Die Hotelgäste im Grand Resort Bad Ragaz rieben verwundert die Augen und zückten begeistert die Handys. Ein obsidianschwarzer Mercedes-Benz EQS 580 rollte vor. Mit drei Passagieren, die alle Weltstars sind und alle schon mehrfach zum «Sportler des Jahres» gewählt wurden: Roger Federer, Daniela Ryf und Fabian Cancellara. Sie trafen sich in ungewohnter Sache: zu einer «Culinary Challenge», zusammen mit den beiden GaultMillau-Chefs Guy Ravet (Vufflens-le-Château VD, 19 Punkte) und Sven Wassmer (Bad Ragaz).
Mercedes-Benz-CEO Marc Langenbrinck: «Alle fünf sind Ambassadoren unserer Marke, zum ersten Mal kriegten wir alle fünf zusammen.» Gedreht wurde für den GaultMillau-Channel und unter strengen Vorgaben: Ohne Covid-Zertifikat und Fiebermessung in der Réception kam niemand aufs Set. Wer nicht vor der Kamera stand, trug Maske. Die Kameras aller Handys am Drehort wurden mit einem orangen Klebeband abgedeckt, damit keine Instagram-Fotos und Selfies vorzeitig ins Netz gingen.
Fürs Duell am Herd reisten die Champions von weit her an: Roger von seiner Geburtstagsparty mit Familie und Freunden auf Ibiza. Fabian aus seinen Familienferien in Sardinien. Und Daniela aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz: «Ich bereite mich auf den wichtigsten Triathlon der Saison vor, auf den Iron Man am 9. Oktober auf Hawaii.» Viermal hat die eiserne Lady aus Solothurn diesen brutalen Härtetest bereits gewonnen.
Eine richtige Koch-Challenge braucht einen erfahrenen Zeremonienmeister. Sven Epiney ist der Held am Herd. Er hat zehn Jahre lang die erfolgreiche TV-Kochsendung «al dente» moderiert, und er führte auch im Grand Resort Bad Ragaz souverän durch die Show.
Der glücklichste Mann an den mobilen Kochherden von V-Zug war «Memories»-Chef Sven Wassmer. «Ich bin Mercedes-Ambassador geworden, weil ich davon geträumt habe, einmal zusammen mit Roger Federer zu kochen.» Sven hatte Losglück und kriegte den grössten Tennisspieler aller Zeiten in sein Team.
Was auch Nachteile hat, denn Roger verriet: «Eigentlich kann ich gar nicht kochen. Ich hatte wohl in meinem ganzen Leben zu viele Frauen um mich: Meine Mutter und Mirka kochten für mich. So übernahm ich daheim andere Jobs: aufdecken, abräumen, abwaschen. Wenn ich trotzdem mal koche, lachen mich unsere Zwillinge aus.»
Roger isst fürs Leben gern, besucht die besten Restaurants der Welt und hat zu vielen Spitzenköchen auch einen guten Kontakt. Einzige Einschränkung: «Vor einem Turnier verzichte ich auf Meeresfrüchte. Ich will keine Risiken eingehen.»
Auch Guy Ravet, Spitzenkoch und Ultramarathon-Läufer, war zufrieden: Daniela Ryf und Fabian Cancellara («beim Grillieren habe ich 19 Punkte») kochten mit ihm. Im Warenkorb für beide Teams: frische Forellen aus dem Weisstannental, Bio-Gurken und Äpfel (Boskoop, Pink Lady)!
Roger Federer war vom Ergebnis begeistert, schaute zwischendurch mal weg. Flossen wegschneiden war nicht so sein Ding: «Hardcore. Der arme Fisch. Das schaffe ich nicht.» Mercedes-CEO Marc Langenbrinck griff zur Schere, erlöste seinen Markenbotschafter aus der Not.
Fürs feurige Finale griffen beide Teams zum Bunsenbrenner, flämmten die Forelle unerschrocken ab und richteten dann an: mal mit Sauerampfer, mal mit gebratenen Äpfeln. Das Gericht gelang auf Anhieb, die «Ersatzforellen», die Guy Ravet sicherheitshalber mitgebracht hatte, kamen nicht zum Einsatz.
«Fäbu» Cancellara: «Ich habe Hochachtung vor der Leistung der Spitzenköche. Mit ihnen zusammen macht Kochen doppelt Spass. Und dass wir uns alle mal treffen, war eine gute Idee.»
Wer bei Sven Epiney kocht, muss auch ein paar Challenges bestehen: abwägen, abschmecken mit verbundenen Augen, einen Apfel schälen. Coolste Aufgabe: Aus einem vierjährigen Alpsbrinz von Res Gut von der Alp Chieneren genau 147 Gramm abstechen. Bei allen Spielen gab es viel zu lachen und nur eine Siegerin: Daniela Ryf!
Die Triathletin ist studierte Lebensmitteltechnologin und begeisterter Foodie: «Ich probiere überall auf der Welt alles aus. Zu Hause backe ich, am liebsten einen Schoggikuchen nach dem Rezept von Sven Epiney.» Der Moderator nahms mit geschwellter Brust zur Kenntnis.
Und nach Drehschluss? Die Champions trafen sich im riesigen Park des Resorts zu einer fröhlichen Tavolata. Mit Forellen, Sushi und feinen Desserts und einem Glas Completer dazu von Starwinzer Martin Donatsch.
Gegen Abend machten sie sich wieder auf den Heimweg: Roger Federer in seinem hellblauen Maybach-Cabriolet, «Fäbu» Cancellara aus Ittigen BE auf dem Rennrad: «Ich will dieses Jahr mit dem Velo 7777 Kilometer zurücklegen und bin noch etwas im Rückstand.»