Wer braucht schon einen Tiefgaragenplatz, wenn er den Hauptbahnhof Zürich mit 14 Perrons und 26 Gleisen (ohne Trams!) vor dem Haus hat. Musikmanager Oliver Rosa, 46, «tauschte» seinen Wagen einst gegen ein Gemälde – und besänftigte so auch gleich noch seine leicht verstimmte Ehefrau Henriette, 50. Als die hörte, wie viel das Werk kostet, das sich ihr Gatte an einer Kunstmesse hatte reservieren lassen, stellte sie ihn vor die Wahl: Bild zurückgeben oder Auto verkaufen! Die «Bibliothek» in Öl hängt nun bei Rosa in der Küche. Mitten im Zürcher Kreis 5 auf dem Gelände des einst besetzten Wohlgroth-Areals – da, wo lange Zeit das auf einer Mauer prangende «ZUREICH» einfahrende Zugpassagiere begrüsste.
Esszimmer, Küche und Bücherei sind quasi eins bei Rosa. Die 4,5-Zimmer-Wohnung wird so zum 5,5-Zimmer-Reich, dazu Dachterrasse samt Panoramablick über die City. So grosszügig Rosa mit Frau und Kindern (Milo, 14, und Vincent, 11) privat wohnt, so klein beginnt der ehemalige Warner-Music-Chef und Gründer der Swiss Music Awards (SMA) vor 13 Jahren in einem Dachstock, die Schweizer Musikpreisverleihung auf die Beine zu stellen.
An der SMA-Premiere 2008 holen sich im Zürcher Kaufleuten erstmals Musiker wie Stress, Gotthard und DJ Tatana einen «Stein» ab. Heute sind die SMA die grösste Musikpreisverleihung in der Schweiz, die «Pflastersteine» heiss begehrt. Nach zwölf Ausgaben gab Rosa im Sommer die Leitung ab und konzentriert sich ganz auf seinen Job als Managing Partner der neuen Gadget abc Entertainment Group. Die gehört zum weltweit führenden Musik- und Ticketvermarkter CTS Eventim und macht ihn damit zum erfolgreichsten Konzertveranstalter der Schweiz.
Eine grosse Stereoanlage sucht man bei Rosa daheim vergeblich. «Als ich noch ein Auto hatte, war das meine heilige Musikinsel.» Heute spielt bei ihm die Musik aus einem Bang-&-Olufsen-Beosound-Lautsprecher mit 360-Grad-Klang, versteckt hinter der Couch. Persönlich fährt Rosa auf den englischen Rapper Mike Skinner ab. Für dessen The-Streets-Konzert reiste er kürzlich mit einem Freund extra nach Manchester. Dabei hätte er den Musiker im Zürcher «Kaufleuten» hören können. Noch dazu hatte seine Firma den Gig gebucht. «Ich will mir meine persönliche Fernbeziehung zum Musiker als Fan aufrechterhalten», sagt Rosa.
Musik begleitet ihn seit seiner Kindheit. Von sechs bis zehn lebt er mit den Eltern in den USA, wächst dort mit MTV-Musikclips auf. «Sonntags hörte mein Vater oft Klassik, was ich damals für Alte-Leute-Musik hielt.» Heute geniesst er selbst ab und zu Mendelssohn. Seine Frau, die einst Film studierte, lernte Rosa an einem Konzert von Züri West kennen. «Insofern brachte uns die Musik zusammen.» Das Paar verbindet die Liebe zur Kunst. Und zu schönen Möbeln. Wobei Rosa kein Freund der «Möbel passen sich der Wohnung an»-Philosophie ist. «Gutes Design funktioniert überall.»
Die beiden leisten sich nach und nach Stück für Stück. «Wir haben gar nicht die finanziellen Mittel, alles auf einen Schlag zu kaufen.» Er lebe eher von der Hand in den Mund, als einen Sparplan zu verfolgen. So stehen Designerobjekte wie die hölzernen Eames-Hocker neben Familienstücken wie zwei antiken Uhren und einem Vintage-Poster von Mürren BE. Das hing 30 Jahre überm Esstisch von Rosas Schwiegervater. «Henriettes Familie verbindet eine lange Geschichte mit dem Ort», sagt Rosa.
Der eingangs erwähnte Zwist wegen des Bilderkaufs blieb ein Einzelfall. Henriette schenkt ihrem Mann später sogar ein Werk des Schweizer Künstlers Andy Denzler. «Ich sah es in einer Galerie, und es berührte mich sehr.» Henriettes Chefin streckt ihr das Geld vor, zieht dafür zwei Jahre monatlich einen Betrag vom Gehalt ab. Die Chefin selbst verpasste einst die Gelegenheit, das Bild eines Künstlers zu kaufen, der später grosse Bekanntheit erlangte. Das reute sie. So hilft sie Henriette, das Geschenk für Oliver zu kaufen. Kunst verbindet eben. Von freien Plätzen in der Tiefgarage profitieren auch Milo und Vincent. Es ist ihr Skate-Paradies – auf dem Dach ist es nur fürs Foto erlaubt.