Schon zweimal stand er in einem Final. Am Sonntag, 4. Februar 2001 war es dann aber endlich soweit: Roger Federer setzt sich im Endspiel beim Hallenturnier von Mailand 6:4, 6:7 (7:9), 6:4 gegen den Franzosen Julien Boutter (ATP 67) durch und feiert seinen ersten Turniersieg bei den «Grossen». Nach 2 Stunden und 17 Minuten kann er die Arme in die Luft stemmen.
Lynette und Robert sind in Mailand vor Ort und feuern ihren Sohn an. Lynette hat Tränen der Freude in den Augen, als sie Roger in die Arme nimmt und ihm gratuliert. Robert macht Fotos fürs Familienalbum. Auch heute noch sammelt er Zeitungsartikel über Rogers Erfolge. Robert Federer ist so aufgeregt, dass er anschliessend den Autoschlüssel im Wagen einschliesst, für die Heimfahrt, samt Siegerpokal. Die Scheibe müssen Federers einschlagen. Roger nimmt das Flugzeug.
Noch am späten Abend empfangen ihn auf dem Flughafen Basel-Mulhouse seine Davis-Cup-Kollegen samt Captain Jakob Hlasek – mit einer Flasche Champagner bringen sie ihm ein Ständchen. «Was sie gesungen haben, hab ich nicht mitbekommen», erinnert sich Federer später einmal. Doch es war eine freudige Überraschung mehr an diesem Tag.» Er übernachtet bei den Eltern in Münchenstein (BL), tags darauf zieht er ins Swissôtel in Basel um. «Ich wollte so schnell wie möglich bei meinem Team sein.» Am darauf folgenden Wochenende führt Federer die Schweiz in der ersten Runde des David Cups mit zwei Einzel-Erfolgen zum Sieg über die USA.
Federer erinnert sich gerne an seinen Sieg in Mailand. Schon seit mehreren Jahren gepriesen als eines der grössten Talente des Welttennis und im Juniorenalter Sieger in Wimbledon und Nummer 1 Ende 1998, hatte er bei den Profis bislang «nur» zwei Finals erreicht. Im Jahr 2000 war er in den Finalspielen in Marseille gegen Marc Rosset (CH) und in Basel gegen Thomas Enqvist (S) gescheitert.
Dieser Sieg bedeutete für Federer eine Riesenerleichterung. Nach dem Match sagte er dem Schweizer Fernsehen SRF: «Darauf habe ich lange gewartet. Eine dritte Final-Niederlage wäre für mein Selbstvertrauen sicher nicht gut gewesen. Nach dem zweiten Satz hatte ich schon etwas Schiss. Jetzt wird der Druck natürlich etwas kleiner.»
Der Sieg in Italien gibt Roger Schub. Im selben Jahr beendet er im Wimbledon-Achtelfinal Peter Sampras’ Serie von 31 Siegen in fünf Sätzen. Zwei Jahre später gewinnt Fedi in Wimbledon als erster Schweizer einen Grand-Slam-Titel im Einzel.
Good News aus dem Hause Federer gibt es ja bekanntlich auch 20 Jahre später! Vor kurzem gab die Tennislegende bekannt, im März beim Turnier in Katar wieder in den Tennis-Zirkus zurückzukehren. «Ich würde gern nochmals grosse Siege feiern können», sagte der vierfache Vater zum Schweizer Fernsehen SRF. «Dafür bin ich bereit, einen langen, harten Weg zu gehen.»