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Der Reggae-Musiker Dodo wagt den Sprung ins kalte Wasser. Nachdem sein Studio und sein Zuhause abgerissen wurden, machte der Hit-Produzent aus der Not eine Tugend: Er verwandelte einen alten Schiffscontainer in ein Musikstudio und reiste damit durch die Schweizer Berge. Unterwegs nahm der Zürcher Musiker sein neues Album «Pass» auf und entdeckte seine Leidenschaft fürs Eisbaden. Sina Albisetti
Musiker Dodo

Sein Sprung ins kalte Wasser

In der Kälte liegt die Kraft! Als Musiker Dodo vor drei Jahren seine WG und sein Studio verloren hat, entdeckt er das Eisbaden. Heute ist er nicht nur gesünder denn je – er hat mit frischer Energie auch ein Album fertig geschrieben.

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Die Enten schlafen auf dem Eis des Türlersees. Die Kälte scheint sie von einem Bad abzuhalten. Dodo schreitet näher ans Ufer, eins, zwei, zehn – eine Ente nach der anderen fliegt zum nicht gefrorenen Teil des Sees. «Jetzt kommen sie alle», sagt der 44-jährige Musiker, bereit, in den vier Grad kalten See bei Aeugst am Albis ZH zu steigen.

Seit zwei Jahren badet oder duscht Dodo täglich kalt. Längst ist die Wim-Hof-Methode zu einer Art Lebenseinstellung geworden. «Seit ich das mache, bin ich nicht mehr krank gewesen», sagt Dodo. Zuvor war der in Kenia geborene und an der Elfenbeinküste aufgewachsene Zürcher ein Sonnenanbeter. «Es musste erst etwas passieren, dass ich in die Kälte ging.»

Dodo, Musiker, Eisbaden, Tuerlersee, SI 07/2021

Das Eisbaden gehört längst zu seiner täglichen Routine. Musiker Dodo geniesst das kalte Bad im Türlersee.

Geri Born

Vor drei Jahren verlor Dodo sein Studio an der Pfingstweidstrasse in Zürich, in dem er wohnte und Hit-Alben für Lo & Leduc, Nemo und Steff la Cheffe produzierte. Das Gebäude wurde abgerissen, und für einen Moment wusste Dodo nicht, wie es weitergeht.

Doch Dodo, der für Good Vibes wie «Hippie-Bus» bekannt ist, wäre nicht Dodo, wenn er nicht mit Optimismus nach vorne blicken würde. So sagte er sich: «Jetzt musst du eben ins kalte Wasser springen.» Eine Metapher, die er bald wortwörtlich nimmt, denn auf Youtube ploppen bei ihm immer wieder Berichte des Extremsportlers Wim Hof, 61, auf, der die Kälte für sich entdeckte. Dodo ist fasziniert. «Ich reiste für eine Woche nach Polen an seinen Workshop.» Bereits am ersten Tag hiess es: nur in Unterhose und mit Wanderschuhen bekleidet eine Stunde «Silent Walking» in der verschneiten Berglandschaft. «Der Mensch stirbt bei Kälte nicht sofort, wir halten sie aus.» Ende Woche dauerte die Wanderung dann gar drei Stunden – auf den Berg Śnieżka.

Dodo, Musiker, Eisbaden, Tuerlersee, SI 07/2021

Der Künstler lässt seine Markenzeichen – bunter Anzug und Hut – an Land.

Geri Born

Dodo hält sich die Hände vors Gesicht, atmet bewusst ein und aus. «Es ist wichtig, bei sich zu bleiben, denn bei Kälte ist die normale Reaktion unseres Dinosaurier-Hirns: Gefahr, du musst flüchten. Durch das eigene Bewusstsein kann er seine Atmung kontrollieren, Körper und Nervensystem beruhigen sich, und er erreicht einen fast meditativen Zustand, in dem er viel aushalten kann. Eines vorweg: «Es ist kalt, auch für mich. Und jedes Mal eine Mutprobe. Manchmal steige ich auch sofort wieder raus.» Genau das sei das Schöne: «Ich lerne, auf mich und meine Grenzen zu hören», sagt er. «Und ich liebe Unsicherheiten. Denn sie haben für mich viel mit Freiheit zu tun. Ich begebe mich bewusst in Unsicherheiten, damit ich meine Grenzen sprengen, lernen und als Mensch wachsen kann.»

Dodo, Musiker, Eisbaden, Tuerlersee, SI 07/2021

Mit einer Tasse Tee wärmt sich Dodo bei einer Aussentemperatur von zwei Grad auf. «Doch jetzt muss ich langsam an die Wärme.»

Geri Born

Herausforderungen hat der Reggae- Musiker denn auch genug. Sein Traum, mit einem zu einem Studio umgebauten Container via Schiffsweg bis nach Südafrika zu fahren, wurde von der Pandemie durchkreuzt. Es entsteht die Ersatzidee, auf die Schweizer Pässe zu reisen. Gedacht und einigen Kritikern zum Trotz getan. Dreieinhalb Monate verbrachte Dodo im Herbst 2020 in seinem korallenfarbigen «Ministry of Good Vibes» auf Grimsel-, Furka- und Oberalppass. Täglich badete er in Brunnen, der Rheinquelle oder in Gletscherseen und schrieb die Lieder zu seinem soeben erschienenen Album «Pass». «Wenn ich einen neuen Song geschrieben habe, friert es mich, und ich bekomme Gänsehaut – Eisbaden hin oder her.»

Dodo, Musiker, Eisbaden, Tuerlersee, SI 07/2021

Als Dodo sich ans Ufer des Türlersees begibt, fliegen die Enten heran.

Geri Born

Dodo entsteigt dem Türlersee. Zehn Minuten hat er mit den Enten gebadet. «Bei Kälte zieht der Körper als Erstes die Wärme aus den Extremitäten.» Dodo zittert, wirft sich den Surfer- Hoodie über, trinkt eine Tasse Tee. «Jetzt kommts! Das Blut fliesst zu- rück in Hände und Füsse, das gibt mir einen Rush!» Mit dem Blut kommt auch das Erfolgserlebnis. Wieder hat er die Herausforderung geschafft, ist bereit für alles, was der Tag noch zu bieten hat.

Dodo, Musiker, Musik, neues Werk/CD "Pass"

Neuer Streich Dodos fünftes Album, «Pass», ist soeben erschienen. Dodo performt an den Swiss Music Awards seinen neuen Song «Ballade für Annemarie». www.dodomusic.ch

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Von Aurelia Robles am 20. Februar 2021 - 10:05 Uhr