Sie macht was sie will und das ausgesprochen gut. Die in Paris geborene und in Zürich aufgewachsene Schauspielerin Ella Rumpf (28) debütierte 2014 als widerspenstige Ali in «Chrieg», faszinierte in der Netflix-Serie «Freud» als düsteres Medium Fleur-Salomé, oder in der HBO-Krimireihe «Tokyo Vice». Derzeit ist die Wandelbarkeit Ella Rumpfs in zwei extrem unterschiedlichen Rollen im Kino sehen. Als Influencerin Coco in «Fearless Flyers» sowie als weltfremdes Mathematik-Genie in «Le théorème de Marguerite».
Spannende Rollenauswahl
Bei der Rollenauswahl wiederholt sich Ella Rumpf ungern. «Ich bin an jenem Punkt meiner Karriere angelangt, an dem ich gern verschiedene Dinge ausprobiere.» Die Rollen müssten sie reizen, es müsse etwas zu entdecken geben und schliesslich wolle sie auch Spass bei der Arbeit haben. Zu Recht ist die daher die international erfolgreichste Schweizer Schauspielerin. Im Interview mit «Blick» berichtet die in Frankreich lebende Schauspielerin eloquent über ihre Filmprojekte. Zwei derart unterschiedliche Filme hintereinander zu drehen, sei im Nachhinein «komplett irr» gewesen. Sie habe sich oft gefragt, was wohl passieren würde, wenn sich ihre Rollen, Influencerin Coco und Mathegenie Marguerite treffen würden. Würde es zu einer Explosion kommen oder liessen sich beide völlig kalt?
Gleichstellung ist ein zentrales Thema
Im Film «Le Théorème de Marguerite» wird Margerites persönliche Entwicklung geschildert und ein Finger auf gesellschaftliche Ungleichheiten gerichtet. Der Doktorvater steht im Film für all jene Männer, die Frauen ausnutzen und um deren Ruhm bringen. «Solche Diebstähle von geistigem Eigentum kommen überall vor – nicht nur in der Wissenschaft, auch in der Literatur oder in der bildenden Kunst. Der Film spricht das Problem an, ohne laut zu werden oder mit dem Finger auf die Männer zu zeigen», so Rumpf.
Das Thema Gleichstellung ist für die Schauspielerin zentral. «Auf 40 Männer in einem Mathematik-Studiengang kommt höchstens eine Frau. Und das hat mit Erziehung zu tun. Wir werden in der Schule vorkonditioniert, Frauen seien nicht für die Mathematik bestimmt. Doch es gibt so viele Beweise, dass das Unsinn ist.» Das Problem sei grundsätzlicher Natur, es sei einfach schwer, sich durchzusetzen, dazu brauche es das Vertrauen der Lehrer, denn Lernen werde durch Selbstbewusstsein gefördert. Das werde aber seit Jahrhunderten vernachlässigt, sagt Ella Rumpf.
Akribische Vorbereitung
Rumpf bereitet sich, wie sie im Interview erzählt, auf alle ihre Rollen bis ins kleinste Detail vor und spricht begeistert über die Ausstattung von «Fearless Flyers». Dieser Film dreht sich um eine Gruppe von Reisenden, die an Flugangst leiden. Ihre Rolle Coco, die von ihrem Freund und Fotografen begleitet wird, ist die Einzige, die keine Angst vor dem Fliegen hat.
Ella Rumpf selbst kritisiert das Fliegen aus ökologischer Sicht und gibt an, es so gut wie möglich zu vermeiden. Das sei in ihrem Job allerdings nicht immer einfach. Mit einem skeptischen Blick behandelt «Fearless Flyers» auch den Umgang mit Social Media, eine Ansicht, die Ella Rumpf teilt. Ihr Charakter Coco hat 500'000 Instagram-Followers, Rumpf knapp 50'000. Ihrer Meinung nach sage das wenig über die Intelligenz eines Menschen aus. «Manche zeigen komplett banale Dinge. Aber weil das funktioniert, haben sie 500'000 Follower, und bekommen erst noch Geld dafür. In so einer Welt leben wir.»
Ella Rumpf fühlt sich in der Kino- und Schauspielwelt definitiv wohler. Für sie sei ins Kino gehen, wie ein Dialog auf höherem Niveau. Anders als in Frankreich, wo das Kino zum Kulturgut gehöre, ginge die Kinokultur in der Schweiz aber leider zugrunde. Ausserdem gebe es in Frankreich eine staatliche Arbeitslosenkasse für Schauspieler, dort wisse man immerhin noch, «was man an denen habe».