Ewigi Liäbi, das wünsch ich diär, ewigi Liäbi, das wünsch ich miär.» Während die rund 30 Gäste aus der Schweiz den Hochzeitsklassiker von Mash voller Inbrunst mitsingen, dürfte manchem Gast aus den USA der Text auf dem Liedblatt wohl eher spanisch vorkommen. Initiiert hat die Gesangsrunde in Dialekt Pia Furrer.
Besonders rührend: «Mein Mami hat dafür extra Gitarre spielen gelernt», erzählt die Braut. «Und sie musste ganz schön über ihren Schatten springen, denn sie steht überhaupt nicht gern im Mittelpunkt.» Ronja hingegen ist sich das Rampenlicht gewohnt; als Model steht sie regelmässig für Modemagazine wie «Vogue», «GQ» oder «Harper’s Bazaar» vor der Kamera, ist ein Gesicht von Marken wie Breitling oder Macy’s.
Drei Tage lang feiern Ronja Furrer (31) und Jack Becht (38) ihre Liebe in Perugia in der italienischen Provinz Umbrien. «Für uns war schnell klar, dass wir in Italien heiraten möchten», erzählt die Solothurnerin. «Dieses Land lieben doch alle. Man kommt gern hierher.» Die Wahl des Paares fällt auf die Villa La Torre di Pila, umgeben von Oliven- und Zitronenhainen. Die gesamten Familien beider Eheleute reisen bereits eine Woche vor der Hochzeit an und verbringen Zeit miteinander. «Einige kannten einander schon, andere nicht. Es hat aber bestens funktioniert», erzählt Ronja lachend.
Die grosse Zeremonie findet im Garten der Villa statt. Ihr Vater führt Ronja zu den Klängen von «Song to the Siren» von Sinéad O’Connor zu ihrem Bräutigam. Sie trägt eine traumhafte Robe, die sie gemeinsam mit dem belgischen Designer Olivier Theyskens (unter anderem ehemaliger Chefdesigner von Rochas und Nina Ricci) selbst entworfen hat. Der Bräutigam trägt einen Smoking von Jake Mueser, dazu Manschettenknöpfe von Tiffany & Co. Vom US-Schmuckgiganten stammen auch die Eheringe.
Dass Ronja nicht nur ihrem Jack ein Versprechen gibt, sondern auch dessen Sohn August, ist ihr wichtig: «Ich werde dir immer mit Liebe und Respekt begegnen und deine Beziehung zu deinem Vater, deiner Mutter und deinem Stiefvater unterstützen», sagt sie zum Neunjährigen. «August ist ein Teil meiner Familie, es ist wichtig, dass er das weiss», sagt Ronja.
Zumal sie selbst viel Erfahrung mit Patchwork hat: Neben ihren Eltern Pia und Jean-Louis und den Geschwistern Fiona, Araia und Cindy sind auch ihre Halbschwestern Emilia und Lucie bei der Feier sowie deren Mutter, Jean-Louis Furrers Partnerin Antonia. Ebenso Augusts Mutter und deren Mann. «Wir verstehen uns alle bestens.»
Das frisch getraute Ehepaar teilt auch die gleichen Werte, denselben Humor – und den gleichen Geschmack: So tragen beide beim ersten Date in einem New Yorker Pub im Sommer 2021 nicht nur die gleichen Stiefel sowie dasselbe T-Shirt und Gürtel, sondern haben auch einen identischen Rucksack und ein gleiches Portemonnaie dabei.
Fast so etwas wie Zeichen – auch wenn ein ähnliches Styling nicht ganz abwegig ist, wenn man fürs gleiche Modehaus arbeitet: Jack Becht ist Creative Director von Ralph Lauren, Ronja Furrer arbeitet seit Jahren als Model für die renommierte Marke. Effektiv zusammengearbeitet haben sie zwar nie, wurden aber durch das Label aufeinander aufmerksam.
Das Paar lebt gemeinsam im New Yorker Stadt-teil Soho. Reisen in Ronjas Heimat stehen regelmässig an. «Jack liebt die Schweiz und begleitet mich oft, wenn ich dort arbeite», erzählt Ronja. «Er mag den Schnee, die Berge, die Natur, aber auch die Museen.»
Nach dem Jawort geht es für Mr. und Mrs. Furrer-Becht erst mal in die Flitterwochen nach Sizilien. «Wir wollten beide den Namen der beziehungsweise des jeweils anderen tragen, deshalb der Doppelname. Er soll symbolisieren, dass wir eine Einheit sind, ein Team», so Ronja. «Dass meiner zuerst steht, ist Zufall, und hat mehr mit dem Klang zu tun als mit etwas anderem.»
Hat die Ehe etwas geändert in ihrer Beziehung? «Ich muss mich immer noch dran gewöhnen, dass Jack mein Mann ist, nicht mehr mein Verlobter, aber ich bin wahnsinnig stolz darauf. Und überglücklich und dankbar, diesen wunderbaren Menschen in meinem Leben zu haben.» Das Eheversprechen sei das Fundament, auf dem sie ihre Zukunft bauen. «Unser Ziel ist ein Wolkenkratzer», sagt Ronja lachend.
«Ewigi Liäbi, numä für üs zwei, ewigi Liäbi, fühl mich bi dier dehäi.» Bei der Zweisamkeit soll es nicht für immer bleiben. «Irgendwann wünschen wir uns eine Familie», sagt Ronja. «Aber das hat Zeit.» Zuerst darf auch mal die Ehe genossen werden. Beim Cruisen in ihrem 66er Mustang, den das Paar gemeinsam renoviert: Auf der Hochzeitswunschliste standen ausschliesslich Ersatzteile für das Gefährt. Gemeinsam pflegen sie auch Hobbys wie Reiten oder Skifahren. Und wer weiss – vielleicht lernt Jack Becht ja in den nächsten Schweiz-Ferien einen weiteren Mundartklassiker. «Ewigi Liäbi» kann er ja mittlerweile sicherlich auswendig.