«So, chömed Sie vom Dorf i d Stadt?» Mit diesen Worten wurde Sven Epiney vor 25 Jahren bei seinem neuen Arbeitgeber, dem Schweizer Radio und Fernsehen, begrüsst. Knall auf Fall, sprich innerhalb von drei Wochen, zog Epiney bei seiner Mutter in Bern aus, um als TV-Moderator bei der SRF-Sendung «Taf» anzuheuern. In Zürich fand er eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung im Allenmoos-Quartier. «Pfanne, Teller, Bett und Kleiderkasten, das wars», so Epiney. «Ich hatte nichts und kannte nur meine Tante und einen Kollegen in Zürich.»
Der gebürtige Walliser hat seither Zürich als Wohnort nicht mehr verlassen und zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. Vor gut zehn Jahren verliebte er sich auf «den ersten Blick» in ein unscheinbares Zwei-Familien-Haus unterhalb der Waid. «Es war ein kleines, herziges Objekt mit Charme und einer Geschichte.» Das 1924 erbaute Gebäude verfügte über zwei Etagen Wohnraum, einen Keller und einen Estrich.
Seit dem Einzug von Sven Epiney, 47, und seinem Verlobten Michael Graber, 26, ist in den Mauern viel passiert. Unzählige Arbeitsstunden hat das Paar in die Optimierung seines Daheims investiert, Pläne skizziert, und Epiney war beim Umbau täglich vor Ort. «Ich erinnere mich noch gut. Ich weiss, was hinter jeder Wand ist, kenne jedes Kabel und jede Leitung.»
In seinem Ankleidezimmer im zweiten Stock – mit 15 Quadratmetern der kleinste Raum – liess er die Wände so versetzen, dass der Verlauf der Dachschräge sichtbar ist beziehungsweise diese aufgefangen wird. Für die ideale Ausnutzung des gewonnenen Raums entwarf er eine Garderobe, die dann ein Schreiner nach seinen Skizzen anfertigte.
«Als ich das Haus kaufte, war es in einem renovierungsbedürftigen Zustand», so Epiney. «Aufgerissene Tapeten, Löcher im Boden und viele Leitungen und Aufputzstecker, die nicht funktionierten.» Elektrische Arbeiten wie Kabel verlegen, erledigt der Hobby-Handwerker gerne und oft selbst. Jedes Bild und jede Lampe im Haus wurde von ihm aufgehängt. Mit Michael streicht, dekoriert oder stellt er immer mal wieder etwas um. «Ich glaube, unser Daheim ist nie fertig. Wir leben uns gerne kreativ aus.» So hat Michael Graber blaue Morphofalter präpariert und präsentiert diese jetzt unter einer Glasglocke.
Im Wohnzimmer weist ein Flügel auf Sven Epineys musikalische Begabung hin. Im Alter von vier Jahren begann er mit dem Klavierspiel, war fünf Jahre lang am Konservatorium in Bern. Heute setzt er sich «zu wenig» an die schwarzweissen Tasten. «Musik zu machen, ist etwas Schönes und Entspannendes. Es beansprucht mich auf eine andere Art.»
Noten liegen ihm weniger, lieber spielt er auswendig oder nach Gehör. Gerade ist seine Mid-Tempo-Spotify-Liste aus der Anlage zu hören. «Ich bin aber gerne auch mal im Stillen», so das einstige Boy-Band-Mitglied («Pure Pleasure») und der ehemalige Hitparade-Moderator (2000 bis 2001). Nach zehn Jahren Pause ist er am Samstag, 23. November, um 20.10 Uhr wieder mit der SRF-1-Show «Die grössten Schweizer Hits» am TV zu sehen. Sozusagen zwei Jubiläen in einem: 25 Jahre Sven Epiney am Schweizer Fernsehen und Comeback der Erfolgsshow nach zehn Jahren.
Durch eine Pendeltüre, wie sie in Restaurants existiert, gelangt man vom Eingangsbereich direkt in die Küche. Das Guckloch liess er ebenfalls anfertigen. «Durch eine Schwingtüre sollte man sehen können, finde ich.»
Die topmoderne Wohnküche ist mit einem süssen Duft erfüllt. In der Küchenwand sind zwei Wärmeschubladen, ein Steamer, eine Kaffeemaschine und zwei Öfen (einer davon mit integrierter Mikrowelle) eingebaut. In einem backt Sven Epiney gerade seinen berühmten Schoggikuchen fürs Göttimeitli und serviert diesen später auf dem langen Holztisch. Hier entstehen auch seine Moderationen, hier beantwortet er seine Mails.
Ein bisschen wohnt Sven Epiney aber doch noch in Bern. Über das Vierteljahrhundert hat seine Mutter sein altes Kinderzimmer kaum verändert, weshalb er auch in der Bundesstadt nach wie vor daheim ist.