Beste Freundinnen sind sie nicht. Aber sehr, sehr gute Freundinnen. Das sagen sie über ihre Beziehung. Ihr Duo besteht schon seit acht Jahren. «Wir kennen uns in- und auswendig», erklärt Tanja Hüberli (31) und blickt zu ihrer Teampartnerin Nina Brunner (28). Die bestätigt: «Ja, klar. Im Restaurant können wir für die andere bestellen.» Die beiden lachen. Wenn sie an Wettkämpfe oder Trainings reisen, ist auch klar, wer welche Bettseite im Hotelzimmer hat. Nina schläft beim Fenster, Tanja an der Tür. So wird es wohl bald auch in Paris sein. Das Schweizer Beachvolleyball-Dreamteam hat sich zum zweiten Mal für Olympia qualifiziert.
Hüberli und Brunner verbuchen im vergangenen Jahr, das für die Qualifikation entscheidend ist, grosse Erfolge. In Wien werden sie im August 2023 zum zweiten Mal Europameisterinnen. Und diesen April feiern sie den ersten Turniersieg auf Welttour-Ebene im mexikanischen Tepic. Die erfolgreiche Saison 2023 schenkt Selbstbewusstsein: «Wir wissen jetzt, dass wir vorne mitspielen. Das gibt eine innere Ruhe», meint Hüberli. Vor drei Jahren landen sie an den verschobenen Corona-Spielen in Tokio auf dem neunten Platz. Damals in leeren Stadien. «Eine triste Erfahrung, das olympische Feeling war nicht da. Und trotzdem hilft es uns, das Ganze schon einmal erlebt zu haben», sagt Nina Brunner.
«Wir performen tendenziell schlechter, wenn wir grosse Erwartungen haben»
Nina Brunner
Unbeirrt vom Eiffelturm
In Paris werden Brunner/Hüberli direkt neben dem Eiffelturm vor 13 000 Menschen den Sand stürmen. Die Location sei zwar atemberaubend, werde aber bei Turnierbeginn ausgeblendet. «Dann sind wir so im Tunnel, dass uns egal ist, ob wir an einem Strand in Brasilien oder neben dem Pariser Wahrzeichen spielen», sagt Hüberli bestimmt. Haben sie in Paris die «medaille d’or» vor Augen? Das Duo verneint. Andere Sportlerinnen und Sportler hätten diesen Lebenstraum von Gold, trainierten ihr ganzes Leben darauf hin. Bei Hüberli und Brunner aber haben grosse Ziele in der Vergangenheit teilweise zu viel Druck ausgelöst. «Wir haben gemerkt, dass zu hohe Erwartungen und der Drang, alles auf diesen einen Wettkampf hin noch besser machen zu wollen, für uns nicht förderlich sind. Dann performen wir tendenziell schlechter.»
Selbst eine Wunschplatzierung wollen sie nicht nennen. Die beiden möchten am Ende des Turniers nur eins: feststellen können, alles gegeben zu haben. Doch dann fügt Tanja Hüberli zögerlich doch noch hinzu: «Mit dem neunten Platz wären wir dieses Mal nicht zufrieden.» Auf welche Gegnerinnen sie am liebsten nicht treffen würden, geben die beiden nicht preis. Sie lächeln sich nur spitzbübisch an. «Wir kennen die Spielweise der anderen Teams – sie aber auch unsere. Das hat Vor- und Nachteile.» Und natürlich gebe es auch immer wieder Gegnerinnen, welche auf dem Platz mit Gesten oder Rufen provozieren. Das Duo kennt solche Psychospielchen. Sie sind nicht ihr Stil. «Wir konzentrieren uns lieber auf uns.»
«Mit dem neunten Platz wären wir dieses Mal nicht zufrieden»
Vor dem Spiel motivieren sie sich mit dem Mantra «Be aggressive, be aggressive!», das sie laut singen. «Wir müssen diese Aggressivität auf den Platz bringen – und zwar gemeinsam.» Denn läufts der einen schlecht, soll die andere sie wieder raufziehen. Tanja Hüberli erklärts so: «Wie gesagt – wir kennen uns in- und auswendig. Und das wird uns in Paris helfen.»