Willkommen im Tal Entremont und im Val de Bagnes. Einer alpinen Region im Wallis, die von dem Fluss Dranse und den Stauseen Lac des Toules und Lac de Mauvoisin gespeist wird. Wer nach Le Châble hochfährt, kommt einerseits in eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch, anderseits sind hier die Büros von BlueArk Entremont – einem Innovationszentrum, in dem Forscher, Landwirte und Unternehmer zusammenarbeiten. Etwa 100 Projekte laufen hier, alle mit dem Ziel, unsere Wasserressourcen zu schützen.
Vom Konferenzraum aus ist Verbier zu sehen. Der Ferienort wächst im Winter von 5000 auf 50 000 Einwohner an. Für BlueArk ist die Region ideal. Das Thema Wasserversorgung betrifft hier nicht nur eine Stadt, sondern auch viele entlegene Dörfer. Und die Geschichte des Tals inspiriert die Forscher: Schon früher waren die Einheimischen auf dem neusten Stand der Technik, was Bewässerungsmethoden angeht. Im 18. Jahrhundert wurde auf Veranlassung des Bischofs ein sieben Kilometer langer Aquädukt entlang der Gipfel gebaut, um die Dörfer zu versorgen, die sonst keinen Zugang zu Wasser hatten.
Bis zur Ankunft von BlueArk im Jahr 2018 stellte sich die Frage des Wassersparens nicht wirklich. Immerhin gilt die Schweiz als Wasserschloss Europas. Und im Entremont-Gebiet sorgen die schneebedeckten Gipfel für eine sichere Versorgung der Bevölkerung. Die «Entremonter» sind ausserdem bekannt für ihren Menschenverstand und ihren Sinn für Nachhaltigkeit.
«Dürren werden häufiger»
Doch der Klimawandel bereitet den Fachleuten Sorgen. «Dürren werden häufiger, ebenso sintflutartige Regenfälle. Wenn wir vorsorgen wollen, müssen wir uns organisieren und Wasser speichern», sagt Stéphane Storelli, der bei BlueArk «Innovationsmanager» ist. «Die derzeit praktizierte Landwirtschaft wird unsere Ressourcen austrocknen. Wir müssen sie um jeden Preis optimieren.» Ziel sei es, die Menschen wieder mit ihrer Umwelt zu verbinden. «Die Informationstechnologie soll in den Dienst der Verbraucher und Landwirte gestellt werden.»
Sein Team sieht die Lösung in Mehrzweck-Wasserreservoirs: Stauseen dienen somit zur Beschneiung von Skipisten, zur Bewässerung der umliegenden Wiesen, zum Schutz der Wälder im Falle eines Brandes und zur Speicherung von Wasserkraft. In der Region sind mehrere mit dem BlueArk-Label ausgezeichnete Forschungsprojekte zum Thema «intelligentes Wassermanagement» entstanden. Ein Beispiel ist das Projekt Labeau, bei dem der Wasserverbrauch im gesamten Tal mit Zählern gemessen wird.
Unter der Leitung von Professor Emmanuel Reynard vom Institut für Geographie und Nachhaltigkeit der Uni Lausanne sind an der Studie mehrere lokale Akteure beteiligt, darunter der Ökostromanbieter Altis und die Gemeinde Val de Bagnes. Gemeinsam haben sie ein Labor zur Überwachung des Wasserverbrauchs eingerichtet, das riesige Datenmengen verarbeitet.
Engpässe vermeiden
Bis 2027 werden sie 5000 Zähler im Entremont-Tal installiert haben. Das ergibt eine genaue Karte des «Testtals». Und: Nach der Messung des Trinkwassers befasst sich BlueArk auch mit dem Wasserverbrauch in der Landwirtschaft und dem Tourismus. «Heute weiss niemand, wie viel in die Bewässerung von Weiden geht», sagt Laurent Horvath von BlueArk. Anhand der gesammelten Daten können präzise Berechnungen angestellt werden, um Engpässe zu vermeiden.
Unser Ziel ist es, die Nutzer wieder mit ihrer Umwelt zu verbinden
Stéphane Storelli
Apropos: Die Bewässerung von Weiden per Smartphone aus der Ferne wird immer mehr Realität. Auch dies ein von BlueArk initiiertes Projekt. Im Gebiet Bruson im Val de Bagnes haben sechs Bauern, darunter François Veuthey, auf ihren Feldern Sensoren installiert, die mit den Bewässerungsleitungen verbunden sind. Per Mausklick können sie die Wassermenge steuern, die auf ihre Wiesen fliesst. Um den Wasserbedarf ihrer Parzellen zu ermitteln, wurden Feuchtigkeitssensoren angebracht. Bewässere ich zur besten Tageszeit? Besteht die Gefahr, dass die Produktion beeinträchtigt wird? Auf solche Fragen gibt es dank Digitalisierung Antworten in Echtzeit.
«Bauern haben einen ausgezeichneten Instinkt. Uns geht es darum, ihnen das Leben zusätzlich zu erleichtern», sagt Christophe Randin, Spezialist für Phänologie – heisst: für die Untersuchung der jahreszeitlichen Entwicklung von Pflanzen. Randin ist einer der Köpfe hinter dem Projekt. «In den Bergen testet eine neue Generation Landwirte die Grenzen neuer Technologien. Sie wollen künstliche Intelligenz in ihrem täglichen Leben nutzen, ohne dass sie ihr Know-how ersetzt», fügt Laurent Horvath hinzu.
Die digitalen Tools sollen etwa 100 Landwirten der Region zur Verfügung stehen. Denn wenn es ein Konzept gibt, das hinter den Initiativen von BlueArk steht, dann ist es der Wunsch zu vereinen. Und dass wir alle gemeinsam über die Zukunft des blauen Goldes nachdenken.
Übersetzung: Lynn Scheurer
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