Vom Laufsteg in den südostasiatischen Dschungel: Seit zwei Monaten ist Tamy Glauser (40) unterwegs, zuerst in Sri Lanka, aktuell in Thailand. Statt Luxusresort hat sich das Berner Model für Schweigekloster und ein Leben in einem Dschungelhaus mit acht Unbekannten entschieden. Als wir Glauser am Telefon erreichen, ist sie gerade von einem Strandspaziergang zurück. «Es geht mir in Asien immer besonders gut», schwärmt sie. «Ich fühle mich hier zentrierter und in der Ruhe. Diese Reise ist ein Date mit mir selbst.» Ferien seien dafür das falsche Wort, was sie aktuell erlebe: «Ich arbeite, habe Meetings mitten in der Nacht – und gleichzeitig reflektiere ich mein Leben und mache, was mir Spass macht und mich erfüllt.»
Aktuell lebt das Berner Model in Phuket, Thailand, in einem Haus mit Fremden mitten im Dschungel.
ZVGIm Januar brach Tamy Glauser in der Schweiz ihre Zelte ab. Das Model meldete sich ab, kündigte ihre Wohnung in Zürich, ihre Sachen gab sie fast alle weg oder verschenkte sie. «Ich habe nur noch einen Rucksack und ganz wenige Sachen bei meinem Mami in Zürich», so Glauser. Ihre Reise führte die Bernerin zu Beginn nach Sri Lanka in ein Schweigekloster. «Ich liebe es in Vipassanas. Wenns gut läuft, fühle ich mich dort wie ein Kind, frei von allen Sorgen, voller Staunen. Komplett im Hier und Jetzt und dadurch in der bedingungslosen Liebe.» Im Schweigekloster erlebte sie Momente, «in denen es gar nichts braucht, um glücklich zu sein. Ich schaue den Ameisen eine halbe Stunde zu – und bin erfüllt.»
Bewusste Reduktion und tägliche Meditation
Glausers Reise führte sie weiter durch Malaysia bis nach Phuket, Thailand, wo sie aktuell «mitten im Dschungel» lebt. «Wir sind acht, neun Leute, aufgeteilt auf zwei Häuser – eine tolle respektvolle Gemeinschaft. Die Atmosphäre hier reiht sich perfekt an meine Erlebnisse im Kloster an.» Die ersten zwei Wochen habe sie wenig bis kaum geredet, erklärt Glauser mit einem Lächeln. «Diese bewusste Reduktion und die tägliche Meditation hier passen mir sehr gut und haben mich noch tiefer zu mir selbst gebracht.»
«Diese bewusste Reduktion und die tägliche Meditation hier passen mir sehr gut und haben mich noch tiefer zu mir selbst gebracht», sagt Glauser, hier beim Training mit einer Kollegin.
ZVGInteressant sind für die Bernerin und ehemalige angehende Soziologin auch die Unterschiede zwischen westlicher und östlicher Sozialisation: «In Südostasien sind die Menschen durch Religion ganz anders sozialisiert. Du kannst deine Tasche am Strand lassen, stundenlang im Wasser sein – nichts passiert. Das hat mit dem Glauben an Karma zu tun. Wer anderen schadet, schadet auch sich selbst.» Dieser spirituelle Glaubenssatz biete ihr ein ganz neues Gefühl von Sicherheit und Entspanntheit.
Rückkehr nach Zürich
Ihre Auszeit hat Tamy Glauser aber nicht nur innere Ruhe gebracht, sondern auch eine wichtige Erkenntnis: «Ich habe mich in der Schweiz abgemeldet, weil ich dachte, ich wandere aus. Aber jetzt ist mir klar: Ich gehe zurück nach Zürich», erklärt Glauser. Der Grund sei ihr Herzensprojekt, die Zurich Fashion Week. «Das Baby braucht meine Präsenz. Ich habe gemerkt, das geht nur vor Ort.» In ihrem Entscheid, wieder in ihre Heimat zurückzukehren, spielt auch ihre neue Partnerin, eine deutsche Architektin, eine Rolle. «Es ist natürlich einfacher, eine Fernbeziehung mit jemandem in Deutschland zu führen, wenn man nicht am anderen Ende der Welt lebt», sagt Glauser und lacht.
«Ich arbeite, habe Meetings mitten in der Nacht – und gleichzeitig reflektiere ich mein Leben und mache, was mir Spass macht und mich erfüllt», sagt Glauser.
ZVGLehrerjob und Erkenntnisse
Im Juni dieses Jahres kehrt Tamy Glauser wieder zurück in die Schweiz. Bis dahin wartet noch ein weiterer Höhepunkt: ein einmonatiger Aufenthalt auf der thailändischen Insel Koh Phangan, wo sie erstmals als Breathwork-Coach unterrichten wird. «Sonst atme ich mit Menschen – jetzt bilde ich sie darin aus. Das ist ein schöner nächster Schritt in meiner Entwicklung.»
Und was nimmt sie von ihrer Reise in Südostasien mit in die Schweiz? «Die Antworten sind immer in uns selbst», erklärt Glauser abschliessend. Eine Erkenntnis, die sie ganz im Sinn von Paulo Coelhos «Der Alchimist» gewonnen habe: «Am Ende merkt man, dass das, was man gesucht hat, die ganze Zeit zu Hause war.»