«Willkommen bei Combox von Swisscom. Der Teilnehmer mit der Nummer … ist momentan nicht erreichbar …» Die Stimme kennt jeder. Sie gehört Manuela Biedermann, 54. Die Schauspielerin ist gerade in der Rolle als Dorfpolizistin Susann Walter in der 2. Staffel von «Wilder» in aller Munde. Biedermann überzeugt in der Krimiserie derart, dass sie vergangenen Sonntag an den Solothurner Filmtagen mit dem Prix Swissperfom (ehemals Schweizer Fernsehfilm-Preis) als beste Nebendarstellerin geehrt wird. «Für mich ist der Preis Anerkennung für 30 Jahre als Schauspielerin», freut sich die Bielerin.
Von der Theaterbühne ans Filmset
Jahrelang spielt sie nur Theater – auf Bühnen in Lausanne, St. Gallen, Frankfurt, Basel, Luzern und Bern, ehe sie in der Kinokomödie «Grosse Gefühle» am Festival Locarno ihr Filmdebüt feiert. Jahrelang entzückt sie als Iris Bondi in der Swisscom-Werbe-Sitcom «Beck & Bondi», spielt im Historienepos «Der Medicus», mimt in der Politsatire «Das schaffen wir schon» Kanzlerin Angela Merkel. Sie dreht mit Kultregisseur Peter Greenaway («Walking to Paris»), steht in Frankreich für die Erfolgsserie «Un village français» vor der Kamera.
«Manuela ist intelligent, zielstrebig, ausdauernd», bescheinigt ihr Schauspielkollege und Coach László Kish, 62. «Sie setzt Tipps und Ratschläge wahnsinnig schnell um. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges», so das Fazit des ehemaligen «Tatort»-Kommissars.
Biedermann wächst als Einzelkind auf. Die Eltern arbeiten in der Uhrenbranche, sonntags geht die Familie oft ins Kino. Manuela liest viel und gern, lebt in ihren «Fantasiewelten», spielt Schultheater. «Aber nicht die Hauptrolle, was ich doof fand.» Nach dem Handelsdiplom am Wirtschaftsgymnasium studiert sie Schauspiel am Dramatischen Studio Burgdorf.
Biedermann hat den schwarzen Gürtel in Taekwondo
Zu Hause mit Schweizerdeutsch aufgewachsen, spricht Biedermann fliessend Deutsch, Französisch, Englisch, dazu ganz passabel Spanisch (ihr Mann ist Spanier) und Italienisch. «Ich lerne leicht, sauge vieles einfach auf», erklärt die zweifache Mutter.
Als Zehnjährige nimmt sie Gitarrenunterricht, heute spielt sie Klavier und Violine. Ausserdem ist sie seit ihrer Teenagerzeit Trägerin eines schwarzen Gürtels in Taekwondo. Vom Kampfsport hat sich Biedermann das Meditieren bewahrt. «Ich rufe mir diesen Zustand innert kürzester Zeit gedanklich ab.» So kanns passieren, dass sie nach einem anstrengenden Drehtag – etwa für die TV-Serie «Paris Police 1900» – auf der Rückfahrt von Paris im TGV am Meditieren ist.
«Es gab Zeiten, wo ich ans Aufgeben dachte – mehr als einmal»
Ihren Erfolg geniesst Manuela sehr. «Es gab Zeiten, wo ich ans Aufgeben dachte – mehr als einmal», sagt sie. Der Familie zuliebe steht sie lieber vor der Kamera als auf der Theaterbühne. Für «Wilder» war sie nur 33 Drehtage fort von zu Hause. «Am Theater ist man fest gebunden.» Ihre Kinder, Antenor, 17, und Mara, 14, wollen nicht in die Fussstapfen der Mutter treten. Aber sie haben gemeinsam «Wilder» auf dem riesigen TV angesehen, den Manuela von ihrer Gage angeschafft hat.
«Einfach weitermachen!» Diesen Rat will Biedermann auch in Zukunft beherzigen. Den hat ihr der Regisseur und Coach Wolfgang Beuschel, 65, vor Jahren mit auf den Weg gegeben. «Manuela hat ihn beherzigt, und sie ist eine richtig gute, erfahrene und auch erfolgreiche Schauspielerin geworden», stellt er anerkennend fest.