Tamy Glauser ist tiefenentspannt. Ihre Stimme, ihr Wesen aber auch ihr Umgang mit Hasskommentaren. Wo sich andere verletzt fühlen oder aufregen würden, lehnt sich das Model zurück und lacht den Hass mit ihrer Freundin Dominique Rinderknecht, 30, einfach weg.
Im Interview mit schweizer-illustrierte.ch spricht die 35-Jährige darüber, wie sie es schafft, mit so viel Gelassenheit auf Beleidigungen zu reagieren – und formuliert eine überraschende Botschaft an die Verbreiter von Beleidigungen im Netz.
Tamy, was sind deine Erfahrungen mit Hasskommentaren auf Social Media?
Auf Social Media sehe ich das eigentlich weniger, ich habe kein Facebook-Profil, das hilft. Bei Dominique bekomme ich manchmal mit, dass es dort wirklich heftige Kommentare hat. Facebook ist in den letzten Jahren echt eine Hassplattform geworden, finde ich. Wenn mal ätzende Kommentare auf Instagram kommen, dann sind die zumeist sexistisch oder homophob. Was mich fast krasser dünkt, sind die Beiträge unter Medienberichten.
Was meinst du da spezifisch?
Ja, was sich da so durchs Band zieht, ist, dass die Leute schreiben, dass ich ein Mann sei, oder wie hässlich ich aussehe. Sehr viel aufs Äussere bezogen. Das Schlimme an diesen Kommentaren ist, dass sie total anonym sind und man überhaupt nichts dagegen machen kann.
Liest du all diese Kommentare unter Medienberichten und in Social Media?
Nein, eigentlich eher selten. Manchmal, wenn ich Zeit habe, nimmt es mich dann aber schon wunder, was so kommentiert wird.
Was macht das mit dir?
Ach, wenn, dann spreche ich mit Dominique darüber, und dann lachen wir. Solche Beiträge kann man doch echt nicht ernst nehmen. Ich frage mich aber schon, was das für Menschen sind, die ihre Zeit damit verschwenden, Hass über andere zu verbreiten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was im Kopf von jemandem vorgeht, der etwas über mich liest und denkt: «Die muss ich jetzt fertig machen.»
Was glaubst du, was das für Menschen sind?
Wahrscheinlich sind die schon sehr unzufrieden mit sich selber. Denn wenn man glücklich ist, dann hat man doch auch kein Interesse daran, Hass zu verbreiten?
Was war das Schlimmste, dass du Online über dich lesen musstest?
Ganz ehrlich, das weiss ich nicht einmal mehr. Solche Kommentare bleiben bei mir nicht hängen. Ich konzentriere mich auf das Gute im Leben.
Stimmt es, dass du deine politische Karriere auch wegen der Hasskommentare beendet hast?
Nein, das stimmt so nicht. Das hatte vielmehr mit der Medienberichterstattung zu tun. Es ging dann so weit, dass mir Leute auf der Strasse recht aggressiv entgegenkamen, und das wollte ich nicht mehr. Ich finde es grundsätzlich besser, wenn man mir seine Meinung direkt sagt, aber nicht mit sinnloser Aggressivität.
Was ist deine Botschaft an die Schreiber von Hasskommentaren?
Ich wünsche ihnen eigentlich, dass sie etwas in ihrem Leben finden, dass sie zufrieden und glücklich macht. Wer weiss, vielleicht schreiben sie einem dann ja ein Kompliment. Mich würde es freuen.