«Irgendwo dazwischen», so fühlt sich Tamy Glauser, 36, seit der Kindheit. Nun hat das Berner Model den Schritt gewagt und sich öffentlich als non-binär geoutet. Das heisst, Tamy sieht sich weder dem männlichen, noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig.
In einem Gespräch mit «blick.ch» erklärt Tamy: «Wenn ich in meinem Job als Model ein feminines Kleid trage, ist das kein Problem, da bin ich in einer Rolle, und es stört mich nicht.» Anders sieht es im Alltag aus: «Tamy als Privatperson würde niemals ein Kleid tragen. Denn ich fühle mich immer irgendwo zwischen Mann und Frau.»
Tamy wurde zwar als Mädchen erzogen, doch die Geschlechtsidentität sei schon früh infrage gestellt worden. Als Kind habe es oft geheissen: «Ah, so ein herziger Bueb.» «Natürlich habe ich mich auch selber gefragt, ob ich wirklich ‹nur› ein Mädchen bin», sagt Glauser.
Später sei das Model, das mit seinem androgynen Aussehen die Laufstege eroberte, oft gefragt worden, ob es sich aber schon als Frau fühle. «Ich habe diese Frage immer bejaht», so Tamy. «Aber im Innern war es einfach nicht meine ganze Wahrheit.»
Zur Erkenntnis, zwischengeschlechtlich zu sein, führte schliesslich ein jahrelanger Prozess. Noch vor zwei, drei Jahren überlegte sich das Model, ob es vielleicht ein Transmann ist – «Aber ich merkte dann, das passt auch nicht zu mir.»
Vor sechs Monaten fiel es Glauser schliesslich wie Schuppen von den Augen. Damals befasste sich die Ex-Liebe von Dominique Rinderknecht, 31, mit dem Thema «non-binär» und merkte: «Das ist es, das bin ich.»
Nach dem Outing fühlt sich Tamy «einerseits befreit, endlich zugehörig». Andererseits müsse sich Glauser selbst noch an das Ändern der Pronomen gewöhnen – also daran, nicht mehr «sie» zu benutzen. Auch das Erklären des Status berge im Alltag so manche Tücke.
So sei Glauser etwa kürzlich in einem Restaurant als «attraktive Frau» bezeichnet worden. «In solchen Situationen muss ich stets abwägen: Soll ich mich nun als non-binär outen, habe ich wirklich Zeit und Lust für ein 30-minütiges Gespräch?»
Für Glauser ist jedenfalls klar: Die Öffentlichkeit sollte stärker sensibilisiert werden: «Es gibt Menschen in allen Formen und Farben, und das ist doch wunderbar so.»