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Schweizer Auswanderer

Schwarzwald-Traum in Deutschland

In der SI-Serie «Ausgewandert - Die fünfte Schweiz» porträtieren wir Schweizerinnen und Schweizer, die ihr Glück im Ausland suchen. Der Weg von François Loeb führte von Bern nach Freiburg im Breisgau. Einst Warenhauschef und Nationalrat, schreibt er in der neuen Heimat heute wöchentlich eine Kurzgeschichte.

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EUROPA, DEUTSCHLAND, Baden-Württemberg, Merzhausen: François Loeb walking near the Jesuitenschloss in Merzhausen DE, 26th of July 2024. (SCHWEIZER ILLUSTRIERTE / KEYSTONE / Philipp von Ditfurth)

Weitblick: François Loeb wandert täglich durch den Schwarzwald und geniesst dabei die Aussicht auf Freiburg im Breisgau.

Philipp von Ditfurth/ Keystone

Wenn ich morgens aufwache, höre ich auf meinem Hometrainer mit Sicht in die Natur ein klassisches Konzert. Das bekommt dem erwachenden Körper, regt den Geist an und bringt positiven Kräfte zum Klingen.

Zum Frühstück esse ich ein Ei, und auch ein «ächts Birchermüesli» darf dabei nicht fehlen. Wobei das von Tag zu Tag variiert – und es bei mir eher ein Spätstück als ein Frühstück ist.

Zur Arbeit fahre ich seit meinem Rückzug aus Unternehmen und Politik gar nicht mehr.

Mein Arbeitstag dauert deshalb von Traum zu Traum. Seit meiner Pensionierung darf ich das Lied «s’ Träumli» von den Bossbuebe täglich leben.

Am Feierabend gönne ich mir den Beginn des nächsten Feierabends.

Typisch deutsch an mir ist eine gewisse Rechthaberei in der Familie.

Touristen aus meiner Heimat zeige ich das Bijou von Freiburg im Breisgau: das Münster. Ausserdem das Augustinermuseum mit seinen mittelalterlichen Schätzen und die Buchhandlung zum Wetzstein, eine der sehenswertesten in Europa.

Am meisten stört mich an Deutschland das Aufkommen der AfD mit ihrem unseriösen Populismus.

Von der Schweiz vermisse ich nichts – möglicherweise ein Stück Nostalgie.

Die Schweiz kann von Deutschland lernen, nicht alles zu tragisch und persönlich zu nehmen, selbst wenn hart debattiert wird.

Schweizer Politik verfolge ich intensiv, als alt Nationalrat kann ich gar nicht anders.

Zurückkehren würde ich nie! Doch Nein zu sagen – das hat mich mein langes Leben gelehrt –, ist eine Sackgasse. Käme die AfD an die ausübende, die Demokratie zerstörende Macht, dann würde ich bestimmt zurückkehren!

Mein Tipp an andere Auswanderer: Im Herzen Eidgenosse bleiben! 

Die Fakten zur Person

François Loeb (83)

Beruf: Schriftsteller.

Leben in Zahlen: Mit seiner Pension und der seiner Gattin «leben wir gut». Ein Kilo Bio-Natursauerteigbrot (mein Liebling) kostet 9.60 Franken, der Coiffeurbesuch (Maschinenschnitt inklusive Bart) schlägt mit 22 Franken zu Buche.

«Im neuen Land» lebt er seit 22 Jahren. «Die Schweiz ist und bleibt meine Heimat.» Im Schwarzwald veröffentlicht er wöchentlich Kurzgeschichten, die von rund 1000 Abonnenten gelesen und unter francois-loeb.com gratis bestellt werden können. Seine Anteile am 1881 gegründeten Berner Traditionskaufhaus übertrug er bei der Auswanderung an seine beiden Kinder. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er wieder und adoptierte den Sohn seiner zweiten Frau.

Von René Haenig vor 6 Minuten