Es sind Worte, die das Blut des italienischen Adels zum Kochen bringen. In einer formalen Verordnung ändert Vittorio Emanuele IV., 84, «Herzog von Savoyen, Prinz von Neapel und von Gottes Gnaden direkter Erbe des königlichen Hauses Savoyen» ein jahrhundertealtes Gesetz über die ausschliesslich männliche Thronfolge im Hause Savoyen.
Das macht sie zur Thronfolgerin: Vittoria Cristina Chiara Adelaide Maria von Savoyen, geboren 2003 in Genf, Urenkelin des letzten Königs von Italien. Tochter von Filiberto Emanuele von Savoyen, 48 - italienisch-schweizerischer Doppelbürger – und der französischen Schauspielerin Clotilde Courau, 52. «Es ist das beste Geschenk, das mein Grossvater mir machen konnte», sagt Vittoria zur «New York Times».
Zum Verständnis erstmal ein kleiner Exkurs in die Geschichte der italienischen Monarchie. Seit dem Mittelalter regierte das Haus Savoyen über die Territorien Savoyen und Piemont, ab 1861 stellte es die italienischen Könige. Als die Monarchie 1946 in einer Abstimmung abgeschafft wurde – nicht zuletzt wegen ihrer Nähe zum faschistischen Mussolini-Regime – hatte der letzte König, Umberto II, gerade mal einen Monat zuvor die Staatsgeschäfte von seinem Vater übernommen.
Umberto floh ins Exil nach Portugal, kam später nach Genf, wo er 1983 starb. Die republikanische Verfassung verbot dem König, seinen männlichen Nachkommen und deren Frauen die Rückkehr nach Italien, ihr Besitz fiel an den Staat. Als Emanuele Filiberto, Enkel des letzten Königs von Italien, 1973 in Genf geboren wurde, war er nicht im Besitz eines italienischen Passes. 2002 änderte dieses Gesetz.
«Sag niemals nie. Es gibt viele Leute, die sich ein Comeback unserer Familie wünschen.»
Ein erster Schritt dazu, die Monarchie in Italien wieder aufleben zu lassen? «Sag niemals nie», sagt Emanuele Filiberto, der den Titel Prinz von Venedig trägt. «Es gibt viele Leute, die sich ein Comeback unserer Familie wünschen.» Tatsächlich machen die Monarchisten öfter mal von sich reden, kandidieren auch immer wieder mal für politische Ämter. Bisher erfolglos.
Sollte die italienische Krone irgendwann wirklich wieder Macht erhalten, würde der Kampf erst richtig losgehen. Ein anderer Teil der Familie Savoyen beansprucht diesen nämlich für sich. So bezeichnet denn Prinz Aimone von Savoyen Aosta, Herzog von Apulien, ein Cousin von Vittorio Emanuele – der heute übrigens in Gstaad lebt – die Gesetzesänderung zugunsten von Vittoria als illegal. «Sie dachten, weil ich keine Söhne habe, erben sie den Thron. Sie haben falsch gedacht», meint der Filiberto Emanuele.
Der Prinz von Venedig ist in Italien inzwischen ein TV-Star. Seine politischen Ambitionen – er kandidierte 2008 fürs Parlament, 2009 bei der Europawahl – scheiterten. Die politischen Pläne überlässt er nun seiner Tochter, welche tatsächlich bereits aktiv ist. Dies zeigt ein Videoappell auf dem Instagram-Profil ihres Vaters, in dem Vittoria den französischen Staatspräsidenten Emanuel Macron dazu auffordert, allen Schülerinnen und Schülern in Frankreich gleiche Chancen auf Bildung einzuräumen.
Er freue sich indes, abzudanken und die Welt zu umsegeln, sagt Emanuele Filiberto. «Aber erst, wenn meine Tochter gut vorbereitet ist.» Und was sagt eigentlich Vittoria, die mittlerweile in Paris lebt, zu all dem? Auf die Frage der «New York Times», ob sie sich wirklich als künftige Königin Italiens sehe, sagt der Teenager: «Das klingt abstrakt. Ich versuche einfach, herauszufinden, was ich in meinem Leben machen will.»