Eigentlich sind sie topfit und Vollblut-Sportler. Sie gehören nicht zur Risikogruppe und leben gesund. Dennoch hat das Coronavirus Familie Käser komplett niedergestreckt. Es begann mit einem positiven Test von Spitzen-Schwinger Remo, 24. Am Samstagmorgen vor dem Brünigschwinget erwacht Käser junior schweissgebadet, hat Kopfschmerzen, Geschmacksverlust und leichte Atembeschwerden. Er begibt sich in Isolation. Zwei Tage später sind auch Freundin Rebecca und Remos Mutter Lisa, 50, positiv, eine Woche danach erwischt es Vater Adrian, 50.
Den ehemaligen Schwingerkönig trifft es am schlimmsten, sein Krankheitsverlauf wird lebensbedrohlich. Mehrere Tage hängen er und seine Frau im Spital an der Sauerstoffmaske. Zuerst verschlechtert sich die Nierenfunktion von Lisa, später tritt bei Adrian ein komplettes Organversagen ein. «Die Angst war gross», sagt Remo Käser in der «Berner Zeitung» (Bezahl-Artikel).
Mittlerweile konnte das Ehepaar Käser das Spital wieder verlassen. Durchatmen bei Remo. «Es war für uns wirklich eine brutal schwierige Zeit. Die Vorstellung, dass ich innert ein paar Wochen beide Eltern verlieren könnte, ist mir natürlich heftig eingefahren. Darum bin ich jetzt ganz einfach glücklich, dass meine Eltern wieder zu Hause sind», erzählt er dem «Blick». Doch noch immer haben sie mit den Nachwehen der heimtückischen Krankheit zu kämpfen. Und auch Athlet Remo ist noch nicht bei vollen Kräften. Herz und Lunge machen bei hoher Belastung noch immer nicht vollständig mit.
Die Käsers waren alle ungeimpft, das stimmt den Sportler nachdenklich. Im Frühsommer hatte er, wie viele andere Schwinger auch, darauf verzichtet, sich impfen zu lassen. «Ich wollte abwarten, was die Impfung mit einem macht. Zudem wollte ich den finalen Aufbau und den Start in die Schwingsaison nicht durch allfällige Nebenwirkungen gefährden. Ende der Saison wäre der ideale Zeitpunkt fürs Impfen gewesen», äussert sich Remo in der «Berner Zeitung».
«Ich wollte abwarten, was die Impfung mit einem macht»
Remo Käser
Eine Fehlentscheidung, wie sich herausstellte: «Auch wir dachten, dass nur ältere und schwächere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen derart stark am Coronavirus erkranken können. Die Impfzögerung war in unserem Fall ein Fehler.» Noch deutlichere Worte findet Käser im Gespräch mit «Blick»: «Heute würde ich mit dem Impfen nicht mehr zuwarten», sagt er.
Jetzt soll es wieder aufwärtsgehen. Noch musste er sich am Wochenende schonen, doch bis zum Saisonhöhepunkt am 25. September in Kilchberg will der Drittplatzierte des Eidgenössischen 2016 wieder genug Kraft getankt haben, um die Konkurrenz aufzumischen.