60 von 92 Gästen haben ein positives Corona-Testergebnis erhalten: Das ist die traurige Bilanz einer Flussfahrt von Passau nach Frankfurt am Main. Wie der «Blick» berichtet, waren vom 10. bis 17. Oktober mehrheitlich Schweizer Passagiere mit der MS Swiss Crystal auf dem Main und der Donau unterwegs.
Was mit Volksmusik-Konzerten, Schlager-Shows und Landausflügen einen lustigen Anfang nahm, endete schliesslich in Isolation und Quarantäne. Auch für Schlagersängerin Monique, 43, die einen Tag nach der Rückfahrt Symptome entwickelte. Zuerst habe sie Gliederschmerzen gehabt, erzählt sie der Zeitung. «Dann kamen Fieber und Halsweh hinzu. Ich liess mich umgehend testen, wobei mein Arzt meinte, dass das wohl eine Grippe sei.» Das positive Ergebnis am Folgetag sei «ein grosser Schock» für sie gewesen. «Die Angst vor bislang wenig erforschten Langzeitschäden ist gross.»
Das Rätselraten über den Ort der Ansteckung ist gross. Auf dem Schiff habe bis zum Sitzplatz im Restaurant und in der Lounge Maskenpflicht gegolten, erklärt Monique. Bei den Passagieren sei täglich Fieber gemessen worden. «Darum ist es auch möglich, dass sich jemand bei einem Landausflug oder im Reisebus angesteckt hat und das Virus weitergab.»
Auch das Veranstalter-Ehepaar Hanspeter und Elsbeth Balsiger tappt im Dunkeln darüber, wie das Virus aufs Schiff kam. «Wir haben das Schutzkonzept umgesetzt. Ich habe sogar statt zwei Cars zwei Doppelstock-Busse eingesetzt, damit sich die Leute verteilen konnten», erzählt Hanspeter Balsiger. Mittlerweile ist auch das Ehepaar positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Im Gegensatz zu den Veranstaltern erachtet Epidemiologe Andreas Cerny das Superspreading auf dem Schiff nicht als Überraschung. «Man ist auf engem Raum über Tage zusammen, trifft sich in wechselnder Zusammensetzung zum Essen und an der Bar, wo man bei der Konsumation natürlich keine Maske trägt und bei Blasmusik und Jodel im Hintergrund laut sprechen muss.» Dabei kommt es dem Experten zufolge sowohl zu Tröpfchen- wie auch zu Aerosolbildung und damit zur Übertragung des Virus. «Temperaturmessen hilft da leider sehr wenig.» Für ihn ist klar: «Diese Flussschifffahrt hätte nicht stattfinden dürfen.»
Schlagersängerin Monique befindet sich nach der Reise nach wie vor in Isolation. Im Gegensatz zu ihr hat Partner Dani Kopp, 48, nach den Ferien keine Symptome entwickelt. Er habe sich nicht infiziert, befindet sich aber in Quarantäne. Das funktioniert gut, wie Monique erzählt. «Wir können uns in unserem Haus gut trennen. Jetzt hat jeder sein eigenes Zimmer.»
Sie selbst setzt auf Ingwertee mit Honig und Zitrone und viel Sonne, um wieder fit zu werden. Mittlerweile gehe es ihr besser. Andere Passagiere aber hätten mit Atemnot gekämpft. «Das ist wirklich nicht lustig», sagt Monique. «Corona darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.»