Tiziana, der Entscheid für die Ehe für Alle wurde noch einmal aufgeschoben und einen Tag später geben Dania und du eure Verlobung bekannt. Warum?
Wir haben uns eigentlich schon etwas früher verlobt und das hatte nichts mit dem Entscheid im Ständerat zu tun. Wir haben in den Sommerferien sehr viel Zeit miteinander verbracht und intensiv über die Zukunft gesprochen. Uns war eigentlich schon immer klar: Ich will sie heiraten, und sie mich. Aber in den letzten Wochen hat sich das Gefühl verstärkt und darum haben wir ganz unromantisch beschlossen, uns zu verloben. Der Zeitpunkt der Kommunikation wiederum, der war sehr bewusst gewählt.
Wie meinst du?
Seit ich gestern erfahren habe, dass es erneut eine Verschiebung für die Ehe für alle gibt, brodelt es in mir! Es macht mich so wütend, dass Menschen in Machtpositionen darüber entscheiden, wie wir unser Leben leben dürfen. Ich will mich dieser Willkür nicht mehr beugen und darum bestimmen wir nun selber, ob, wie und wann wir heiraten.
Wie stellt ihr trotzdem sicher, dass ihr als Paar fair abgesichert seid?
Damit müssen wir uns noch im Detail beschäftigen. Man kann natürlich mit verschiedenen Verträgen und der eingetragenen Partnerschaft schon eine ähnliche Absicherung wie ein Ehepaar erreichen. Aber wir wollen einfach nicht so eine halbgare Lösung, wie sie aktuell diskutiert wird. Wir wollen alle Rechte und Pflichten eines Ehepaares. Wir wollen dieselbe Sicherheit, besonders wenn es um das Thema Kinder geht. Da sind gleichgeschlechtliche Paare sehr im Nachteil.
Inwiefern?
Dania und ich möchten auf jeden Fall eine Familie gründen, aber wenn derjenigen etwas passiert, die die leibliche Mutter des Kindes ist, hat die andere keinen Anspruch darauf, das Kind weiter aufzuziehen. Sie existiert praktisch nicht im rechtlichen Sinne. Darum sind die Aussagen der Gegner, dass sie Kinder schützen wollen, für mich ein absoluter Witz. So schützt man keine Kinder, man gefährdet sie. Es ist nicht sicher, dass sie, nach dem Verlust eines Elternteils bei ihrer Mutter bleiben können. Das ist doch unsinnig und stresst mich wahnsinnig.
Wie war eigentlich der Heiratsantrag?
Naja, wir hätten uns eigentlich beide einen klassischen Antrag gewünscht. Aber in den vielen Gesprächen um unsere Zukunftsplanung war es dann irgendwann einfach klar, dass wir das wollen. In diesem Sinne gab es also keinen Antrag. Aber es war trotzdem wunderschön und besonders die Reaktionen aus unserem Umfeld und auf Social Media haben uns sehr berührt.
Wie soll eure Hochzeit aussehen?
Wir wollen 2022 heiraten. Aber da alles noch sehr frisch ist, haben wir uns nicht so grosse Gedanken gemacht, wie sie genau ablaufen soll. Ich denke, es wird ein grosses Fest geben. Es soll richtig gefeiert werden, jede und jeder so wie sie sind und auf keinen Fall stir. Die Gäste sollen sich richtig austoben können. Ich denke, da sind Dania und ich uns einig.
Was wünschst du dir für eure Zukunft?
Ich hoffe, dass Dania und ich uns immer unsere Träume verwirklichen können. Wir beide das tun, dass uns glücklich macht. Ich hoffe, dass wir uns eine schöne Familie erschaffen können: mit Kind und Hund und allem, was für uns dazugehört.
Und was erhoffst du dir für die LGTBQ+-Familie?
Dass wir uns nicht mehr einschränken lassen müssen. Niemand. Dass wir frei und gefahrlos leben können. Als vor sieben Jahren klar war, dass Dania und ich zusammen sind, war die grösste Sorge unserer Familien, dass wir es schwerer haben würden, als andere Paare. Und das stimmt, aber wir sind dabei ja sehr glücklich miteinander und ich will andere ermutigen, dass sie dieses Glück auch leben und wagen. So kann man nämlich alles erreichen.