Zwar wird Oibel1 bei der grössten Technoparty der Welt nicht in seiner Heimatstadt Zürich weilen. Und doch ist er vor und während des weltweit fünftgrössten Musikfestivals irgendwie da. Der Künstler Oibel1 (sprich: Oibel one), der eigentlich Samora Bazarrabusa heisst (45), gestaltete das offizielle Plakat zur diesjährigen Street Parade: ein in den Himmel abhebendes Raumschiff, umringt von Blumen, Herzen – und vielen «Oibots». Diese roboterartigen bunten Figuren, die Oibel1 malt, gelten längst als eines seiner Markenzeichen.
Dass er mit seiner Graffitikunst das Hauptplakat der Street Parade gestalten durfte, ist für Samora «eine grosse Ehre». Aufgewachsen in Zürich, verknüpft er mit dem Event Jugenderinnerungen. «Ich traf mich mit Kolleginnen und Kollegen im Seebad Enge, am Hechtplatz oder im Rosenhof, wir hörten Musik, genossen die Sonne – es war immer ein toller Tag.» Heute ist er selbst Familienvater, wohnt immer noch in der Stadt. Die beiden Töchter Imani (14) und Nalani (6) sowie sein Sohn Saadiq (8) sind für die Street Parade noch zu jung. Gerade reisen sie mit Vater Samora und Mutter Isabel (37) durch Belize, die Heimat von Oibels Frau. «Ihr Vater stammt von da.»
Samora Bazarrabusas Wurzeln liegen in Uganda. Seine Mutter stammt aus dem ostafrikanischen Land am berühmten Victoriasee, sein Vater ist der Zürcher Trickfilmzeichner Rolf Bächler. Dass er von ihm die künstlerische Ader in die Wiege gelegt bekam, ist Oibel1 bewusst. «Als Knirps rannte ich durchs Atelier meines Vaters, sah seine Zeichnungen und beobachtet ihn bei der Arbeit.» Vater und Sohn tauschen sich heute aus. «Sein Feedback bedeutet mir viel, vor allem weil ich weiss, dass er ein gutes Auge hat.»
Oibel1 am New Yorker Times Square
Das auf Samoras Street-Parade-Plakat hochsteigende Raumschiff zeigt im übertragenen Sinn, was bei ihm als Künstler aktuell abgeht. Nebst dem Street-Parade-Poster gestaltete er auch eine limitierte Beschriftungsedition der Trué-Fruits-Smoothies für die drei Detailhandelsriesen Coop, Migros und Spar sowie eine ebenfalls limitierte Auflage des M-Budget Energydrinks. «Crazy, was in den vergangenen Monaten abging», freut sich Samora.
Ein Ende des Höhenflugs von Bazarrabusa ist vorerst nicht in Sicht. Während seiner Reise durch Belize hat er gerade erfahren, dass er in Dubai Teil einer Gruppenausstellung sein wird. Und nicht genug der Auszeichnungen für den bescheiden auftretenden Künstler: Irgendwann in den kommenden Wochen wird am Times Square in New York eines seiner farbenfrohen Kunstwerke auf Nordamerikas grösster Werbetafel zu sehen sein. Damit wird der Traum von Oibel1 noch ein Stück realer: «Ich möchte gern mit meiner Kunst international bekannt werden.»