Epilepsie, Arthritis, Tinnitus, Nierenkoliken, Bandscheibenvorfall, Schuppenflechte, Zusammenbrüche, Depression und ein Herzfehler, der jüngst operiert werden musste. Komiker René Rindlisbacher bleibt gesundheitlich nichts erspart. «Alles aufgelistet zu hören, das klingt ja fürchterlich», meint der 61-Jährige und reisst theatralisch die Augen auf. «Was hast denn du in deinem früheren Leben verbrochen, dass du all das verbüssen musst?», flachst Laura (31) und wirft ihrem Papa einen neckischen Blick zu. Aus den beiden bricht es heraus, und sie lachen herzhaft los. «Es klingt schlimmer, als es effektiv ist. Mit den Medikamenten, die ich regelmässig einnehme, habe ich das meiste unter Kontrolle. Kommt hinzu, dass ich in all den Jahren gelernt habe, mit einigen Einschränkungen umzugehen.»
Den Vater mit seinem Schicksal so zu sehen, ist für Laura nicht immer einfach: «Es schmerzt, dass er als Blitzableiter unserer Familie alles Erdenkliche abbekommt. Aber wir haben uns, auch wenn es komisch tönen mag, an seine Krankheiten gewöhnt.» Mit ruhiger Stimme ergänzt René Rindlisbacher: «Das ist mir lieber. Ich könnte es nicht verkraften, wenn meine Liebsten darunter leiden und ich zusehen müsste.»
Trotz seiner bewegenden Krankengeschichte spielt das Thema im Familienalltag kaum eine Rolle. Nicht zuletzt darum, weil der Showmaster stets eine klare Strategie hat: «Ich hätte daheim sitzen und mich selbst bemitleiden können. Das war aber keine Option. Ich habe mich stets aufgerafft, das Leben genossen und mich daran erfreut, dass ich das machen darf, was mir grosse Freude bereitet – nämlich auf der Bühne zu stehen und Leuten ein Lachen ins Gesicht zu zaubern.»
Inspiration aus dem Krankenbett
Genau das macht er seit Oktober wieder. Nach einer kurzen Kreativpause ist die Agenda mit Auftritten bis ins neue Jahr gefüllt. Während seiner Auszeit war René nicht untätig – im Gegenteil. Gemeinsam mit seiner Tochter hat er an einem neuen Programm gefeilt. Entstanden ist «Zwei Herz und ei Seel». Ein Stück, das die beiden in ihrer Vollkommenheit widerspiegelt, wie sie meinen. «Grundsätzlich würde ich sogar so weit gehen, dass wir eigentlich ein Herz und eine Seele sind, wie es die Redewendung ausdrückt. Aber die Freude an seinem neu aufgewerteten Motor lasse ich ihm. Deshalb zwei Herzen», witzelt Laura. «Ach, was», meint René, ehe er selbst einlenkt: «Wir sind Seelenverwandte, davon bin ich überzeugt. Zudem bin ich der Meinung, dass man sich in der Seele eher trifft als im Herzen. Darum der Name.»
Der Grundstein fürs neue Projekt wurde nach der Herz-OP im vergangenen Jahr gelegt. «Ich habe damals im Spital so viel erlebt. Die eine Krankenschwester hat mich fast schon militärisch aus dem Schlaf gerissen, während andere super sanft waren. Die einen haben mich bemitleidet, andere haben mit mir gelacht. Ähnliches erlebte ich mit Besuchern, Ärzten oder in der Reha. So war mir rasch klar, dass das Herz auch auf dieser Ebene ins Programm muss», erläutert der Komiker.
Für die Erarbeitung der Sketches hat Laura extra eine Pause in ihrem Bürojob eingelegt und ist nach acht Jahren vorübergehend wieder im Elternhaus eingezogen. Vor allem Mami Monika geniesst die Umstände: «Mir geht es am besten, wenns daheim voll ist und wir als Familie vereint sind», sagt die 62-jährige Lehrerin. «Ah ja? Ist das so? Und wieso habt ihr mein Zimmer damals nur wenige Stunden nach meinem Auszug direkt abgerissen und die Stube vergrössert? Ich musste jetzt mein Bett sogar selbst mitbringen», neckt Laura. «Tu nicht so», nimmt René seine Gattin in Schutz und erklärt: «Normalerweise ist Moni unser Moralkompass, sie ermahnt uns, wenn Laura und ich über die Stränge schlagen.»
Ist der vorübergehende Einzug eine Belastungsprobe für das Vater-Tochter-Gespann? Keineswegs! «Wir streiten nie – absolut gar nie! Das mag beschönigt klingen, ist aber die Wahrheit», beteuert Laura. Bereits bei ihrem ersten gemeinsamen Programm, mit dem sie 2019 als Duo starteten, sei alles harmonisch verlaufen. «Wir kennen uns seit Tag eins und wissen, wie das Gegenüber tickt. Unsere Harmonie basiert vor allem auf Vertrauen», so René.
Kein Ende in Sicht für s'Rindlisbachers
Nach dem Aus des Comedy-Duos Edelmais habe er sich überlegt, wie es weitergehen soll. Seinen Showpartner Sven Furrer (52) damals durch einen anderen zu ersetzen, sei nicht infrage gekommen. «Aber allein auf die Bühne wollte ich auch nicht.» Schnell stand fest, dass Laura die perfekte Partnerin an seiner Seite war. Zumal sie sowieso ein «Rampensäuli» sei, das es schon als Kind auf die Bühne gezogen habe.
Für Laura selbst war zwar klar, dass sie eines Tages vor Publikum stehen wird, doch nicht zwingend mit ihrem Papa. «Für mich war Comedy stets etwas Schwieriges, darum musste ich es mir gut überlegen. Inzwischen bin ich froh, habe ich diesen Schritt gewagt.» Sie fühle sich sicherer als beim ersten Programm. «Früher habe ich versucht, in Papis grosse Fussstapfen zu treten. Heute gehe ich an seiner Seite und hinterlasse meine eigenen», sagt Laura.
Sie kann sich gut vorstellen, diesen Weg eines Tages allein weiterzugehen. Doch bis dahin muss sie sich gedulden. «Auch nach 40 Jahren in der Comedy-Welt habe ich nicht genug», stellt René Rindlisbacher klar. «Solange es mir Spass macht, ist Aufhören kein Thema.»