Sie hat lange gezögert mit ihrer Zusage für diese Geschichte. Denn der zehnte Todestag ihres Mannes ist für Paola Felix, 71, mit Trauer verbunden. «Das ist etwas anderes, als wenn es um einen freudigen Anlass wie etwa ein Jubiläum oder einen Geburtstag geht», erklärt sie. Sie sagte schliesslich deshalb zu, weil es sie freut, dass die Erinnerung an die TV-Legende nicht verblasst. Zudem gehörte Kurt Felix als langjähriger Kolumnist auch irgendwie zum «Inventar» der SI.
Und wenn Paola Felix A sagt, sagt sie auch B. Zum Fotoshooting im Hotel Bad Horn am Bodensee erscheint sie bestens vorbereitet, mit fünf ausgesuchten Lieblingsbildern und passenden Anekdoten im Gepäck. Die Stimmung ist heiter, nur am Ende der vielen Erinnerungen fliessen auch mal Tränen. 33 Jahre lang waren Kurt und Paola Felix sowohl privat als auch beruflich ein Team. «Wir waren seelenverwandt, füreinander bestimmt», sagt Paola. «Es ist ein grosses Glück, dass wir einander gefunden haben. Dafür werde ich immer dankbar sein.»
«Kurts Sohn Daniel war ein Teenager, als er in mein Leben trat. Wir verstanden uns von Anfang an ganz wunderbar. Wanderungen zu dritt standen regelmässig in unserem Terminkalender. Auf diesem Foto geniessen wir nach dem Aufstieg zum Schäfler das Frühstück, um gestärkt zum Säntis – unserem Hausberg – weiterzuwandern. Dass Daniel einen Dokumentarfilm übers Wandern realisierte, der zurzeit in den Kinos läuft, hätte Kurt enorm gefreut. Ich erkenne ihn nicht nur in Daniels Stimme und seinem Aussehen wieder, sondern in seiner ganzen Art. Auch in seiner akkuraten Arbeitsweise. Daniel ist wirklich ‹ganz de Bappe›. Ich sehe ihn und seine Partnerin Alexandra regelmässig. Dann gibt es auch gerne meine Spaghetti bolognese. Es war das erste Gericht, das ich damals für Daniel gekocht habe, und es ist bis heute sein Lieblingsessen.»
«1967 entwickelte Kurt die Jasssendung ‹Stöck-Wys-Stich›. Mit der Investition von drei Franken und sechzig Rappen für das Kartenset bescherte er dem Schweizer Fernsehen einen Erfolg, der bis heute anhält. Immer wenn ein neuer Redaktor die Sendung betreute, kam er auf die Idee, mich einzuladen. Und jedes Mal musste ich erklären, dass ich vom Jassen null Ahnung habe. Ein Beweis fällig? Als ich bei Kurt einzog, kam er eines Tages nach Hause und fand den schönen roten Jassteppich als Fussmatte vor der Haustür. In meinem Elternhaus wurde zwar schon Karten gespielt, aber nicht gejasst. Kurt traf sich regelmässig mit seiner Jassrunde. Immer wenn sie bei uns waren, fand ich es herrlich, ihnen bei ihren stimmungsvollen Kommentaren zuzuhören.»
«Eigentlich hatte Kurt Angst vor Hunden. Jedenfalls machten wir beim Wandern immer einen grossen Bogen um Bauernhöfe für den Fall, dass uns dort ein Hofhund überraschen würde. Zwischen ihm und der Pyrenäen- Schäfer-Hündin Sheriff war es aber Liebe auf den ersten Blick. Sheriff hatte in der Sendung ‹Supertreffer› die Aufgabe, die Goldbarren im Wert von einer Million Franken, welche es zu gewinnen gab, zu bewachen. Sheriff lebte im Conny-Land, war sich Leute also gewohnt. In den Wochen vor der Sendung war sie jeweils bei uns. Kurt und sie waren ein Herz und eine Seele.»
«Wenn einer Spass verstand, dann Kurt. Wie oft musste er einstecken. Schliesslich hat er mit ‹konstanter Boshaftigkeit›, wie er das nannte, immer wieder ahnungslose Menschen hinters Licht geführt. Dafür nahm er jegliche Retourkutsche gerne in Kauf. Bis heute werde ich immer wieder auf die Sendung ‹Verstehen Sie Spass?› angesprochen. Kurt würde sich so sehr darüber freuen, dass diese Sendung seit über 40 Jahren immer noch erfolgreich läuft.»
«Ich liebe dieses Bild. Es symbolisiert den Weg, den Kurt und ich miteinander gegangen sind – sowohl privat als auch beruflich. Es entstand während der Proben für die erste Sendung, die wir gemeinsam moderiert haben: ‹Lieder gehen um die Welt›. Das ZDF kam mit der Idee auf uns zu, nachdem Harald Juhnke aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. Die Sendung war ein voller Erfolg, sodass die ARD sehr schnell entschieden hat, uns auch für ‹Verstehen Sie Spass?› zusammen zu engagieren. Die Harmonie, die wir am Bildschirm verkörperten, existierte nicht nur beruflich, sie war auch die Grundlage unseres Zusammenlebens. Die Zusammenarbeit war für uns auch eine Gelegenheit, etwas mehr Zeit miteinander verbringen zu können. Wir waren beruflich meistens getrennt unterwegs – Kurt bei Dreharbeiten, ich im Tonstudio oder auf Tournee. So waren wir immerhin in der gemeinsam moderierten Sendung zusammen. Uns verband die Leidenschaft für die Musik und das Medium Fernsehen, und wir mochten einander unsere Erfolge gegenseitig von Herzen gönnen. Die Entscheidung, uns 1990 ins Privatleben zurückzuziehen, haben wir nie bereut. Wir hatten den Applaus sehr genossen und freuten uns auf das Leben danach. So konnten wir vieles gemeinsam erleben, das während unserer Karrieren nicht möglich gewesen war.»
Paola Felix ist überzeugt: «Wenn man an einer Beziehung arbeiten muss, stimmt etwas nicht.» Kurt und sie haben immer darauf geachtet, dass es keine Missverständnisse gab. Ihr Beziehungsrezept: «Wir haben immer über alles geredet. Und zwar nicht zwischen Tür und Angel, wir haben uns Zeit für Gespräche genommen.» Wenn beide beruflich unterwegs waren, haben sie sich jeden Abend zum Telefonieren verabredet. «Von einem Smartphone hat man damals noch nicht einmal geträumt.» Paola beschreibt ihren Kurt als sehr humorvoll und herzlich. «Er konnte mich immer wieder mit wunderschönen Liebeserklärungen überraschen.» Auch heute gilt Paola Felix’ erster Gedanke nach dem Aufwachen Kurt – und der letzte vor dem Einschlafen ebenfalls. «Kurt wird im Film meines Lebens immer die Hauptrolle spielen. Er bleibt tief in meinem Herzen verankert.»