: «Wir haben uns als Paar gefunden», freut sich Ryan.

Jonas Mohr

Ob Hoch oder Tief – Barbara, die gerade ihr Psychologiestudium an der Uni Bern abgeschlossen hat, ist immer für ihn da. «Ich schätze diese Unterstützung sehr und weiss, dass sie nicht selbstverständlich ist», so Regez. Wie sie ihn aufstellt? «Ich wende meine psychologischen Kenntnisse an und erinnere ihn daran, dass Rückschläge zum Leben gehören. Und kuscheln hilft», sagt sie lachend und wirft ihren Arm um seinen Hals.

«Barbara hat ein grosses und gutes Herz, und ich vertraue ihr zu 100 Prozent»

Ryan Regez

Es ist kühl geworden am Strand von Oceanside. Aufmerksam hüllt Ryan Regez seine frierende Liebste in ein Frottiertuch und drückt sie an sich. Die beiden haben sich via Social Me-dia kennengelernt: «Er schrieb mich auf eine meiner Instagram-Storys an», erinnert sich die gebürtige Tschechin. Irgendwann verabredeten sie sich, und es funkte sofort. Auch vier Jahre spä-ter küssen sie sich noch spontan wie Frischverliebte. «Barbara gibt mir sehr viel. Sie hat ein grosses und gutes Herz, und ich vertraue ihr zu 100 Prozent», schwärmt Regez, der bekannt dafür ist, mit seinen Gefühlen nicht hinter dem Berg zu halten. «Ich mag auch, dass wir zusammen herumblödeln können, denn wir haben einen ähnlichen Humor.» Das Vertrauen ist ihr ebenfalls wich-tig: «Ich fühle mich sicher und gut aufgehoben bei Ryan», sagt sie. «Und ich locke ihn gern aus seiner Komfortzone – ob Sightseeing oder Tanzkurs –, ich ermuntere ihn, Neues zu entdecken.» Sie seien als Typ eben recht verschieden, stimmt er ihr zu. Aber sie ergänzen sich gut und lernen voneinander.

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

Olympiasieger trainiert auch in den Ferien täglich zwei bis drei Stunden im Fitnessstudio oder im Kletter-Gym.

Jonas Mohr

Das globetrottende Paar, das in Oceanside bei Freunden wohnt, redet in einem Mix aus Berndeutsch und Englisch miteinander: Barbara absolvierte eine internationale Schule, und Ryan wurde Englisch in die Wiege gelegt von seiner britische Mutter Clare, die als «Chalet Girl» zur Betreuung von Touristen nach Wengen kam und hängen blieb. Sein Vater Andy, einst Leiter des regionalen Leistungszentrums und Präsident des Skiclubs Wengen, sorgte dafür, dass Ryan und seine Schwester Naomi früh auf den Ski standen.

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

«Ryan machte im Surfcamp schnell Fortschritte und merkte, dass es ein tolles Training ist», erzählt Barbara.

Jonas Mohr

Als Bub wollte er Polizist oder Autorennfahrer werden. Olympiasieger war nicht auf Ryans Radar. Zuerst fuhr er alpin. Kurz auch für Grossbritannien. Dann brach er sich das Bein. Er hörte mit Skifahren auf, machte eine Lehre als Hochbauzeichner: «Ich musste mir gut überlegen, ob ich den Schritt Richtung Leistungssport nochmals wagen wollte, denn man muss auf vieles verzichten. Ich entschied mich schliesslich dafür – und zwar mit Vollgas oder gar nicht.»

«Ich fühle mich sicher und gut aufgehoben bei Ryan»

Barbara Skacel

Ganz oben im Skicross angekommen, geniesst Ryan mit Barbara jetzt die Anonymität in den USA. Wenn der 1,92 Meter grosse Veganer als Olympiasieger angesprochen wird, dann nur, weil seine stolzen Freunde es im Gym oder an einer Party herumerzählt haben. «Ich laufe ja nicht mit der Medaille um den Hals durch die Stadt – das hätte ich vor ein paar Jahren zwar vielleicht noch gemacht», platzt es aus ihm heraus. Auffallen gehört beim extrovertierten Sportler dazu – ob im «Sportpanorama» in lila-pinken Einhorn-Leggings oder nackt auf Instagram. Fürs Fotoshooting schlägt er zuerst pink-orange-gelbe Leoparden-Shorts vor, überlegt es sich dann aber anders, weil es die einzige Hose ist, die Barbara etwas daneben findet.

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

«Wir sind beide impulsiv», verrät der Berner. In Kalifornien küssen sie unerkannt, denn von den Wintersportlern sei hier höchstens Shaun White ein Begriff.

Jonas Mohr

Für beide geht nach den Ferien ein neuer Lebensabschnitt los: Ryan wird im Skicross vom Jäger zum Gejagten, den alle schlagen wollen. Noch fehlt der Hauptsponsor: «Der Platz auf dem Helm ist noch frei», lässt er wissen. Und Barbara, die Regez’ Social-Media-Kanäle betreut, wägt ihre Optionen zwischen einem Kommunikationsjob und dem Masterprogramm an der Uni ab. Bereits träumen sie von einer Asienreise im nächsten Sommer. «Wenn mal eine Familie da ist, wird das ja schwieriger», blickt Ryan Regez voraus. Geplant ist die momentan aber noch nicht. Zuerst will der Berner 2023 in Georgien Weltmeister werden.

Ryan Regez, Skicrosstrainer in LA mit Freundin Barbara

Romantik in der Beziehung: «Das heisst für uns eher wandern und surfen als Dinner bei Kerzenlicht», sagt Barbara Skacel.

Jonas Mohr
Von Marlène von Arx am 10. Juli 2022 - 18:09 Uhr