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Star im NBA-Profi-Basketball

Thabo Sefolosha kehrt heim

In den USA gehörte er zu den Stars im NBA-Profi-Basketball. Sein letztes Spiel bestritt er aber für seinen Herzensverein Vevey. Aus Dankbarkeit. Thabo Sefolosha über den Glauben, das Leben als Schwarzer in den USA und die Ambitionen seiner Tochter Naledi.

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Le basketteur Thabo Sefolosha et sa fille Lesedi aux galeries du Rivage ce mercredi 5 avril 2023 à Vevey. (VFLPIX.COM /Valentin Flauraud)

In der Schweiz zu Hause, Wurzeln in Afrika: Thabo Sefolosha und Tochter Naledi. «Alle drei Kinder haben südafrikanische Namen», so Thabo.

Valentin Flauraud

Es war ein Rücktritt vom Rücktritt, als Thabo Sefolosha (39) nochmals in die Basketballschuhe stieg und das Mannschaftsleibchen seines Jugendvereins Vevey Riviera überstreifte. Der Verein war im Playoff-Viertelfinal und Sefolosha nach über 14 Jahren in den USA bereits wieder in Vevey wohnhaft. Doch der Einsatz des defensiven Superstars nützte nichts, Vevey schied aus. Und damit beendete der erste Schweizer in der NBA seine Karriere endgültig.

Nun tritt vielleicht Tochter Naledi (13) in seine Fussstapfen. «Ich habe erst vor ein paar Monaten mit Basket angefangen, als wir definitiv in die Schweiz zurückgekehrt sind», erzählt sie. «Wenn ich bei den Spielen meines Vaters in den USA dabei war, habe ich ihn auf dem Feld immer sehr konzentriert, fast missmutig erlebt. Das hat mir nicht wirklich Lust auf den Sport gemacht.»

Vater und Tochter sitzen in der Basketballhalle der Galeries du Rivage in Vevey VD. Hier hat die Karriere von Thabo Sefolosha begonnen, hier hat er gelitten. «Aber heute habe ich nur gute Erinnerungen», meint er lachend. Klar ist: Wer als Schweizer in die NBA, die beste Liga der Welt, aufsteigen will, braucht ausserordentliches Talent, Hartnäckigkeit, Demut und unbedingten Kampfwillen. Thabo hat all das auf sich vereint, zog nach einem Abstecher nach Frankreich in die USA und spielte mit und gegen die Besten. Mit über zwei Metern Grösse etablierte er sich für 16 Jahre als Abwehrspezialist gegen Legenden wie LeBron James oder Kobe Bryant.

Letzte Station der sportlichen Reise war Salt Lake City. Dort beendete Thabo nicht nur sein US-Abenteuer, sondern entschied die Familie auch, in die Schweiz zurückzukehren. Seine Frau Bertille und er wollten, dass die Kinder in der Schweiz aufwachsen. «Es ist schön, sie alleine Bus oder Zug fahren, sie alleine zu ihren Freundinnen gehen zu lassen.» All das sei in den USA nicht möglich gewesen. Einmal brachte die Polizei die Töchter, damals etwa zehnjährig, zu Sefoloshas heim, weil sie alleine im nahegelegenen Park gespielt hatten.

Le basketteur Thabo Sefolosha et sa fille Lesedi aux galeries du Rivage ce mercredi 5 avril 2023 à Vevey. (VFLPIX.COM /Valentin Flauraud)

«Er schaut immer so missmutig drein.» Naledi über den Gesichtsausdruck ihres Vater Thabo während der Matches.

Valentin Flauraud
Aktiv bei «Black Lives Matter»

Thabo Sefolosha ist ein politischer Mensch, einer, der sich einmischt. Die «Black Lives Matter»-Bewegung hat ihn stark beschäftigt. «Noch heute kann man das Thema in den USA nicht problemlos ansprechen.» Selber hat er in New York erlebt, dass die Hautfarbe  bei Polizeieinsätzen immer noch eine Rolle spielt. Ihm wurde von Polizisten  ein Schienbein gebrochen, als er vor einem Club zusammen mit einem Teamkollegen verhaftet wurde. Sefolosha wehrte sich vor Gericht und bekam von der Stadt New York vier Millionen Dollar Schmerzensgeld zugesprochen. «Bertille und ich haben beide afrikanische Vorfahren. Für uns war klar, dass wir uns gegen Rassismus einsetzen und auch an Demonstrationen teilnehmen.» Sefoloshas sind auch befreundet mit der Familie von Martin Luther King, da eine der Töchter mit einer Nachfahrin zur Schule ging.

Die Familie ist Bertille und Thabo sehr wichtig. Mehrmals waren sie auch schon in Südafrika, der Heimat seines Vaters. «Er ist in einem Township in Pretoria aufgewachsen, ein grosser Teil der Familie lebt noch dort. Einige sind erfolgreich, andere sehr arm. Mir gibt Bodenhaftung, wenn ich an ihre Situation denke.» Thabo schwärmt aber auch von der Grossfamilie, wo bei Besuchen alle willkommen seien und immer etwas los sei. «Wir singen und tanzen, beim Geschirrspülen, beim Putzen. Wir hören von Rap über Pop und afrikanische Musik bis zu Klassik einfach alles.» Auch Naledi gefällt es dort, «es herrscht immer gute Stimmung».

Bei Thabo, Bertille, Naledi, ihren Schwesterm Lesedi (12) und Sesi (2) wird zu Hause gebetet. «Der Glaube an eine Kraft, die grösser ist als wir, gibt uns auch im schlimmsten Sturm einen Anker», so Thabo. Es gebe viele Hochs und Tiefs im Leben eines Athleten, «aber auch im Schulalltag»,betont er und blickt auf Naledi. Die antwortet: «Ich bete gern.»

21 octobre 2019 Thabo Sefolosha en famille. ©Instagram

Leben in den USA: Thabo 2019 mit Frau Bertille und den Töchtern Lesedi (l.) und Naledi. 2021 kam Sesi zur Welt.

Instagram

Was Thabos berufliche Zukunft bringt, ist noch nicht klar. Er diskutiere mit seinen Brüdern Möglichkeiten im Bereich Immobilien, der Gastronomie oder des Verkaufs. Zudem engagiert er sich als Berater in der Jugendförderung bei Swiss Basketball.

Auch privat hat er nun ein Förderprogramm: Obwohl Naledi noch nicht lange in einem Team spielt, ist sie schon gut integriert. «Sie kann schnell Kontakte knüpfen, das fiel mir deutlich schwerer. Auch war ich als Jugendlicher sehr ‹street›, dauernd draussen, immer unterwegs. Sie ist da ganz anders.» Naledi freut sich jedenfalls über die Tipps und Tricks ihres erfolgreichen Vaters: «Er hilft mir beim Aufwärmen und sagt, wenn ich wirklich Erfolg haben wolle, müsse ich hart arbeiten. Wir trainieren zwei Mal die Woche, eigentlich sollte ich jeden Tag ins Training.»

Druck ausüben will der Vater nicht. «Es muss ihr Spass machen. «Meine Ratschläge sind sehr einfach. Wenn du willst, dass es im Match gut läuft, arbeite während der Woche einfach härter.» Wie er es hier, in der Halle in Vevey, einst getan hat. Und wo er sich nur noch an das Schöne erinnert.

Le basketteur Thabo Sefolosha et sa fille Lesedi aux galeries du Rivage ce mercredi 5 avril 2023 à Vevey. (VFLPIX.COM /Valentin Flauraud)

Bereits 1,80 Meter gross: Naledi und Thabo Sefolosha in der Baskethalle in Vevey. Hier begann seine Karriere.

Valentin Flauraud
Von Valentin Flauraud/VFpix.com am 9. Juli 2023 - 18:00 Uhr