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Nach dem Rücktritt des Skistars

Patrick Küngs neues Leben mit Freundin Bianca

Vor zwei Monaten ist Patrick Küng zurückgetreten. Nun geniesst der Abfahrts-Weltmeister das freie Skifahren, hilft seiner Freundin Bianca auf der «Motta Hütte» – und bereitet das Zusammenziehen vor.

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Patrick Küng mit Bianca

Glücklich: Patrick Küng und Bianca Andreatta in Lenzerheide mit Panorama aufs Stätzerhorn-Gebiet.

Remo Naegeli

Die Gäste der «Motta Hütte» im Lenzerheider Skigebiet staunen nicht schlecht: Patrick Küng räumt nach der Mittagspause eines wunderschönen Skitags ihr Geschirr ab. Ein Weltmeister als Servicegehilfe – das gibts nicht alle Tage. Noch vor ein paar Wochen stürzte sich der Glarner mit 150 Kilometern pro Stunde die steilsten Skihänge der Welt hinunter. Nun ist der häufigste Adrenalinkick der Stress zur Mittagszeit.

Patrick Küng mit Bianca

Abräumer: Küng hilft in der «Motta Hütte» aus, die seine Freundin Bianca betreibt.

Remo Naegeli
«Für mich ist es eine gute Ablenkung»

Als Küng Ende Januar in Kitzbühel an einer Pressekonferenz seinen Rücktritt verkündet, sagt der 35-Jährige auf die Frage nach seiner Zukunft augenzwinkernd: «Meine Freundin hat einen schönen Weinkeller. Vielleicht werde ich mich mal mit dem beschäftigen.» Diese Freundin, Bianca Andreatta, 31, betreibt die «Motta Hütte» seit sechs Jahren mit ihrem Bruder Sergio.Seit dem Rücktritt ist Küng jeweils ein paar Tage pro Woche hier anzutreffen, beschränkt sich netterweise aber nicht aufs Leertrinken der erlesenen Weinauswahl. Er wischt, räumt ab, hilft an der Bar, fräst den Schnee von der Terrasse. Die Jobs mit Maschinen seien ihm die liebsten, flachst Bianca. Und Küng geniesst es. «Für mich ist es eine gute Ablenkung – und ich kann Bianca dabei etwas Gutes tun.»

Patrick Küng mit Bianca

Wischprofi: Der Weltmeister hilft, wo es nötig ist. Schwierig wirds beim Empfangen der Gäste – jeder will ein Selfie, was zu Wartezeiten führte.

Remo Naegeli
Er hat den Rücktritt noch nicht bereut

Küng wirkt gelöst, aufgestellt. Dabei hat er das Karrierenende mitten in der Saison nicht so geplant. Die Abfahrten in Wengen und Kitzbühel will Küng nutzen, um sich doch noch für die Ski-WM zu qualifizieren. Doch dann zieht er sich bei einem Sturz am Lauberhorn eine Hirnerschütterung zu. Bereits auf der Heim- reise spürt er, dass der Zeitpunkt nun wohl gekommen ist. Bis zur definitiven Entscheidung folgen emotionale Tage mit Kopfschmerzen und wenig Schlaf.

Patrick Küng mit Bianca

Goldjunge: Der grösste Triumph: Im Februar 2015 wird Patrick Küng in Beaver Creek Weltmeister in der Abfahrt.

Keystone

In Kitzbühel dann nutzt er die Renntage, um sich von allen zu verabschieden. Anstossen ohne Ende. «Das war für die Genesung nach der Hirnerschütterung nicht gerade förderlich», lacht Küng. Bereut hat der Glarner aus Obstalden die Entscheidung noch keine Sekunde, auch wenn er sie unter Tränen verkündete. «Ich hatte eine schöne Karriere. Der Lauberhornsieg, der Weltmeistertitel 2015 in Beaver Creek – das waren erfüllte Kindheitsträume.»

Zeit für neue Träume

Nun ist es Zeit für neue Träume. Noch kann Küng nicht konkret sagen, wie es bei ihm beruflich weitergeht. In den ersten Wochen geniesst er es, mit Freunden gemeinsam Ski zu fahren, trifft sich hie und da zu Gesprächen mit möglichen Partnern für die Zukunft. Für einige Projekte möchte er seine Karriere noch nutzen; so bietet er für Firmen und Privatpersonen Skitage an, verbunden mit einem Dreigangmenü in der «Motta Hütte», die 14 GaultMillau-Punkte hat.

Es ist aber auch klar, dass er sich ein neues Berufsfeld suchen möchte. «Ich bin kommunikativ, offen, sehr zuverlässig», schätzt der gelernte Polymechaniker seine Stärken ein. Küng hat es sich nie einfach im Verbandsnest gemütlich gemacht, hatte stets seinen eigenen, manchmal sturen Kopf und wusste, wie er die Dinge haben und machen will.

Patrick Küng mit Bianca

Schneekönig: «Patrick liebt vor allem alles, was mit Maschinen zu tun hat», sagt Bianca. Vater Georg besitzt ein Lastwagen-Unternehmen.

Remo Naegeli
Patrick und Bianca ziehen zusammen

Geregelt ist eigentlich nur die allernächste Zukunft: Bis Ostern hat die Skibeiz geöffnet, danach wird gezügelt: Patrick und Bianca ziehen gemeinsam ins Unterland und freuen sich auf eine schöne Wohnung am Walensee.

Mit der Tessinerin, die aus einer Gastrofamilie stammt, ist Küng seit bald drei Jahren zusammen. Früher fuhr er mit ihrem Bruder Ski, und bei ein paar Treffen in der Hütte und beim Après-Ski hat es dann gefunkt. «Sie ist sehr liebevoll, hat viel Temperament, bietet mir auch mal Paroli. Das brauche ich», sagt der eher ruhige Typ.

Patrick Küng mit Bianca

Auswahl: Küng im Weinkeller. Er liebt das Kochen, geniesst zum Zmittag auch gerne ein Glas Wein.

Remo Naegeli
Familie kann noch warten

Die beiden sind aktiv, biken und wandern gerne im Sommer. Bisher hatten sie im Winter wenig Zeit füreinander, im Sommer dafür viel. In den vergangenen Jahren hat Bianca Andreatta nach Ende der Wintersaison als Sommelière gearbeitet, nun besucht sie die Schule als Interior Designerin. Das Interesse an Einrichtung ist aufgeflammt, als die «Motta Hütte» vor zwei Jahren renoviert und ausgebaut wurde. Wie lange sie das Restaurant mit ihrem Bruder führen möchte, weiss sie noch nicht genau.

Mit Patrick Küngs Rücktritt vom Profisport «öffnen sich komplett neue Wege», sagt sie. Eines Tages wünschen sich beide eine Familie, aber das müsse nicht von heute auf morgen sein. «Wir freuen uns sehr auf alles, was auf uns zukommt.»

Patrick Küng mit Bianca

Zweisamkeit: Auf der Hütte selbst ist normalerweise Arbeit angesagt. Abends unternehmen Patrick und Bianca gerne noch etwas.

Remo Naegeli
Der schönste Arbeitsplatz

Küng schätzt sich privilegiert, dass er noch etwas Zeit hat, bis er sich für einen neuen Job entscheidet. Er hätte Angebote, könnte sofort anfangen, möchte aber zuerst herausfinden, was ihm wirklich Freude bereitet.

«Bis dahin ist das hier oben ja der schönste Arbeitsplatz.» Und es ist nicht zu verachten, dass dort auch der Weinkeller ganz nah ist. Schliesslich ist Patrick Küng ein Geniesser. «Aber», sagt er, «das war ich ja auch während der Karriere schon.»

Von Eva Breitenstein am 30. März 2019 - 16:38 Uhr