Schweizer Illustrierte: Güzin Kar, die SRF-Serie «Seitentriebe» startete nun mit der zweiten Staffel. Was ist neu?
Güzin Kar: Diesmal begibt sich nicht nur ein Paar auf die Therapiecouch. Es sind deren drei, die an unterschiedlichen Punkten ihrer Beziehung angelangt sind und nicht weiterkommen.
Haben Sie mit dem grossen Erfolg der Serie gerechnet?
Natürlich haben wir alle darauf gehofft. Aber dass wir internationale Preise gewinnen und die Serie in die USA verkaufen würden, hat niemand kommen sehen.
Wie viel Krise verträgt Ihrer Meinung nach eine Partnerschaft?
Wenn ich das wüsste, wäre ich nicht Filmerin, sondern Eheberaterin geworden (lacht).
Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Vom vielen Schreiben schmerzt ein fieser, winziger Muskel in meiner Schulter, von dem ich nicht mal wusste, dass er existiert.
Was für ein Hintergrundbild hat Ihr Smartphone?
Das Foto einer antiken Blumentapete des Grandhotels Giessbach.
Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Das öffentliche Verkehrsnetz und die Gerüche von Zürich, das Zentrum und die Geräusche von Gent und gern etwas Fremdes von einer Stadt, die ich noch nicht kenne, zum Beispiel Dakar.
Wie hätte Ihr Name als Junge gelautet?
Das weiss ich nicht, aber dürfte ich wählen, würde ich mich Roman nennen.
Welches Gemüse sollte verboten werden?
Keines. Gemüse sind schöne und liebe Wesen, aber der hochdeutsche Name Rote Bete für Randen kann von mir aus weg.
Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Da ich meine eigene Chefin bin, kann ich mein Arbeitspensum selbst bestimmen.
Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes geschenkt?
Ich schenke besser nichts Gebasteltes, da es bei mir genauso aussieht: gebastelt.
Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen?
Nein. Privat nehme ich so viel auf den Teller, wie ich essen mag. Und im Restaurant lasse ich die Reste auch mal einpacken.
Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Ein Instrumentalstück von Anne Clark.
Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Ja.
Über welche Tat oder Aussage von Ihnen wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Man wird erfolglos an der Entschlüsselung meiner Notizen arbeiten, da meine Handschrift so ungelenk ist, dass nicht mal ich selber sie lesen kann.
Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Autofahren zu lernen. Ich suche jetzt besser einen Privatchauffeur.
Angenommen, der liebe Gott würde Sie neu erschaffen: Mit den Eigenschaften welcher Berühmtheiten soll er Sie ausstatten?
Der Unerschrockenheit von Marina Abramovic, der Poesie von Anne Clark und der Neugier von Marie Curie.
Was wird man in hundert Jahren über die aktuelle Epoche sagen?
Dass wir in Mitteleuropa alles hatten und dabei kleinlich, neidisch, egoistisch und freudlos wurden. Und man wird jene loben, die dies erkannten und Gegensteuer gaben.
Welche Pille gehört erfunden?
Eine süsse, neongelbe Pille gegen Menschenverachtung in allen Formen.
Ihr Spitzname als Kind?
Ich hatte nie einen Spitznamen, da alle dachten, Güzin sei bereits ein Künstlerinnenname.
Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus.
Ein riesiges Chaos aus Stoffbergen und mittendrin ein Mädchen an einer Nähmaschine: Da ich mir keine coolen Klamotten leisten konnte, habe ich sie einfach selber genäht.
Falls Ihr Leben verfilmt wird, welche Schauspielerin soll die Hauptrolle spielen?
Viola Davis und Christian Bale sollten sämtliche Rollen unter sich aufteilen.
Was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?
Da ist leider immer noch viel zu viel Plastikmüll, insbesondere in Verpackungen.
Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Die Angebote, die man ablehnt, prägen einen im selben Masse wie jene, die man annimmt.
Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Jungs aus der Schule fand ich doof. Aber ich war überzeugt: Wenn der Japan-Sänger David Sylvian auf mich wartet, bis ich volljährig bin, würden wir zusammen sehr glücklich.
Wer ist Ihr bester Freund?
Tiziana kenne ich, seit ich 15 bin. Unsere Mails sind so intim wie bei anderen Leuten Tagebücher.