Zweimal jährlich findet im Zuhause von Comedy-Lady Fabienne Hadorn (48) im Zürcher Kreis 4 ein geselliges Damenkränzchen statt. Eines, bei dem sich Frauen mit überbordender Fantasie, Kreativität und Einfallsreichtum zu Erdbeertörtli und Cüpli statt Kaffee treffen, um über Unterhaltungskonzepten zu brüten, neue Theaterprojekte aufzugleisen oder an Bühnenprogrammen zu feilen.
Gastgeberin Fabienne Hadorn selbst zählt wohl zu den künstlerisch einfallsreichsten Frauen in der Schweiz – und das seit einem Vierteljahrhundert; 2023 feierte sie 25-jähriges Bühnenjubiläum. Die Frau ist ein Tausendsassa; laut Online-Enzyklopädie Wikipedia «Schauspielerin, Sängerin, Texterin, Sprecherin, Regisseurin und Tänzerin». Sie stand im Zürcher Schauspielhaus und im Theater Basel auf der Bühne, spielte in Köln, bei den Salzburger Festspielen sowie im Casinotheater Winterthur. Krimifans ist sie aus dem «Tatort Luzern» in Erinnerung, wo sie von 2015 bis 2019 als nerdige Chefin der Spurensicherung auftrumpfte.
Aktuell bespasst Hadorn in der im Herbst 2023 gestarteten Comedy- und Satireshow von SRF «Die Sendung des Monats» sowohl das klassische Fernseh- als auch das jüngere Internetpublikum. Flankiert von Gabriel Vetter (41) und Sven Ivanić (33) sorgt sie laut «Blick» bei dem neuen Late-Night-Format für «expressive Komik». Kommenden Ostermontag folgt die nächste 45-minütige Monatsrückschau – auf den März. An den jeweils drei anderen Sonntagen im Monat unterhält Stefan Büsser mit seiner «Late Night Switzerland» das hiesige TV-Publikum.
Dass es fürs Trio Vetter/Hadorn/Ivanić in Sachen Gags und Pointen Luft nach oben hat, bestreitet Hadorn nicht. «Als Team müssen wir noch zusammenwachsen, müssen uns finden.» Aus ihrer Theatererfahrung heraus, so schätzt sie, «braucht es dafür eine Saison». Ob ihnen das Schweizer Fernsehen diese Zeit lässt, wird sich zeigen.
Der «Tages-Anzeiger» schrieb über die «Deutschschweizer Bünzli-Ironie» trocken: «Noch wirkt es etwas hölzern, wenn die drei Gesichter der Sendung ihre Pointen im Wechselspiel anmoderieren.» Harsch urteilte die NZZ: «Die neue Late-Night-Show ist so, wie die Moderatoren den September beschreiben: harmlos und freundlich.» Beim Tagi wittert man zumindest Potenzial: «Das Team muss sich noch besser kennenlernen, aber es ist gutes Gag-Pressing und mal weniger, mal besser geglücktes Angriffsspiel auszumachen.»
Im Team Vetter/Ivanić/Hadorn bringt Fabienne am meisten Erfahrung bei Schweizer Comedy-Formaten mit. «Ich bin die Alte», sagt sie scherzhaft und verweist auf ihr früheres Mitwirken bei Kultsendungen wie «Viktors Spätprogramm», «Punkt CH», «Edelmais & Co.» oder – legendär – «Giacobbo/Müller». Sie profitiere von der Erfahrung, weil «ich weiss, wie gewisse Prozesse beim Fernsehen ablaufen und was es braucht, damit ein Gag oder Sketch funktioniert». Gerade wegen dieses Erfahrungsschatzes habe SRF sie letztlich wohl auch genommen.
Dass es Stimmen gibt, die Hadorn als «Quotenfrau» im SRF-Comedy-Programm bezeichnen, ist ihr egal. «Na und? Dann bin ich halt die Quotenfrau!» Sie selbst habe nichts zu verlieren, könne dem weiblichen Comedy-Nachwuchs aber hoffentlich für die Zukunft einen Weg bereiten. Und: Eine Erfolgsgarantie gebe es auch für sie mit ihrem Erfahrungsschatz nicht. «Entweder ich sinke oder ich schwimme», formulierte sie es in einem Interview.
Wichtig sei ihr vor allem, «gute Storys zu erzählen, lustige Sketche aufzuführen – und verschiedene Generationen abzuholen». Auch ihre älteste Tochter Irma. Die 16-Jährige wohnt wechselweise mit ihrer jüngeren Schwester bei Mutter Fabienne oder beim Vater vis-à-vis überm Hinterhof der Genossenschaftswohnung am Zürcher Bullingerplatz. «Irma ist an fast jeder Sendung hinter den Kulissen dabei; sie gibt mir wirklich gutes Feedback, gerade als Vertreterin der Generation Z, die in Sachen Humor ganz anders tickt.»
Anders als sie selbst tickten auch Fabienne Hadorns Eltern. Aufgewachsen ist die Comedienne im Säuliamt in einer Familie, die zwar kulturell nicht sehr beflissen gewesen sei, dafür aber «sehr sinnlich». Statt Theaterbesuche und Leseabende gab es Feiern, Feste, Sport und Musik. Ein Grossvater von ihr konnte «unglaublich jodeln», ein Grossonkel hatte eine sehr musikalische Seite. Der Kontrabass, auf dem Hadorn mitunter auf der Bühne zupft, stammt von ihm. Hadorn machte erst das Handelsdiplom und besuchte dann die damalige Theater Hochschule Zürich.
Doch zurück zum eingangs erwähnten Damenkränzchen. Das Vernetzen mit ihresgleichen ist Hadorn extrem wichtig. «Die Frauen sind die Erweiterung meiner Familie.» Mit Barbara Terpoorten (48) Lea Whitcher (36) und Rahel Sternberg (36) verbindet Hadorn beispielsweise die Regiearbeit für ihre Soloshow «Kaboom Room», die bis 21. Juni in Zürich und Winterthur zu sehen ist.
Martina Hügi (39) ist eine Kollegin von der «Late Night Switzerland»-Truppe, Sibylle Aeberli (62) war zuletzt Gast in Hadorns «Kaboom Room» im Zürcher Helsinkiklub – und Stefanie Grob (48) feiert gemeinsam mit Rahel Hubacher (48) am 16. April mit «Die Eltern – Teenage Edition» (bei dem Hadorn Regie führt) Premiere im Hechtplatztheater. Und nicht zuletzt ist auch Jane Mumford (36) eine derjenigen, die mit überbordender Energie, Fantasie und ihrem Comedy-Format «That’s Finta*tainement» Fabienne Hadorns Damenkränzchen bereichern.