Der Mann ist 45 und trägt sein Stofftier aus Kindheitstagen ständig mit sich. Hautnah. «Lümpli» – so nannte Thomas Meyer einst sein Lieblingsplüschtier – prangt als Tattoo auf dem Oberschenkel des Bestsellerautors («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse»).
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Von Fuss bis Hals ist Meyer tätowiert. Frei von Tinte ist nebst dem Rücken nur der Kopf – noch. «Ein Gesichtstattoo fände ich durchaus cool, etwas Kleines an der Schläfe.» Darauf verzichtet hat er bisher nur der Gesellschaft wegen. «Ich werde jetzt schon oft angestarrt.»
Sein erstes Tattoo lässt sich Thomas als 19-Jähriger stechen – ein nordamerikanisches Indianermotiv. Es ziert Meyers rechten Oberarm. «Ein typisches Beispiel für Cultural Appropriation, also die Übernahme von fremdem Kulturgut», sagt er. «Das wusste ich damals noch nicht, mir fehlte dafür schlicht das Bewusstsein. Ich fand das Motiv einfach schön. Dabei habe ich letztlich kein Anrecht darauf.»
Heute liefert er die Vorlagen selbst. Von den Dutzenden Tattoos auf seinem Körper gehen einige auf das Konto seines Sohnes Levi, drei auf das seiner Ex-Verlobten Lisa. Manche sind spontane Entscheidungen des Autors, andere spiegeln Erinnerungen an Vergangenes wider.
Die beiden Strichmännchen auf Meyers Füssen malte sein siebenjähriger Filius: Sie stellen Vater («Ich bin der Dicke») und Sohn dar, die sich, wenn Meyer seine Füsse eng zusammenstellt, an der Hand halten.
Dass er als Papa so bemalt ist, sei für seinen Sohn normal.
Anders sieht es bei Meyers eigenen Eltern aus. Die bringen Tätowierte noch mit Matrosen, Rockern und Kriminellen in Verbindung. «Aber in meiner Generation kenne ich mittlerweile kaum einen, der nicht bemalt ist.» Sein eigener Sohn, da ist er überzeugt, wird dereinst kein Tattoo tragen. «Kinder wollen nicht aussehen wie ihre Eltern.»
Lust und lustig – beides zeigt sich in Meyers Tattoos. Für seine Ex-Partnerin Lisa ist Meyer, der mütterlicherseits jüdische Wurzeln hat, «der lustige Jud’» gewesen. Seine Ex ist Deutsche – eine Konstellation, bei der bald einmal Sprüche gefallen sind. «Das war Bestandteil unseres Humors», sagt Meyer lachend.
Also bat er Lisa eines Tages: «Schreib das bitte mal auf.» Mit dem Zettel geht er zum Tätowierer, seither steht auf seiner Brust in Lisas Handschrift «Der lustige Jud’». Es gibt zwei weitere Tattoos, die dieser Beziehung entsprungen sind. Bereut er das?
«Im Gegenteil. Wir sind zwar kein Paar mehr, hatten aber eine sehr schöne – und eben auch sehr lustige – Zeit, und die Tattoos erinnern jeden Tag daran.»
Ist er süchtig nach Tattoos? «Das Wort Sucht wird dem nicht gerecht», sagt er nachdenklich. Eher hat es für ihn etwas damit zu tun, «sich selbst zu spüren und zu transformieren – auch und gerade durch Schmerz». Mal mehr, mal weniger.
Im Sommer 2016, so erzählt er, macht er eine Art Tattoo-Exzess durch. In wenigen Monaten lässt er sich 20 Motive stechen. «Ich verarbeitete so eine intensive Begegnung mit einer intensiven Frau und einer intensiven Trennung.»
Tattoos als Therapie? «Ja und nein. Gehts mir richtig gut, habe ich zumindest viel weniger Lust auf Schmerz – und auf Tattoos.»
Leiden für Lust und Kunst. Meyer liebt Körperkunst. Seine. Aber auch bei Frauen. «Frauen mit Tattoos machen mich extrem an», gibt er unumwunden zu.
Hat er noch Tipps?
1. Geh nie verkatert oder erkältet zum Tätowieren!
2. Bekifft ist auch nicht gut!
3. Bei Liebeskummer hingegen rate ich klar zum Tätowieren!
4. Betäubungssalbe hilft bei den ganz fiesen Stellen.
Zum Ende noch eine tattoofreie News: Im Herbst kommt Meyers neuer Roman – die Fortsetzung von «Wolkenbruch». Eine Frau kommt auch drin vor, die schöne Hulda. Ob die Tattoos trägt?