1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Geska AG: Sie stampfen und krampfen fürs Ziger­stöckli
Geska AG

Sie stampfen und krampfen fürs Ziger­stöckli

Der Schabziger gilt als das älteste Markenprodukt der Schweiz. Hinter dem legendären Gewürzkäse steht seit 100 Jahren die Geska AG. Das Glarner Unternehmen stellt heute auch andere Köstlichkeiten her – und tüftelt aktuell an Superfood.

Artikel teilen

«Hardcore-Zigermandli»: Dass Reto Hiestand (l.) in den Gewürzkäse beisst, sorgt bei Paul Schnellmann für Schmunzeln.

«Hardcore-Zigermandli»: Dass Reto Hiestand (l.) in den Gewürzkäse beisst, sorgt bei Paul Schnellmann für Schmunzeln.

Kurt Reichenbach

Er gehört seit über 1000 Jahren zum Glarnerland wie das Matterhorn zu Zermatt: der Glarner Schabziger. Während bei den einen der würzige grüne Magerkäse für Verzückung sorgt, zucken andere nur schon beim Geruch zurück. Dem Schabziger verdankt das Glarnerland gar seinen Spitznamen – «Zigerschlitz».

Die weltweit einzige Schabzigerfabrik steht bis heute in Glarus. Geschäftsführer der Geska AG – der Name steht für Gesellschaft Schweizer Kräuterkäsefabrikanten – ist seit 2020 Reto Hiestand (53). Kein einheimischer Glarner, sondern ein Schwyzer, noch nicht einmal Käser, sondern gelernter Feinmechaniker. Mit Käse kennt sich Hiestand trotzdem aus, denn schon als Bub «käste ich in unserer Dorfkäserei». Sogar während seiner Militärzeit sei er jeweils samstags heimgekehrt, um dem örtlichen Käser zu helfen, die schweren Laibe zu wenden und zu pflegen.

Getreten: Während Produktionsleiter Paul Schnellmann den Rohziger im Silo stampft, zeigt CEO Reto Hiestand ein fertiges Zigerstöckli.

Getreten: Während Produktionsleiter Paul Schnellmann den Rohziger im Silo stampft, zeigt CEO Reto Hiestand ein fertiges Zigerstöckli.

Kurt Reichenbach

CEO Reto Hiestand brachte frischen Wind in die Geska AG, die 2024 ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern konnte. Als der Schwyzer das Ruder bei der Geska übernahm, habe er ziemlich Respekt vor den Glarnern gehabt. «Ich hatte Angst, dass sie beispielsweise unsere neue Werbung überhaupt nicht goutieren und negativ reagieren könnten.» Mit frechen Sprüchen wie «Lieb es oder lass es», «Verfeinert die Spätzli. Vertreibt das Schätzli» oder «Das älteste Markenprodukt der Welt. … Und so riecht es auch!!!» sowie einer Portion Selbstironie hat der Schwyzer dem traditionellen Gewürzkäse zu mehr Bekanntheit verholfen, er spricht aber mit neuen Produkten auch eine jüngere Kundschaft an.

«Natürlich ist und bleibt der Schabziger unser Hauptprodukt», hält Hiestand fest. Neben dem Schweizer Markt mit seinen Grossverteilern wie Migros, Coop, Lidl, Spar oder Aldi beliefert die Geska auch viele regionale Geschäfte. Schabziger wird in die Niederlande, die USA und nach Deutschland exportiert. Einmal bekam Hiestand sogar Post von den Philippinen. «Ein Mann schrieb, er habe den wohl teuersten Schabziger seines Lebens gegessen. Verwandte hatten ihm den per Post geschickt, aber nicht deklariert. Das Päckli blieb beim Zoll hängen, und er musste 60 Franken für drei Zigerstöckli berappen.»

Zwei Marken, viele neue Produkte

Längst ist der Schabziger mit dem klassischen Zigerstöckli als Marke um andere Produkte erweitert worden: So gibts «Glarner Grüessli Kräuterfrischkäse», «Glarissa Schmelzkäse», «Zibu Zigerbutter» und «Würz mi Zigerpulver». Sogar Schoggi mit Schabziger wird verkauft. «Überall, wo es Zigerklee drin hat, ist die grüne Linie. Alles, wo es keinen Schabzigerklee drin hat, gehört zu unserer zweiten Marke ‹Glarner Köstlichkeit›, bringt es Hiestand auf den Punkt. Dazu gehören Trüffel- sowie Chili Stöckli, Glarner Bergbutter oder Magerquark in verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Gerührt: Die Geska AG produziert nicht nur das legendäre Ziger­stöckli, sondern auch Frischkäse wie hier das Glarner Grüessli.

Gerührt: Die Geska AG produziert nicht nur das legendäre Zigerstöckli, sondern auch Frischkäse wie hier das Glarner Grüessli.

Kurt Reichenbach

Den Blauen Hornklee, der für den einzigartigen Geschmack des Schabzigers verantwortlich ist, bezieht das Unternehmen aus dem Kanton Schwyz. Nicht, weil der aktuelle CEO der Geska von dort stammt, sondern weil im Kanton Glarus das Klima für den Anbau des Klees längst viel zu rau geworden ist. Der Zigerklee wird heute am Zürichsee, in der March, angebaut. «Weil die Stängel Bitterstoffe enthalten, werden nur die Blätter des Schabzigerklees getrocknet und anschliessend für die Weiterverarbeitung fein vermahlen», verrät Hiestand.

Investieren und tüfteln

Neben Investitionen für Photovoltaikanlagen sowie neue Lieferrampen setzt die Geska AG auch auf die Entwicklung neuer Produkte. Aktuell tüftelt Chefentwickler und Produktionsleiter Paul Schnellmann (42) an einem Superfood für Sportbegeisterte und Gesundheitsbewusste. Im Gegensatz zum Zigerstöckli ist die Konkurrenz bei proteinreichen Produkten gross. Doch so schnell geben Schnellmann und Hiestand nicht auf. Sie stampfen das älteste Markenprodukt weiter gut – und chrampfen auch fürs neue Superfood.

Von René Haenig am 19. Januar 2025 - 18:00 Uhr