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Spielkarten-Interview

Ruder-Duo Roman Röösli und Andrin Gulich hoffen auf Olympia-Gold

Sie sind diesen Sommer die vielleicht grösste Schweizer Hoffnung auf Olympia-Gold. Roman Röösli und Andrin Gulich sind im Ruder-Zweier ohne Steuermann Welt- und Europameister sowie Gesamtweltcupsieger. Und in Topform. Im Interview stellen sie sich ganz besonderen Fragen.

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Andrin Gulich und Roman Röösli, Schweizer Ruderer fotografiert im Seeclub Küsnacht.

Andrin Gulich und Roman Röösli werden sonst von Journalisten interviewt – diesmal stellen sie sich gegenseitig die Fragen.

Dominik Meier

Es ist ein Gebäude mit Geschichte. In der «Zehntentrotte» in Küsnacht ZH wurde im vierzehnten Jahrhundert Wein gelagert und verarbeitet, der als Abgabe oder «Zehnt» an den Staat geleistet wurde. Seit den 1930er-Jahren logiert im ältesten Trottengebäude des Kantons der Seeclub Küsnacht. Es ist das «Zuhause» der Schweizer Olympiahoffnung Andrin Gulich (25). Hier hat er den Rudersport erlernt. Zusammen mit seinem Teamkollegen, dem Luzerner Roman Röösli (30) empfängt er hier die Schweizer Illustrierte.

Andrin Gulich und Roman Röösli, Schweizer Ruderer fotografiert im Seeclub Küsnacht.

Kein Brett vor dem Kopf: Die zwei Spitzenruderer wollen sich in Paris nicht ablenken lassen. Sie gehen für Gold.

Dominik Meier

Röösli und Gulich sind momentan das Dreamteam von Swiss Rowing. In der vergangenen Saison holten sie den Europa- und den Weltmeistertitel, in der laufenden Saison den Gesamtweltcup. «Allerdings sind die Briten nicht alle Weltcuprennen gefahren», geben beide zu bedenken. Die Briten. Sie gelten als die Topfavoriten in der Kategorie Zweier ohne Steuermann. Doch die Schweizer sind lieber die Jäger als die Gejagten. In Paris wollen sie voll angreifen. Für die SI interviewen sie sich gegenseitig. Aus einem Stapel Spielkarten ziehen sie zufällige Fragen. Los gehts!

Andrin Gulich und Roman Röösli, Schweizer Ruderer fotografiert im Seeclub Küsnacht.

Roman Röösli und Andrin Gulich führen das Interview mittels eines Karten-Fragespiels, die Fragen sind zufällig.

Dominik Meier

Andrin: Wann hast du zum letzten Mal so sehr gelacht, dass deine Augen anfingen zu tränen, und warum?

Roman: Ich weiss es. Als du dir neulich mit einem Schröpfkopf ein Einhorn auf die Stirn gemacht hast und dann zwei Tage mit blauem Fleck im Gesicht rumgelaufen bist.

Roman: Welche Entscheidung hat dich in deinem Leben am meisten beeinflusst?

Andrin: Da gibt es zwei. Dass ich angefangen habe zu rudern und dass ich für mein Studium nach Amerika ging.

Andrin: Was ist dein Lieblingsgeruch und was verbindet dich damit?

Roman: Meine Freundin (lacht). Also ernst jetzt. Arvenholz. Es riecht natürlich, der Geruch erinnert mich an die Natur, die Frische, den Wald, an die Lebendigkeit.

Roman: Wie sieht dein perfekter Sonntagabend aus?

Andrin: Sonntags haben wir jeweils unser Familienznacht und ich schätze dieses sehr. Mein Bruder kommt nach Hause, und meine Grossmutter kommt auch oft vorbei. Dabei verwöhnt uns unsere Mutter immer mit feinstem Essen.

Andrin Gulich und Roman Röösli, Schweizer Ruderer fotografiert im Seeclub Küsnacht.

Andrin Gulich: «Natürlich träumen wir von Gold. Aber ich versuche, ruhig zu bleiben»

 

Dominik Meier

Andrin: Was war dein Berufswunsch als Kind, und wie denkst du heute darüber?

Roman: Ich hatte viele Berufswünsche. Bauer, Helikopterpilot, Bergführer, Wissenschaftler, Geologe, Glaziologe oder Meeresbiologe. Sie gehen alle in eine ähnliche Richtung und zeigen meine Verbundenheit mit der Natur.

Roman: Was denken viele Leute über dich, was aber eigentlich gar nicht stimmt?

Andrin: Roman denkt, dass ich beim Auf- und Abladen der Boote nie helfe. Aber er sieht all die kleinen Sachen nicht, die ich mache.
Roman: Wie am Handy herumdrücken, rumstehen … (Andrin boxt Roman in die Seite).

Andrin: Nächste Frage: Was tust du immer wieder, obwohl es dir eigentlich gar nicht gefällt?

Roman: Müesli essen am Morgen. Es ist schnell, effizient und es liefert gute Nährwerte. Ich habe aber nicht so gern Müesli.

Roman: Wann war dein letzter mieser Tag, und was ist geschehen?

Andrin: (Denkt lange nach) So richtig schlechte Tage habe ich nie. Ich bin ein positiver Mensch. Wenn ich aber etwas nennen muss, dann den letzten Tag im Trainingslager im Winter. Es hatte zwei Wochen durchgeregnet und wir mussten mit nassen Klamotten bei zwei Grad auf den See. Da hatte ich irgendwann wirklich keine Lust mehr.

Andrin Gulich und Roman Röösli, Schweizer Ruderer fotografiert im Seeclub Küsnacht.

Roman Röösli: «Wir waren noch vor keinen Olympischen Spielen so gut in Form wie vor diesen»

Dominik Meier

Andrin: Welche Eigenschaft anderer Menschen macht dich wahnsinnig?

Roman: Ich versuche, das Positive im Menschen zu sehen, nicht das Negative.
Andrin: Sei jetzt ehrlich. Wenn einer vor dir langsam fährt, wirst du nervös!
Roman: (Lacht laut) okay. Wenn jemand trödelt und nicht vorwärtsmacht. Das bringt mich manchmal auf die Palme.

Roman: Was ist momentan deine grösste Herausforderung?

Andrin: Ganz klar, Studium und Spitzensport zu kombinieren. Ich absolviere einen Master in Business Analytics am Imperial College in London, im Herbst bin ich fertig. Jetzt kommt zuerst Olympia, dann der Studienabschluss. Eins nach dem anderen.

Andrin: Wenn du nur noch fünf Besitztümer behalten dürftest, welche würdest du wählen?

Roman: Schwierige Frage. Also vorausgesetzt, ich habe Kleider an … mmh – eine Wasserflasche vielleicht. Und ein Sackmesser. Eigentlich brauche ich ja nicht viel. Das meiste, was uns wichtig sein sollte, ist nicht sichtbar. Viele würden wohl sagen, das Handy. Aber ich würde gerne manchmal auf das Handy verzichten oder es weniger oft brauchen.

Roman: Was tust du, um andere Menschen glücklich zu machen?

Andrin: Ich schenke ihnen ein Lächeln (lacht verschmitzt). Nein, ich versuche, hilfsbereit und empathisch zu sein. Mein Ziel ist, die Sache und die Perspektive der anderen Person zu sehen. Dann ist es einfacher, sie glücklich zu machen.

Andrin: Wann hast du dir zuletzt einen Rat eingeholt und bei wem?

Roman: Ich tue das so oft wie möglich. Ich hole sehr gerne einen Rat bei Personen mit viel Lebenserfahrung, egal in welchem Bereich. Ich gehe immer zu verschiedenen Personen, die mir nahestehen. Man kann von jedem Menschen viel lernen und jeder hat in einem bestimmten Bereich Erfahrung.

«Die Spiele in Paris sind der Höhepunkt.»

Roman Röösli

Roman: Was ist das Beste daran, du zu sein?

Andrin: Meine Freunde (lacht herzlich).

Andrin: Was haben wir deiner Meinung nach gemeinsam?

Roman: Unseren Ehrgeiz, wir wollen die gleichen Ziele erreichen. Unsere Freude und Leidenschaft für das, was wir machen. Wir sind aufgestellte, ehrliche Personen. Und wir sind gleich gross.

Roman: Was verbessert deine Laune schlagartig?

(Antwortet gleich selbst) Schoggi (beide lachen).

Andrin: Ja, Schoggi. Und ein Rennen gewinnen.

Andrin: Worauf freust du dich aktuell besonders?

Roman: Das ist leicht. Auf Olympia.

Roman: Wenn du einen Tag deines Lebens nochmals leben könntest, welcher wäre es und warum?

Andrin: Keinen. Ich denke, dass gerade die Einzigartigkeit des Tages das Schöne ist. Die Erinnerung daran macht den Tag so besonders.

Roman: Ein besonders schöner Tag steht hoffentlich bald bevor. Die Spiele in Paris sind der Höhepunkt. Nicht nur in dem Jahr davor, all die Jahre arbeitet man darauf hin. Wir sind fit und können unsere beste Leistung abrufen. Ich freue mich mega darauf.

Von Nadine Gerber am 15. Juli 2024 - 06:00 Uhr